Fornsbach
Stadt Murrhardt
Koordinaten: 48° 59′ N,  39′ O
Höhe: 322 m ü. NHN
Fläche: 15,19 km²
Einwohner: 1461 (30. Jun. 2015)
Bevölkerungsdichte: 96 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 71540
Vorwahl: 07192
Ortskern von Fornsbach mit dem gleichnamigen Gewässer

Fornsbach ist ein Stadtteil der Stadt Murrhardt im Rems-Murr-Kreis. Das Dorf hat 1461 Einwohner (Stand 30. Juni 2015) und liegt auf 322 m ü. NHN im Stadtbezirk Fornsbach, zu dem noch ein knappes Dutzend weiterer, kleinerer Weiler und Wohnplätze gehören.

Geographie

Das Dorf liegt im südsüdwestlich ziehenden Tal des unteren Fornsbachs, der im Dorfbereich durch einen Kanal läuft und der auf recht breitem Talgrund wenig unterhalb an deren großer Westkehre in die Murr mündet. Aus Nordnordwest zieht der Beilsbach heran und erreicht zwischen Dorf und Murrknie noch den Fornsbach, dessen oberes Tal dieselbe Orientierung hat. An der Fornsbach-Westkehre etwas östlich des Dorfes mündet der Mahdbach, der aus Oberroter Gebiet von der Schanz herkommt. Die Zuflüsse von der weniger zergliederten linken und südlichen Talseite sind deutlich kürzer, einer davon fließt durch den Waldsee. Im Taltrichter des Beilsbachs liegt der gleichnamige Wohnplatz, der mit dem übrigen Dorf zusammengewachsen ist.

Geschichte

Der Ort wurde wahrscheinlich von Murrhardt aus in der jüngeren Ausbauzeit angelegt. Fornsbach gehörte zur Grafschaft Löwenstein und wurde am 8. April 1376 von Graf Albrecht von Löwenstein an Fürderer von Waldeck verpfändet. Als Teil der Grafschaft Löwenstein kam der Ort im Jahr 1504 unter württembergische Landeshoheit und zum oberen löwensteinischen Amt Sulzbach. Im Zuge der Mediatisierung kam es 1806/07 zum Oberamt Backnang (seit 1938 Landkreis Backnang).

Am 10. Oktober 1843 wurde die Gemeinde Fornsbach (mit Hinterwestermurr, Köchersberg, Mettelberg und Schloßhof) aus Parzellen der Gemeinde Sulzbach gegründet. In den 1930er Jahren wurden Köchersberg (1933), Harnersberg (1934) und Neuhaus (1935) von Murrhardt nach Fornsbach umgemeindet. Vor der Eingemeindung in Murrhardt am 1. Juli 1971 gehörten zur Gemeinde das Dorf Fornsbach, die Weiler Harnersberg, Hinterwestermurr, Mettelberg, Neuhaus und Schloßhof und die Wohnplätze Am Waldsee, Beilsbach, Mettelberger Sägmühle und Schloßhöfer Sägmühle. Die Gemeinde hatte eine Fläche von 15,19 km².

Zerstörung im Zweiter Weltkrieg

Am 18. April 1945 beobachteten US-Truppen eine Fahrzeugkolonne der deutschen Wehrmacht, die sich um die Mittagszeit auf der Straße von Fornsbach Richtung Gschwend zurückzog. Daraufhin griff die US-Airforce Fornsbach viermal hintereinander an. Dabei flogen Kampfflugzeuge im Tiefflug über das Dorf und schossen aus ihren Bordkanonen. Als die letzten US-Flugzeuge von dem Dorf abließen, stand Fornsbach nahezu vollständig in Flammen: 55 Wohnhäuser, 32 Scheunen, das Rathaus, die Dorfkirche und das Pfarrhaus wurden zerstört. 6 Einwohner und 2 Soldaten der Wehrmacht kamen bei dem Angriff ums Leben. Viele Dorfbewohner wurden obdachlos und versteckten sich in den nahen Wäldern. Etwa 80 Stück Großvieh wurde von Bomben getötet oder verbrannte in den Stallungen. Einige Stunden später bombardierte die US-Airforce auch den Nachbarort Kirchenkirnberg, wo etwa 20 Wohnhäuser und die Kirche zerstört wurden. Dort starben 6 Zivilisten und ein Soldat der Wehrmacht. 40 Pferde und Rinder wurden getötet. Am 19. April 1945 rollten die ersten US-Panzer durch Fornsbach.

Wappen

Die Blasonierung des ehemaligen Gemeindewappens lautet: „In Blau ein silberner Wellenbalken, belegt mit einer natürlichen Forelle.“

Verkehr

Der Bahnhof Fornsbach liegt an der Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental. Hier verkehrt die RE-Linie Stuttgart–Schwäbisch Hall-Hessental–Nürnberg sowie am Wochenende Regionalbahnen der Relation Backnang–Schwäbisch Hall-Hessental.

Im Zuge der Baumaßnahme „Wiedereinrichtung Kreuzungsbahnhof Fornsbach“ wurde die 1996 aufgelassene Zugkreuzungsmöglichkeit in Fornsbach mit leicht verschobener Bahnsteiglage (300 Meter näher an der Siedlung, zwei Außenbahnsteige mit Unterführung einschließlich Einbau eines Kreuzungsgleises und Ks-Signalisierung) wiederhergestellt. Ziel war es, die Regelzugkreuzung vom knapp fünf Kilometer entfernten Bahnhof Murrhardt in den Bahnhof Fornsbach zu verlegen, wodurch für den Abschnitt Schwäbisch Hall-Hessental-Backnang circa zehn Minuten Wartezeit eingespart werden und ein Integraler Taktfahrplan ermöglicht wird. Die Finanzierungsvereinbarung wurde 2008 unterschrieben, der circa zwölf Millionen Euro teure Bau wurde im August 2011 begonnen und mit der Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2012 beendet. Der Bahnhof Fornsbach wird seitdem von Murrhardt aus ferngesteuert.

Zudem liegt Fornsbach an der Landesstraße 1066 zwischen Murrhardt und Gaildorf. Beide Verkehrswege nutzen den breiten Talzug von Mahdbach, unterem Fornsbach und Murr und überwinden dazu östlich schon jenseits auf Oberroter Gebiet die Sperre der Schanze per Steige oder Tunnel.

Fornsbacher Waldsee

Der Waldsee in Fornsbach ist ein beliebtes Ausflugsziel. Im Sommer wird in ihm gebadet, Tret- und Ruderboote fahren auf ihm. Um ihn herum liegen mehrere Spielplätze und Restaurants sowie ein Campingplatz. Der Waldsee ist bis zu 2,8 Meter tief und hat einen sehr schlammigen Grund, beim Tauchen kann man höchstens 20 cm weit sehen.

Ortsneckname

In den umliegenden Ortschaften wurde Fornsbach früher scherzhaft Kropfdorf genannt, die Einwohner Kropfdörfler, da diese Körpermissbildung wegen Jodmangels früher weit verbreitet war.

Persönlichkeiten

  • Der im Wirtschaftswunder populäre Zauberkünstler Kalanag wohnte in Fornsbach ab Mitte der 1950er Jahre bis zu seinem Tod Ende 1963; er baute sich hier 1960 einen Bungalow mit Showbühne und Blick auf den Waldsee und trat regelmäßig im Café Erdbeer seiner Cousine Margarete Sedlmayer auf.

Einzelnachweise

  1. Einwohnerzahl nach Zahlen und Fakten auf der städtischen Website, die sie allerdings auf den 31. Juni 2015 datiert.
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 446.
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2, S. 528–534.
  4. Waldemar Lutz, Erich Scheible (Hrsg.): Kennzeichen BW, Heimatkunde für den Rems-Murr-Kreis. Verlag Waldemar Lutz Lörrach und Ernst Klett Schulbuchverlag GmbH, Stuttgart 1990, ISBN 3-12-258290-2, S. 174.
  5. Waldemar Lutz, Erich Scheible (Hrsg.): Kennzeichen WN, Heimatkunde für den Rems-Murr-Kreis. Verlag Waldemar Lutz Lörrach und Ernst Klett Schulbuchverlag GmbH, Stuttgart 1990, ISBN 3-12-258290-2, S. 206.
  6. Elisabeth Klaper: Er faszinierte ein Millionenpublikum. In: Festschrift 650 Jahre Fornsbach – Sonderveröffentlichung der Murrhardter Zeitung, 3. Juli 2014

Literatur

  • Fornsbach. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 53). H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 177–183 (Volltext [Wikisource]).
  • Der Rems-Murr-Kreis. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-8062-0243-5.
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