Franciszek Jan Smolka, deutsch Franz Schmolke bzw. Franz Smolka (* 5. November 1810 in Kałusz, Galizien; † 4. Dezember 1899 in Lemberg) war ein polnisch-österreichischer Politiker.
Leben
Franciszek Smolka war der Sohn einer Ungarin, Anna Nemethy und eines österreichischen Offiziers Vinzenz Schmolke in Lemberg. Smolka studierte Rechtswissenschaften an der Universität Lemberg und ließ sich dort als Rechtsanwalt nieder. 1834 schloss er sich dem demokratischen, polnisch-nationalen Bund der „Volksfreunde“ (später „Vereinigung des polnischen Volkes“) an, deren Anführer er bald wurde. 1841 wurde er verhaftet und nach vierjähriger gerichtlicher Untersuchung im Januar 1845 zum Tod verurteilt, aber sogleich begnadigt.
Er stellte sich im März 1848 an die Spitze der national-polnischen Bewegung in Galizien und wirkte in ihrem Interesse auf dem Reichstag in Wien. Er wurde zunächst zum Vizepräsidenten dieses Parlaments, dann am 12. Oktober 1848 zum Präsidenten gewählt. Nach Aufhebung des Reichstags im März 1849 kehrte er nach Lemberg zurück und war wieder als Rechtsanwalt tätig.
1861 wurde er vom galizischen Landtag als Deputierter in den Reichsrat gesandt, nahm hier seinen Platz neben den polnischen und tschechischen Föderalisten auf der Rechten und trat dem Zentralisationssystem Anton von Schmerlings entgegen. Smolkas führende Position im Club der Polen schwand zusehends zugunsten von Kasimir von Grocholski (1815–1888), und im Dezember 1862 legte er Reichsrats- wie Landtagsmandat nieder, ließ sich aber 1867 wiederwählen und gehörte zu den Führern der polnischen Fraktion. 1879 wurde er zum ersten Vizepräsidenten und 1881 zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt. Am 16. September 1882 wurde ihm die Würde eines Geheimen Rats (Anrede: „Exzellenz“) verliehen. 1891 war er Alterspräsident des Abgeordnetenhauses des Reichsrates. Er erlag 1899 in Lemberg einem Schlaganfall.
Eine am 8. Dezember 1913 in Lemberg zu seinen Ehren enthüllte Statue (Bildhauer: Tadeusz Błotnicki, 1858–1928) wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Smolka, Franz. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 35. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1877, S. 197–209 (Digitalisat).
- Karol Widmann: Franciszek Smolka. Jego życie i zawód. Lemberg 1884–1886, deutsch gekürzt als Franz Smolka. Sein Leben und politisches Wirken. 1. Theil (mehr nicht erschienen). Konegen, Wien 1887 (Digitalisat, PDF).
- Smolka. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 1041.
- Franz Ilwof: Smolka, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 367–371.
- Józef Białynia Chołodecki: Franciszek Smolka. Komitet budowy pomnika F. Smolki, Lemberg 1913 (Digitalisat).
- H. Binder: Smolka Franciszek. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 379.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Inland. Die Mandats-Niederlegungen. In: Die Presse, Nr. 352/1862 (XV. Jahrgang), 25. Dezember 1862, S. 2 (unpaginiert), Spalte 1 (online bei ANNO).
- ↑ Die Enthüllung des Smolka-Denkmals. Die Festrede des Ministers Heinold. In: Arbeiter-Zeitung, Morgenblatt, Nr. 335/1913 (XXV. Jahrgang), 9. Dezember 1913, S. 3, Spalte 2 (online bei ANNO).
- ↑ Das Smolka-Denkmal für Lemberg und sein Schöpfer. In: Illustrierte Kronen-Zeitung, Nr. 4938/1913 (XIV. Jahrgang), 30. September 1913, S. 6 (online bei ANNO).