Franco Angioni (* 25. August 1933 in Santa Marinella bei Civitavecchia, Latium) ist ein ehemaliger italienischer General und Politiker. Von 1982 bis 1984 leitete er einen Friedenseinsatz italienischer Streitkräfte im Libanon.
Leben
Angionis Familie stammt aus Sardinien. Mit 16 Jahren tritt er in das Militärgymnasium Nunziatella in Neapel ein, wo er auch Abitur macht. Es schließt sich die Offiziersausbildung an der Militärakademie in Modena und in Turin an. Danach dient Angioni bei einem Spezialkräftebataillon der Fallschirmjägerbrigade Folgore, das er später auch kommandiert. In den USA absolviert er die Ranger-Ausbildung, in Kanada das Staff College und in Großbritannien einen Lehrgang über Elektronische Kampfführung. In Italien absolviert er die Generalstabsausbildung, wird 1974 Oberst und leitet nach einer Verwendung im Ausbildungsbereich die Operationsabteilung des Heeresgeneralstabs. 1979 hat er einen ersten Kontakt mit dem Libanon, als eine italienische Hubschrauberstaffel im Rahmen eines UNO-Kontingents nach Naqoura, nahe der libanesisch-israelischen Grenze, verlegt wird.
Libanon
Nach dieser ersten Erfahrung wählt man ihn als Truppenführer, als die internationale Gemeinschaft beschließt, eine UN-Friedenstruppe in den vom Bürgerkrieg betroffenen Libanon zu entsenden. Die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien entsenden Kontingente. Ende August Anfang September 1982 evakuiert das Bersaglieri-Bataillon Governolo binnen zwei Wochen Arafat und seine 13.000 Mann starke Streitmacht aus Beirut (Libanon 1). Am 12. September 1982 kehrt das Bataillon nach Italien zurück, doch bereits vier Tage später kommt es in einigen Flüchtlingslagern zu Massakern an Zivilisten, was eine erneute internationale Intervention zur Folge hat (Libanon 2, 1982–1984). Der Einsatz des italienischen Kontingents ITALCON wird von Angioni vorbereitet und dann geleitet. Das 2.100 Mann starke italienische Kontingent besteht neben einigen Unterstützungstruppenteilen aus drei mechanisierten Infanteriebataillonen (darunter das Marineinfanteriebataillon San Marco), die in Beirut ein 32 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen der „Grünen Linie“ und der Küste abdecken, darunter auch die Flüchtlingslager von Chatila und Bori el Barajne. Die italienischen Soldaten erfüllen unter Brigadegeneral Franco Angioni ihren Auftrag zwischen September 1982 und Februar 1984 mit bemerkenswerter Professionalität. Die sonst dem italienischen Militär gegenüber relativ zynische britische Presse schreibt, dass sich im Libanon ein effizientes und seriöses Italien (Financial Times) gezeigt habe. Italien verliert dank seiner behutsamen Vorgehensweise in dieser schwierigen Mission zwischen den Bürgerkriegsfronten nur einen Soldaten: den zwanzigjährigen Marineinfanteristen Filippo Montesi. Besonders das US-Kontingent ist Ziel von Selbstmordanschlägen, die schließlich zum Abzug der internationalen Friedenstruppe führen.
Politiker
Franco Angioni war von 2001 bis 2006 Parlamentsabgeordneter der „Linksdemokraten“ (ehemalige Kommunisten).