Ford Madox Ford, eigentlich Ford Hermann Hueffer (* 17. Dezember 1873 in Merton, Surrey, England; † 26. Juni 1939 in Deauville, Calvados, Frankreich), war ein englischer Schriftsteller.
Leben
Ford war der Sohn des deutschstämmigen Musikkritikers Francis Hueffer, sein Großvater väterlicherseits war der Verleger Johann Hermann Hüffer aus Münster in Westfalen. Mütterlicherseits war er ein Enkel des Malers Ford Madox Brown, und sein Neffe war der spätere britische Innenminister Frank Soskice. Sein eigentlicher Name ist Ford Hermann Hueffer (Hüffer), er nannte sich auch Ford Hueffer. Aufgrund der stark anti-deutschen Stimmung in England während des Ersten Weltkriegs und zu Ehren seines Großvaters änderte er 1919 jedoch offiziell seinen Namen.
Ford studierte in London und konvertierte 1892 zum katholischen Glauben. Um 1912 schloss er sich den Imagisten an. 1915–1917 nahm er für die britische Armee am Ersten Weltkrieg teil. Bei der Explosion einer Granate erlitt er 1916 eine schwere Hirnerschütterung und verlor für drei Wochen die Erinnerung.
Mit Joseph Conrad verband ihn eine tiefe Freundschaft. Fords Romance entstand in Zusammenarbeit mit Conrad.
1908 gründete Ford in London die English Review, zu deren Mitarbeitern u. a. Henry James und John Galsworthy gehörten. 1924 gründete er in Paris die Zeitschrift Transatlantic Review. Durch diese verlegerische Arbeit machte er Bekanntschaft u. a. von Gertrude Stein und Ernest Hemingway. Er schrieb auch für die vortizistische Zeitschrift Blast.
Seit 1894 war er verheiratet mit Elsie, geb. Martindale. Die beiden hatten zwei Töchter: Christina (1897–1984) und Katharine (1900–1978) Hueffer. Da Elsie nicht in die Scheidung einwilligte, als Ford darum ersuchte, blieb die Ehe nach britischem Recht bis zu seinem Tod bestehen. Das Paar lebte aber fortan getrennt, und Ford ließ sich auf zahlreiche Liebesbeziehungen ein, u. a. mit Jean Rhys (1924), welche diese Erfahrung in ihrem Roman Quartet verarbeitete. Drei seiner außerehelichen Partnerschaften hielten jeweils viele Jahre lang: von etwa 1910 bis 1918 mit der britischen Schriftstellerin Violet Hunt, von 1919 bis 1928 mit der australischen Malerin Stella Bowen, mit der er eine Tochter hatte (Esther Julia Madox Ford, 1920–1985), und schließlich von 1930 bis zu seinem Tod mit der amerikanischen Malerin polnischer Herkunft Janice Biala (1903–2000).
Im Alter von 65 Jahren starb Ford Madox Ford am 26. Juni 1939 im französischen Deauville.
Werke
Als Verleger und Kritiker hatte Ford mehr Erfolg als mit seinem schriftstellerischen Werk. Sein 1915 erschienener Roman The Good Soldier (dt. Übersetzung 1962: Die allertraurigste Geschichte) stellt nach der Meinung vieler heutiger Kritiker jedoch eines der wichtigsten Werke der englischen Literatur der frühen Moderne dar, vor allem durch die eindrucksvolle Verwendung des Erzählertypus des unzuverlässigen Erzählers in der Figur des John Dowell. Eine seiner letzten Veröffentlichungen war 1933 seine Autobiographie It Was the Nightingale.
Werke (Auswahl)
- Romance (1903), zusammen mit Joseph Conrad
- The Spirit of the People (1907)
- A Critical Attitude (1911)
- Collected Poems (1914)
- The Good Soldier (1915)
- Parade’s End (1924–28)
- When the Wicked Man (1932)
- It Was the Nightingale (1933)
Neue Ausgaben:
- Die allertraurigste Geschichte: Roman, Frankfurt am Main: Eichborn 2000, Reihe Die Andere Bibliothek, ISBN 978-3-8218-4495-4.
- Manche tun es nicht, Eichborn, Berlin 2003, ISBN 3-8218-0710-5
- Keine Paraden mehr, Eichborn, Berlin 2004, ISBN 3-8218-0711-3
- Der Mann, der aufrecht blieb, Eichborn, Berlin 2006, ISBN 3-8218-0712-1
- Zapfenstreich, Eichborn, Berlin 2007, ISBN 978-3-8218-0713-3.
Fernsehfilm
Im Jahre 2012 wurde Parade’s End von der britischen Fernsehgesellschaft BBC in einer mehrteiligen Miniserie ausgestrahlt, die ab dem 24. August 2012 zu sehen war. Das Drehbuch stammte von Tom Stoppard. Hauptdarsteller war Benedict Cumberbatch als Christopher Tietjens, ein Spross einer nordenglischen Landbesitzerfamilie holländischer Abstammung.
Hörspielbearbeitung
2018 produzierte der Bayerische Rundfunk eine siebenteilige Hörspielfassung von Das Ende der Paraden. Mit Jens Harzer, Felix Goeser, Bibiana Beglau, Stefan Merki, Wiebke Puls, Stefan Wilkening, Manfred Zapatka, Anna Drexler, Caroline Ebner, Jeanette Spassova, Wolfram Koch, Wowo Habdank, Oliver Nägele, Franz Pätzold, Steven Scharf, Wowo Habdank. Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert. Als Podcast/Download im BR Hörspiel Pool.
Literatur
- Sara Haslam: Fragmenting Modernism: Ford Madox Ford, the Novel and the Great War. Manchester University Press, Manchester und New York 2008, ISBN 9780719060557.
- Jörg W. Rademacher (Hrsg.): Vater und Sohn: Franz Hüffer und Ford Madox Ford (Hüffer). Eine Anthologie (= Edition Kulturregion Münsterland 2). Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-4652-0.
- Max Saunders: Ford Madox Ford. A Dual Life. 2 Bände. Oxford University Press, Oxford u. a. 1996 (englisch);
- Bd. 1: The World before the War. ISBN 0-19-211789-0;
- Bd. 2: The after War World. ISBN 0-19-212608-3.
- Teresa Newman, Ray Watkinson: Ford Madox Brown and the Pre-Raphaelite Circle. Chatto & Windus, London 1991, ISBN 0-7011-3186-1 (englisch).
- Frank MacShane: The life and work of Ford Madox Ford. Routledge & Kegan Paul, London 1965 (englisch).
- Julian Barnes: Am Fenster – 17 Essays über Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ultimo: Ultimos Schlüsselloch – Neulich im Mailkorb (XXXVII), warm up, Programm vom 11. Februar 2019 bis 24. Februar 2019, Nr. 4/19, S. 4.
- 1 2 Max Saunders: Ford Madox Ford (1873-1939): Biography. The Ford Madox Ford Society, abgerufen am 5. Februar 2023.
- ↑ Der letzte Gentleman in Diezeitliteratur, Dezember 2007.
- ↑ Eine ganze Welt liegt in Trümmern in FAZ vom 24. August 2012, Seite 33.
- ↑ BR Hörspiel Pool – Ford, Das Ende der Paraden, 2018.