Fort Zeelandia (chinesisch 熱蘭遮城, Pinyin rèlánzhē chéng, W.-G. Re-lan che-ch'eng) war eine Festung, welche die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) auf der Insel Formosa (port. Ilha Formosa, heute Taiwan) von 1624 bis 1634 gebaut hatte. Der Ort liegt im Einzugsbereich der später entstandenen Stadt Anping, heute ein Bezirk in der Großstadt Tainan.
Geschichte
1622 hatten die Niederländer versucht, sich auf den nahegelegenen Pescadoren-Inseln (chinesisch 澎湖群島, Pinyin Pénghú Qúndǎo, W.-G. P'eng-hu Ch'ün-tao, englisch Pescadores Islands) festzusetzen, doch mussten sie 1624 dem Ming Dynastien Druck weichen. „Zeelandia“ hieß das Schiff von Martinus Sonck, dem letzten Kommandanten auf den Pescadoren.
Für den neuen Stützpunkt wählte man eine Landzunge an der Bucht „Formosa“, von der aus man im Falle einer Belagerung den Zugang zur See und damit nach Batavia aufrechterhalten konnte. Allerdings musste man das Süßwasser vom Land heranbringen.
Zwar konnte man die auf den Pescadoren verwendeten Baumaterialien zum größten Teil retten, doch waren umfangreiche Lieferungen von Ziegelsteinen aus Batavia nötig. Als Mörtel verwendete man eine Mischung aus Sand, Muscheln, glutinösem Reis und Zucker.
Fort Zeelandia diente als Sitz des Gouverneurs und der Hauptverwaltung. In der Nähe entstand eine Siedlung. Daneben unterhielt man kleinere Stützpunkte in der Region: Fort Provintia, Fort Utrecht und Fort Zeeburgh. Das an der Nordspitze der Insel bei „Keelung“(chinesisch 雞籠, Pinyin Jīlóng, W.-G. Ji-lung) errichtete Fort Noord-Holland signalisierte die langfristigen Expansionspläne der Kompanie.
Die im chinesischen Reich tobenden Kämpfe zwischen den aus dem Norden vorrückenden Truppen der Mandschu und den Kräften der nach Süden abgedrängten Ming-Dynastie blieben nicht ohne Auswirkung auf Formosa. Am 30. April 1661 begann der chinesische Feldherr Zheng Chenggong (Koxinga), ein Anhänger der Ming, die Belagerung der Festung Zeelandia. In den folgenden neun Monaten starben rund drei Viertel der Verteidiger, Entsatz von Batavia blieb aus und schließlich ging auch das Trinkwasser zur Neige. Am 1. Februar 1662 unterzeichnete Gouverneur Frederick Coyett eine Kapitulationsurkunde, übergab am 9. Februar die Festung mit allen Gütern und erhielt im Gegenzug freies Geleit für seine Soldaten und alle Zivilisten. Damit endete nach 38 Jahren die niederländische Kontrolle über das südwestliche Formosa. Koxinga gründete das die Ming unterstützende Königreich Tungning (chinesisch 東寧王國, Pinyin Dōngníng Wángguó, W.-G. Tungning Wangkuo), das auch Königreich Yanping (chinesisch 延平王朝) genannt wird.
Die Anlagen verfielen rasch. Die Bezeichnungen wechselten in der Folge wiederholt: Fort Orange (Netherlands: Oranje, chinesisch 奧倫治城), Fort Zeelandia (chinesisch 熱蘭遮城), (chinesisch 安平鎮城, Pinyin Ānpíng Jhèn chéng). und schließlich Altes Fort Anping (chinesisch 安平古堡).
Das im Norden gelegene Fort Noord-Holland wurde 1664 von den Holländern erneut besetzt. Zwar gelang es der 300 Mann starken Besatzung zwei Jahre später, einen chinesischen Angriff von 6000 Mann zurückzuschlagen, doch wurde nach und nach deutlich, dass ein Handel im vormaligen Umfang nicht mehr möglich war. Am 18. Oktober 1668 beschloss man daher, Formosa definitiv zu verlassen.
VOC-Gouverneure von Formosa
Martinus Sonck | 1624–1625 |
Gerard F. de With | 1625–1627 |
Pieter Nuyts | 1627–1629 |
Hans Putmans | 1629–1636 |
Johan Van Der Burg | 1636–1640 |
Paulus Traudenius | 1640–1643 |
Maximilian Ie Maire | 1643–1644 |
François Caron | 1644–1646 |
Pieter A. Overwater | 1646–1649 |
Nicolas Verburg | 1649–1653 |
Cornelis Caesar | 1653–1656 |
Frederick Coyett | 1656–1662 |
Literatur
- Oskar Weggel: Geschichte Taiwans. Vom 17. Jahrhundert bis heute. Edition global, München, 2007. 338 S, ISBN 3-922667-08-2
- William Campbell: Formosa under the Dutch: Described from Contemporary Records. With Explanatory Notes and a Bibliography of the Island. London 1903 (Nachdruck, Taipei: Ch'eng-wen Publ., 1967).
- Cheng Shaogang: De VOC en Formosa, 1624–1662: Een Vergeten Geschiedenis. Dissertation, Rijksuniversiteit te Leiden, 1995 (Niederländische Nationalbibliothek).
- Tonio Andrade: How Taiwan Became Chinese - Dutch, Spanish, and Han Colonization in the Seventeenth Century. Columbia University Press, 2008 (Gutenberg Proj.)
Weblinks
Koordinaten: 23° 0′ 6,3″ N, 120° 9′ 39,3″ O