Florida-Klasse
Die Florida
Schiffsdaten
Land Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Schiffsart Schlachtschiff
Bauzeitraum 1909 bis 1911
Stapellauf des Typschiffes 12. Mai 1910
Gebaute Einheiten 2
Dienstzeit 1911 bis 1941
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 159,0 m (Lüa)
155,4 m (KWL)
Breite 26,9 m
Tiefgang max. 8,6 m
Verdrängung Konstruktionsmäßig: 21.825 tn.l.
Maximal: 23.400 tn.l.
 
Besatzung 1.001 Mann
Maschinenanlage
Maschine 12 × Wasserrohrkessel
4 × Parsons-Turbine
Maschinen­leistung 28.000 PS (20.594 kW)
Höchst­geschwindigkeit 20,75 kn (38 km/h)
Propeller 4
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 165–279 mm
  • Deck: 63 mm
  • Querschotten: 254 mm
  • Barbetten: 254 mm
  • Türme: 305 mm
  • Kasematten: 165 mm
  • Kommandoturm: 305 mm

Die Florida-Klasse war eine Schlachtschiffklasse der United States Navy, deren zwei Schiffe im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kamen. Diese Schiffe stellten eine Verbesserung gegenüber der vorangegangenen Delaware-Klasse dar. Dank größerer Maschinenräume fanden nun vier statt zwei Dampfturbinen Platz. Die Breite der Schiffe nahm zu, was ihnen eine größere metazentrische Höhe verlieh und damit den Auftrieb verbesserte und die Belastung des Rumpfes verringerte.

Konstruktionsgeschichte

Entwurf

Die Konstruktion der Florida-Klasse war aufgrund politischer Vorgabe eng an die vorangegangene Delaware-Klasse angelehnt, weshalb sie ebenfalls mit 30,5 cm-Geschützen bewaffnet wurde und nicht, wie in der Marine befürwortet, ein Übergang zu acht 35,6 cm-Geschützen vorgenommen wurde. Dennoch entschied man sich, im Gegensatz zur Vorgängerklasse, zur Ausstattung beider Schiffe mit einem Turbinenantrieb. Die Konstruktionsarbeiten endeten gegen Ende 1908, bewilligt wurden die Schiffe bereits in der ersten Jahreshälfte.

Bau

Die Kiellegung der Florida erfolgte am 9. März 1909 bei New York Navy Yard, der Stapellauf am 12. Mai 1910 und die Fertigstellung am 15. September 1911. Die Utah wurde am 15. März 1909 bei New York Shipbuilding, Camden, Kiel gelegt, lief am 23. Dezember 1909 vom Stapel und wurde am 31. August 1911 fertiggestellt. Die Bauzeit betrug jeweils etwa 30 Monate, die Baukosten etwa 6,5 Mio. $.

Technische Beschreibung

Abmessungen und Rumpfform

Die Schiffe der Florida-Klasse waren über alles 159 m lang, 26,9 m breit und hatten einen maximalen Tiefgang von 8,6 m. Hierbei verdrängten sie konstruktionsmäßig 22.174 t (21.825 ts), maximal 23.774 t (23.400 ts). Der Schlankheitsgrad betrug etwa 5,78:1. Die Rumpfform war ein Backdecker, wobei sich die Back, der erhöhte Bereich am Bug, bis zum achternen Gittermast nach hinten gezogen war. Für die Mittelartillerie waren seitliche Kasematten vorgesehen, für die jedoch keine großen Schussfenster eingeschnitten waren. Bei dem Umbau verbreiterten sich die Schiffe durch Anbau seitlicher Torpedowulste auf 32,9 m.

Antriebsanlage

Die Antriebsanlage bestand bei beiden Schiffen aus 4 Parsons-Turbinen, die von 12 Babock-Kesseln, die hauptsächlich mit Kohle und zusätzlich mit Öl betrieben wurden, den Dampf erhielten. Sie wirkten auf vier Propeller. Mit dieser Antriebsanlage wurde eine Antriebsleistung von etwa 28.000 WPS und eine Geschwindigkeit von 38 km/h (20,75 kn) erreicht. Der Rauchabzug erfolgte über zwei Schornsteine mittschiffs zwischen den Türmen. In diesem Zustand betrug der standardmäßige Heizmaterialvorrat 1.961 t Kohle und 406 t Öl, maximal etwa 2540 t Kohle zusätzlich zu dem Öl. Hiermit war vorgesehen, eine Fahrstrecke von 12.445 km (6.720 sm) bei 19 km/h (10kn) zu erreichen. Bei den Umbauten wurden die Turbinen und Kessel durch vier Curtis-Getriebeturbinen und vier ölbetriebene White-Forster-Kessel ersetzt. Die Leistung steigerte sich dadurch auf 44.000 WPS, die Geschwindigkeit hat sich jedoch vermutlich durch die gestiegene Breite nicht stark erhöht. Hierbei wurde die Anzahl der Schornsteine auf einen verringert. Zur Steuerung war ein Ruder vorhanden.

Hiermit ging die USA bei beiden Schiffen zur Verwendung von Turbinen über, nachdem bei der Vorgängerklasse ein Schiff mit Turbinen, das andere mit Dreifachexpansionsmaschinen ausgestattet war.

Bewaffnung

Hauptbewaffnung

Die Hauptbewaffnung bestand aus zehn 30,5 cm-SK L/45, die in fünf Zwillingstürmen in der Mittschiffslinie aufgestellt waren. Dieses Geschütz konnte 394 kg schwere Granaten bei einer maximalen Rohrerhöhung von 15° 22,9 km weit verschießen. Die Anordnung der Türme war dieselbe wie bei der Vorgängerklasse, wobei zwei Türme auf dem Vorschiff standen, von denen der zweite den ersten überfeuern konnte, der dritte mittschiffs überhöht hinter dem hinteren Mast, sodass er die beiden achternen Türme überfeuern konnte, und die beiden übrigen auf der gleichen Höhe auf dem Achterschiff standen. Dies ermöglichte Beschuss über Bug und Heck mit vier Geschützen, Breitseiten mit allen.

Mittelartillerie

Die Mittelartillerie, die auch zur Abwehr von Torpedobooten vorgesehen war, bestand aus sechzehn 12,7 cm-SK L/51, die sich beidseits in Kasematten fast über die ganze Schiffslänge im Rumpf befanden. Diese 1907 konstruierten Geschütze konnten 22,7 kg schwere Granaten bei einer maximalen Rohrerhöhung von 45° 13,2 km weit verschießen. Die maximale Kadenz betrug sieben Schuss pro Minute.

Flugabwehr

Zur Flugabwehr wurden 1917 zwei 7,6 cm-SK L/50 installiert. Sie konnten 5,9 kg schwere Granaten 16,3 km weit oder 9,5 km hoch verschießen, die maximale Kadenz betrug 10 Schuss pro Minute. Bei dem Umbau erhöhte sich ihre Anzahl auf 8.

Zudem waren zu Beginn 2 3,7 cm-SK in den Marsen installiert, die wohl zur Flugabwehr dienten.

Torpedobewaffnung

Die Torpedobewaffnung bestand aus 2 53,3 cm-Torpedorohren, die unter Wasser auf den Breitseiten installiert waren.

Bordflugzeuge

Bei dem Umbau in den 1920er Jahren wurde auf den Schiffen ein Flugzeugkatapult auf dem mittleren Geschützturm eingebaut und drei Wasserflugzeuge zur Aufklärung an Bord aufgenommen.

Panzerung und Schutzsysteme

Die Panzerung war aus drei Baugruppen aufgebaut.

Erstens schützte ein schwerer Seitenpanzer als Panzergürtel das Schiff etwa in Höhe der Wasserlinie vor auf kurze Entfernung abgeschossenen, flach einschlagenden Granaten. Dieser war im Bereich der sog. Vitalia, der für das Schiff lebensnotwendigen Einrichtungen, also der Kessel- und Turbinenräume und Munitionskammern der Schweren Artillerie, stärker als an den Schiffsenden und in diesem Bereich vorne und hinten mit Panzerquerschotten, quer durch das Schiff laufenden gepanzerten Wänden, abgeschlossen. Im Bereich etwa der Kesselräume setzte auf dem Seitenpanzer ein Zitadellpanzer auf, der ihn nach oben fortsetzte.

Zweitens schützten zwei Panzerdecks das Schiff vor auf hohe Entfernung abgeschossenen, steil einschlagenden Granaten. An den Schiffsenden außerhalb der Vitalia war nur ein Panzerdeck eingebaut, von denen das am Bug tiefer lag als das untere Panzerdeck im Bereich der Vitalia. Dieses lag unter der Wasserlinie, das untere etwa auf Höhe der Wasserlinie und das dritte auf Höhe der Oberseite des Seitenpanzers (ohne Zitadellpanzer). Die Panzerdecks hatten keine Böschungen, waren also bis zur Außenhaut horizontal.

Drittens wurden besondere nicht durch den Seitenpanzer und die Panzerdecks geschützte Bereiche durch zusätzliche Panzerungen geschützt. Dies waren erstens die Türme der Schweren Artillierie mit ihren Barbetten, den zylindrischen Unterbauten, die sie mit den darunter liegenden Munitionskammern verbanden und durch die die Granaten und Treibladungen transportiert wurden, zweitens die Kasematten der Mittelartillerie und drittens der Kommandoturm im Brückenaufbau mit der Röhre, die ihn mit dem unteren Panzerdeck verband.

Die Panzerstärken betrugen:

  • Seitenpanzer:
    • am Heck: 165 mm
    • im Bereich der Vitalia: 279 mm
    • am Bug: 254 mm
    • Zitadellpanzer: 165–254 mm
    • Panzerquerschotten: 254 mm
  • Panzerdecks:
    • oberes Panzerdeck: unbekannt
    • unteres Panzerdeck: unbekannt
    • am Bug: 85 mm
  • Türme der Schweren Artillerie:
    • Stirnseiten: 305 mm
    • Seiten: 203 mm
    • Decken: 148 mm
    • Barbetten: 254 mm
  • Kasematten: 165 mm
  • Kommandoturm: 305 mm
  • Röhre des Kommandoturms: 229 mm

Der Unterwasserschutz gegen Minen- und Torpedotreffer bestand zu Beginn lediglich aus den Kohlenschutzbunkern, also den Kohlenbunkern, die die Wirkung eines Treffers aufnehmen und von den Kessel- und Turbinenräumen fernhalten sollten. Ein Torpedoschott war nicht vorgesehen. Bei dem Umbau wurden zusätzlich Torpedowulste installiert.

Besatzung

Die Besatzung bestand aus 1001 Mannschaften und Offizieren.

Schiffe der Florida-Klasse

Florida

Die Florida wurde am 9. März 1909 auf Kiel gelegt und lief am 12. Mai 1910 vom Stapel. Sie wurde am 15. September 1911 in Dienst gestellt. Im Ersten Weltkrieg wurde sie nach dem Kriegseintritt der USA ab Dezember 1917 zusammen mit der britischen Hochseeflotte eingesetzt. Zu Gefechten kam es jedoch nicht. Am Ende des Krieges eskortierte sie die deutsche Hochseeflotte nach Scapa Flow, wo diese interniert wurde und sich selbst versenkte. Das Schiff wurde zwar noch von 1924 bis 1926 modernisiert, aber zur Erfüllung der Abrüstungsbedingungen aus dem Londoner Flottenvertrag am 16. Februar 1931 außer Dienst gestellt und ein Jahr später verschrottet.

Utah

Die Utah wurde am 15. März 1909 auf Kiel gelegt und lief am 23. Dezember 1909 vom Stapel. Am 31. August 1911 wurde sie in Dienst gestellt und 1917 nach dem Kriegseintritt der USA im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Von September bis November 1918 schützte sie die Seerouten zwischen Nordamerika und Irland. Wie ihr Schwesterschiff wurde sie von 1926 bis 1928 modernisiert, erst wieder bei der Atlantikflotte, nach einem Umbau um 1931 unter der Bezeichnung AG 16 als Übungs- und Zielschiff verwendet, aber anders als ihr Schwesterschiff nicht abgewrackt. Ab 1935 fungierte sie als Übungs- und Versuchsschiff für leichte Flugabwehrwaffen, ab 1941 auch für 12,7 cm-Flak. Zu Beginn des Pazifikkrieges wurde sie beim japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 durch 2 Torpedotreffer versenkt, wobei 58 Mann fielen. Danach wurden einige Flak aus dem Wrack geborgen, dass Schiff jedoch wegen der damit verbundenen großen Schwierigkeiten nicht wieder gehoben. Das Wrack blieb als Gedenkstätte erhalten.

Literatur

  • Norman Friedman: U.S. Battleships: An Illustrated Design History. Naval institute Press, 1985, ISBN 0-87021-715-1
  • Robert Gardiner, Randal Grey: Conway’s All the World’s Fighting Ships, 1906–1921. Naval Institute Press, 1985, ISBN 978-0-87021-907-8

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Siegfried Breyer: Schlachtschiffe 1905 - 1992 Band 1 Von der Dreadnought bis zum Washington-Vertrag. Podzun-Pallas-Verlag GmbH, Friedberg 1992, ISBN 3-7909-0465-1, S. 38, 39.
  2. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 - 1970. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching 1970, ISBN 3-88199-474-2, S. 209, 210, 212, 219 - 221.
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