Florian Fritsch (* 3. März 1978 in Albstadt-Ebingen, Baden-Württemberg) ist ein ehemaliger deutscher Hobby-Rennfahrer, Unternehmer und Investor. Fritsch ist Gründer und Vorsitzender von Fritsch & Co. mit Sitz in Vaduz und der Investmentfirma Kalrock, die ihren Sitz in Zug hat und Niederlassungen in London und Luxemburg betreibt.

Werdegang

Fritsch beendete sein Hobby als Rennfahrer, zuletzt in der ADAC GT Masters 2011, nach einem Unfall 2011. Der Rennsport führte ihn nach eigenen Angaben dazu, in E-Mobilität zu investieren. Er investierte gemäß eigener Aussagen als einer der Ersten in Europa in den Autohersteller Tesla. Die von Fritsch getätigte Aussage, dass „Fritsch im Jahr 2008 als einer der ersten Investoren überhaupt beim E-Auto-Pionier Tesla Motors einstieg und so mitverantwortlich die Weichen für den Übergang in Richtung Elektromobilität legte“, konnte er nicht belegen. Vielmehr soll er im Jahr 2010 auf Firmenkosten 500 Tesla Aktien gekauft und den Gewinn 2013 auf sein Privatkonto überwiesen haben.

2013 stellte Fritsch eine Anschubfinanzierung für das Berliner IoT-Startups Relayr zur Verfügung und holte weitere Investoren an Bord, wie den US-Investor Kleiner Perkins Caufield & Byers. 2018 wurde Relayr an den Münchner Rückversicherer Münchener Rück für insgesamt 300 Millionen US-Dollar verkauft. Die Investoren von Fritsch erhielten bisher jedoch keinen Anteil am Verkaufserlös.

Über seine Investmentfirma Kalrock investierte Fritsch in den Lieferdienst Delivery Hero.

Das Family-Office von Florian Fritsch verwaltet nach eigenen Angaben über eine Milliarde Euro.

Fritsch ist neben Gernot Friedhuber und Patrick Knapp Schwarzenegger Investor bei dem oberösterreichischen Hersteller von Elektrobatterien Kreisel Electric. Im November 2020 gab Kreisel eine strategische Allianz mit Shell bekannt mit dem Ziel, seine Lithium-Ionen-Batteriemodultechnologie mit der Wärmemanagementflüssigkeit von Shell zu kombinieren.

Im Dezember 2021 wurde das Unternehmen an den US-Landmaschinenriesen John Deere verkauft. Das kurz vor dem Konkurs stehende Unternehmen ging für 360 Millionen Euro an den Weltkonzern (John Deere übernahm 70 Prozent).

Fritsch ist Anteilseigner und war Vorsitzender des Aufsichtsrats der 2019 gegründeten Firma Gropyus, die Gebäude „ressourcenschonend, langlebig und effizient“ entwickeln will. Ein Fokus von Gropyus liegt auf dem Schaffen von günstigem Wohnraum, durch die industrielle Produktionstechnik des Wohnbaus sollen die Baukosten gesenkt werden. Im Oktober 2021 schied Fritsch aus dem Gropyus-Aufsichtsrat aus.

Gemeinsam mit dem in Dubai ansässigen Investor Murari Lal Jalan hat Fritsch über seine Investmentgesellschaft Kalrock Capital Jet Airways, die ehemals größte Fluglinie Indiens, für 100 Mio. Euro ersteigert.

Im November 2022 wurde bekannt, dass der Plan zur Finanzierung sich verzögere, da sich die Kreditgeber und das Jalan-Kalrock-Konsortium nicht einigen konnten. Die Ermittlungen wegen des Verdachts des schweren Betrugs, der Untreue und Geldwäsche gegen Fritsch hätten gemäß Kalrock keinen Einfluss auf die Übernahme von Jet Airways.

Vermögen

Nach Angaben von Forbes habe sich Fritsch „mit einem offenbar ausgeprägten Instinkt für neue Geschäftsideen ein Milliardenvermögen aufgebaut“. Im Interview mit Forbes widersprach Fritsch nicht. Vertraute von Fritsch sollen jedoch sagen, dass dies maßlos übertrieben sei. Gegenüber dem Handelsblatt teilte Fritsch mit: „Ich selbst habe nie die Behauptung aufgestellt, ich hätte ein Milliardenvermögen.“ Forbes hat die Passage später aus dem Artikel gelöscht.

Kritik

Einer im August 2022 veröffentlichten Recherche des Handelsblatts zufolge gibt es an den Angaben zur „Investorenkarriere“ von Fritsch Zweifel. So würde sein Geschäftsgebaren seit fast 15 Jahren deutsche Gerichte beschäftigen:

  • Mit Anfang 20 sei Fritsch in den Finanzvertrieb umgestiegen und habe Privatanlegern sogenannte stille Beteiligungen verkauft, darunter fragwürdige Finanzprodukte der Göttinger Gruppe, die Insolvenz anmelden musste. Durch diese „Milliardenpleite“ waren auch Kunden von Fritsch betroffen, weshalb er 2008 von einem Kunden, der alles verloren hatte, am Landgericht Ansbach wegen „fehlerhafte Anlageberatung“ verklagt wurde, da Fritsch die Investition als „stabile, inflationssichere und steuersparende Geldanlage“ empfohlen hatte, deren Rückzahlung „zu 100 Prozent“ gesichert sei.
  • 2009 soll Fritsch mit der Fritsch Verwaltungs GmbH „sechsstellige“ Schulden akkumuliert haben und konnte seinen Investoren kein Geld auszahlen.
  • 2010 soll er als Geschäftsführer einer Gesellschaft zur Errichtung von Geothermie-Werken in Regensburg 500.000 Euro Privatausgaben auf Firmenkosten bezahlt und Darlehen aufgenommen haben.
  • 2011 soll er mit einer Freundin private Reisekosten in Höhe von 41.000 Euro auf Firmenkosten abgerechnet haben, weshalb ihn Investoren verklagten. Das Urteil aus dem Jahr 2014 des Landgerichts Regensburg verurteilte ihn wegen einer „vorsätzlich begangenen unerlaubten Handlung“ zu Schadensersatz. Insgesamt soll es dann bereits Forderungen in Millionenhöhe gegeben haben.
  • Eine weitere Klage soll am Landgericht München anhängig sein, wo er von Investoren verklagt wird, die über Fritsch eine stille Beteiligung in Relayr getätigt hatten. Das Unternehmen wurde 2018 von der Munich Re zu einer Bewertung von 300 Millionen Euro übernommen, die Investoren von Fritsch erhielten bisher jedoch keinen Anteil am Verkaufserlös.
  • Des Weiteren hat ein Anwalt in Liechtenstein im Namen von zwei Großgläubigern Arrestbeschlüsse in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe über Konten von Fritsch erwirkt.
  • Fritsch und der ehemalige österreichische Wirtschaftsminister und Aufsichtsratschef der Österreichischen Nationalbank, Harald Mahrer, investierten in die Börsenhülle GFJ ESG. Inzwischen soll Fritsch seine Stellung verloren haben. Des Weiteren war er geschäftlich mit Gisbert Rühl, ehemals Chef des Stahlhändlers Klöckner, Relayr-Gründer Josef Brunner und Markus Fuhrmann, Co-Gründer von Delivery Hero und Gropyus verbunden, die sich inzwischen aber alle von ihm abgewendet hätten, nachdem sie von seiner juristischen Vergangenheit erfuhren.
  • Die Angabe, dass „Fritsch im Jahr 2008 als einer der ersten Investoren überhaupt beim E-Auto-Pionier Tesla Motors einstieg und so mitverantwortlich die Weichen für den Übergang in Richtung Elektromobilität legte“, wie von ihm selber angegeben, konnte Fritsch nicht belegen. Vielmehr soll er im Jahr 2010 auf Firmenkosten 500 Tesla-Aktien gekauft und den Gewinn 2013 auf sein Privatkonto überwiesen haben.

Am 11. November 2022 veröffentlichte das Handelsblatt, dass Behörden in Liechtenstein, der Schweiz und Österreich mehrere private und geschäftliche Liegenschaften von Florian Fritsch durchsucht hätten, da ihm Betrug und Geldwäsche vorgeworfen würden. Die Staatsanwaltschaft in Liechtenstein bestätigte gegenüber Bloomberg, dass sie dem Verdacht des schweren Betrugs, der Untreue und Geldwäsche nachgehen würde. Im März 2023 wurde bekannt, dass die Liechtensteinische Staatsanwaltschaft zudem wegen des betrügerischen Konkurses und der Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen Fritsch und weitere Personen und Firmen aus seinem Umfeld und teilweise seiner Familie, Ermittlungen aufgenommen habe.

Am 22. März 2023 hob das Bezirksgericht Zürich die Sperrung von Vermögensmitteln wieder auf. Das Gericht gab Florian Fritsch beziehungsweise der Fritsch & Co. AG Recht. Es stellte fest, dass die Panebo Holding AG keine Forderung gegen die Fritsch & Co. AG glaubhaft machen konnte. Das Urteil wurde vom Zürcher Obergericht bestätigt und gab damit die Gelder wieder frei.

Privates

Fritsch ist in zweiter Ehe verheiratet und hat eine Tochter.

Soziales Engagement

Fritsch war in Deutschland als ehrenamtlicher Rettungssanitäter und Feuerwehrmann engagiert. In Österreich ist er über die Baumann/Fritsch Foundation Förderer der Albertina. Er fördert zudem die Kinder- und Jugendarbeit des österreichischen Zweitligisten SC Austria Lustenau. Zusammen mit dem SC Austria Lustenau und der Destillerie Freihof initiierte Fritsch im März 2020 eine Sammelaktion für Altalkohol, um daraus Desinfektionsmittel für Gesundheitseinrichtungen in Vorarlberg und Liechtenstein herzustellen.

Einzelnachweise

  1. Fritsch & Co. Information auf der Website fritsch.com. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  2. ADAC GT Masters, Fahrer 2011, Porträt Florian Fritsch, abgerufen am 18. Mai 2020.
  3. Mut zum Risiko, Beitrag auf der offiziellen Website, abgerufen am 15. Mai 2020.
  4. Nachhaltiges Risiko, Forbes, abgerufen am 10. September 2020.
  5. 1 2 3 4 5 Jakob Blume, Kevin Knitterscheidt, Lars-Marten Nagel: Finanzierer: Dieser Mann beschäftigt seit 15 Jahren deutsche Gerichte – dennoch geben Investoren ihm immer wieder Geld. In: Handelsblatt.com. 30. August 2022, abgerufen am 1. September 2022.
  6. Star-VC Kleiner Perkins investiert erneut in Relayr, abgerufen am 17. Mai 2020.
  7. Munich Re übernimmt Technologieunternehmen Relayr, Medieninformation vom 4. September 2018, abgerufen am 15. Mai 2020.
  8. Kalrock & shareholders announce a successful placement of 2,000,000 existing shares in Delivery Hero, PR Newswire, abgerufen am 14. Mai 2020.
  9. Nachhaltiges Risiko, Forbes, abgerufen am 11. September 2020.
  10. Schwarzenegger-Neffe steigt bei Kreisel Electric ein, der brutkasten, abgerufen am 18. Mai 2020.
  11. Mühlviertler Betrieb Kreisel kooperiert mit Shell für bessere E-Akkus, derstandard.at, Artikel vom 19. November 2020, abgerufen am 25. November 2020.
  12. Tippinpoint: Zürcher Obergericht entscheidet im Streit um blockierte Gelder in Millionenhöhe. Abgerufen am 12. Juli 2023.
  13. Bau völlig neu gedacht, holzkurier.com, Artikel vom 17. März 2020, abgerufen am 12. Mai 2020.
  14. Nachhaltiges Risiko, Forbes, abgerufen am 11. September 2020.
  15. Zoff bei Start-up-Hoffnung Gropyus Artikel von Caspar Tobias Schlenk vom 18. Januar 2022 auf capital.de. Abgerufen am 11. August 2022.
  16. Insolvente Jet Airways: Der Airline-Retter aus dem Appenzell. In: Tages-Anzeiger. 24. Oktober 2020, abgerufen am 28. Oktober 2020.
  17. Arindam Majumder, Anirban Chowdhury: Jet Airways asset monetisation plan further delayed as impasse grows. In: The Economic Times. (indiatimes.com [abgerufen am 18. November 2022]).
  18. Unternehmensmeldung: Razzia beim deutschen Investor von Jet Airways. In: aeroTELEGRAPH. 14. November 2022, abgerufen am 18. November 2022 (Schweizer Hochdeutsch).
  19. Nachhaltiges Risiko. Abgerufen am 1. September 2022.
  20. Nachhaltiges Risiko | Florian Fritsch, Mitgründer Gropyus: #GBM. Abgerufen am 1. September 2022.
  21. Klaus Fiala: Nachhaltiges Risiko. In: forbes.at. 24. August 2020, abgerufen am 14. September 2022: „Anmerkung: Dieser Artikel wurde nachträglich adaptiert, da eine Formulierung rund um das Vermögen von Florian Fritsch missverständlich war.“
  22. Jakob Blume, Kevin Knitterscheidt, Lars-Marten Nagel: Umstrittener Financier: Razzien bei Investor Florian Fritsch in Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. In: Handelsblatt.com. 11. November 2022, abgerufen am 17. November 2022.
  23. Marton Eder: Jet Airways Investor Fritsch’s Property Raided in Liechtenstein. In: Bloomberg.com. 10. November 2022, abgerufen am 17. November 2022 (englisch).
  24. Sarah Heuberger: Startup-Investor Florian Fritsch: Ist er doch nicht so reich, wie er vorgibt? 1. Dezember 2022, abgerufen am 24. Mai 2023 (deutsch).
  25. Raids on Jet promoter Florian Fritsch. Abgerufen am 24. Mai 2023 (englisch).
  26. Caspar Tobias Schlenk: Ermittlungen im Fall des umstrittenen Investors Florian Fritsch ausgeweitet. In: FinanceFwd.com. 17. März 2023, abgerufen am 17. März 2023.
  27. Tippinpoint: Millionenstreit um Start-up eines Schwarzenegger-Neffen schlägt Wellen bis in die Schweiz. Abgerufen am 14. Juni 2023.
  28. Tippinpoint: Zürcher Obergericht entscheidet im Streit um blockierte Gelder in Millionenhöhe. Abgerufen am 12. Juli 2023.
  29. Übersicht der Charity-Aktivitäten auf www.fritsch.com, abgerufen am 11. Mai 2020.
  30. Vorarlberger spendeten 8.822 Liter, ORF Vorarlberg, abgerufen am 14. Mai 2020.
  31. Unternehmer spenden 250 Liter Desinfektionsmittel, Liechtensteiner Vaterland, abgerufen am 14. Mai 2020.
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