Formatives Assessment (auch formatives Feedback oder formatives Lernen) ist eine pädagogische Praxis, bei der während des Lehr-Lernprozesses Informationen über den Lernfortschritt gesammelt und ausgewertet werden. Es handelt sich um eine spezielle Form der formativen Evaluation im Bildungsbereich.

Formatives Assessment informiert sowohl die Lehrenden über den Lernfortschritt der Lernenden, als auch die Lernenden über ihren eigenen Fortschritt in Bezug auf die erwarteten Lernziele.

Geschichte

Die Ursprünge des formativen Assessments lassen sich auf die 1960er Jahre zurückführen, als Bildungsforscher wie Benjamin Bloom auf die Bedeutung von Feedback im Lernprozess hinwiesen. In den 1990er Jahren wurde der Begriff Formatives Assessment durch die britischen Forscher Dylan Wiliam und Paul Black populär gemacht. Seitdem hat das formative Assessment international an Bedeutung gewonnen und ist ein fester Bestandteil moderner Bildungssysteme.

Methoden

Formative Assessment-Methoden sind vielfältig und können je nach Fach, Lernzielen und Klassenstufe variieren. Zu den gängigsten Methoden zählen:

  • Beobachtung – Lehrkräfte beobachten Lernende während des Unterrichts und notieren Lernfortschritte und Schwierigkeiten.
  • Feedback-Gespräche – Lehrkräfte führen individuelle oder Gruppengespräche, um den Lernfortschritt zu besprechen und gezieltes Feedback zu geben.
  • Selbsteinschätzung – Lernende bewerten ihre eigenen Lernfortschritte und identifizieren Stärken und Schwächen.
  • Peer-Assessment – Lernende bewerten gegenseitig ihre Arbeit und geben einander konstruktives Feedback.
  • Schriftliche Arbeiten – Lehrkräfte nutzen schriftliche Arbeiten wie Tests, Essays oder Projekte, um den Lernfortschritt zu überprüfen und Feedback zu geben.
  • Übungsaufgaben – Lernende lösen Übungsaufgaben, für die sie Feedback erhalten. Dies kann sowohl im Unterricht stattfinden (zum Beispiel im Zusammenhang mit Peer Instruction) als auch als Hausaufgabe.

Vorteile

Formatives Assessment hat mehrere Vorteile:

  • Individualisierung – Lehrkräfte können ihre Lehrmethoden an die Bedürfnisse der Lernenden anpassen. Dies geschieht insbesondere bei Just-in-Time-Teaching.
  • Motivation – Lernende erhalten regelmäßig Feedback, das ihnen hilft, ihre Lernziele zu erreichen.
  • Reflexion – Lehrkräfte und Lernende können den Lehr-Lernprozess gemeinsam reflektieren und verbessern.
  • Verantwortung – Lernende übernehmen mehr Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess, insbesondere durch Selbstregulation.

Siehe auch

Summatives Assessment

Einzelnachweise

  1. Dylan Wiliam: What is assessment for learning? In: Studies in Educational Evaluation. Band 37, Nr. 1, März 2011, S. 3–14, doi:10.1016/j.stueduc.2011.03.001 (elsevier.com [abgerufen am 4. Mai 2023]).
  2. Paul Black, Dylan Wiliam: Assessment and Classroom Learning. In: Assessment in Education: Principles, Policy & Practice. Band 5, Nr. 1, März 1998, ISSN 0969-594X, S. 7–74, doi:10.1080/0969595980050102 (tandfonline.com [abgerufen am 4. Mai 2023]).
  3. Birgit Schütze, Elmar Souvignier & Markus Hasselhorn: Stichwort – Formatives Assessment. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 21, 697–715 (2018). https://doi.org/10.1007/s11618-018-0838-7
  4. Ian Clark: Formative Assessment: Assessment Is for Self-regulated Learning. In: Educational Psychology Review. Band 24, Nr. 2, Juni 2012, ISSN 1040-726X, S. 205–249, doi:10.1007/s10648-011-9191-6 (springer.com [abgerufen am 4. Mai 2023]).
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