Franz Bartschat (eigentlich Friedrich Franz Bartschat; * 18. April 1872 in Königsberg; † 28. Oktober 1952 in Brunsbüttelkoog) war ein deutscher Politiker (Fortschrittliche Volkspartei, Deutsche Demokratische Partei, Deutsche Staatspartei).

Leben und Beruf

Franz Bartschat war ein Sohn des Arbeiters Wilhelm Bartschat und dessen Ehefrau Anna, geborene Schüssler. Eine handschriftliche Zusatzbemerkung am oberen Rand des Eintrags (siehe Bild) kennzeichnet die Familie als beim zuständigen Amtsgericht registrierte Dissidenten-Familie. Die Eltern waren also zum Zeitpunkt der Eintragung keine Mitglieder der evangelischen Landeskirche. Die amtlichen Biographien aus der Zeit der Reichstagsmitgliedschaft weisen Franz Bartschat als „freikirchlich, protestantisch“ oder als „Baptist[en]“ aus.

Von 1878 bis 1885 besuchte Bartschat die Volksschule und im Anschluss daran die Königsberger Bürgerschule, die er 1886 absolvierte. Nach einer Ausbildung zum Klempner und dem sich anschließenden Gesellenjahr (1887–1891) begab er sich auf die für Handwerker traditionellen Wanderjahre, die ihn durch Hessen-Nassau, Westfalen und die Rheinprovinz führten.

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt vermählte sich Franz Bartschat im Jahr 1897 mit Elisabeth Lydia, geborene Pipereit (1875–1952). Ob aus der Ehe Kinder hervorgingen, ist bislang nicht bekannt. 1899 legte er die Meisterprüfung ab und machte sich selbständig. 1906 wählte man ihn zum Vorsitzenden des Innungsausschusses. In diesem Amt verblieb er bis 1924. 1912 wurde er in das Plenum der Handwerkskammer berufen, dessen stellvertretenden Vorsitz er 1918 übernahm. Von 1916 bis 1918 war er Vorstandsmitglied und von 1918 bis 1922 stellvertretender Vorsitzender der Königsberger Handwerkskammer. Wegen seiner Verdienste um das Handwerk ernannte man ihn 1925 zum Ehrenvorsitzenden des Innungsausschusses der vereinigten Innungen Königsbergs.

Zum örtlichen Vorsitzenden des Hansabundes für Gewerbe, Handel und Industrie wurde Franz Bartschat im Jahr 1919 gewählt. Der Hansabund war 1909 in Berlin gegründet worden und verstand sich als Gegengewicht zum konservativen und protektionistischen Einfluss des Bundes der Landwirte.

Politische Laufbahn

Der politische Werdegang Franz Bartschats begann bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. 1904 wurde er Stadtverordneter in Königsberg und verblieb in diesem Amt bis 1925.

Im Kaiserreich gehörte der Klempnermeister der linksliberalen Fortschrittlichen Volkspartei an, deren Ortsgruppenvorsitzender er 1912 wurde. Bei der Reichstagswahl 1912 wurde er für den Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Königsberg 4 (Fischhausen-Königsberg-Land) in den Reichstag des Kaiserreiches gewählt, dem er bis 1918 angehörte. Für seine Partei errang er im zweiten Wahlgang über 54 Prozent der im Wahlkreis abgegebenen Stimmen. Als Mitglied des Reichstags wirkte er in folgenden Ausschüssen mit: Handel und Gewerbe, Gewerbeordnung, Lieferungswesen, Petitionen und Wohnungswesen. Im letztgenannten Ausschuss führte er den Vorsitz.

Im November 1918 vereinigte sich die Fortschrittliche Volkspartei mit Teilen der Nationalliberalen Partei zur Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Zum Gründerkreis gehörte der Publizist Theodor Wolff sowie die Professoren Max Weber (1864–1920), Alfred Weber (1868–1958) und Hugo Preuß (1860–1925). 1919 kandidierte Franz Bartschat erfolgreich für die neugegründete Partei bei der Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung und war deren Mitglied bis zum Ende der Legislaturperiode.

Von 1920 bis 1930 war Franz Bartschat Mitglied des Reichstags in folgenden Wahlperioden:

Bartschat gehörte innerhalb der DDP-Fraktion zum rechten Parteiflügel. Vor der Reichstagswahl 1930 vereinigte sie sich die DDP mit der Volksnationalen Reichsvereinigung und nannte sich fortan Deutsche Staatspartei (DStP). Sie behielt bis zur Selbstauflösung 1933 diesen Namen bei, obwohl die Reichsvereinigung die Zusammenarbeit relativ schnell wieder gekündigt hatte. Wahlplakate und Handzettel zeigen, dass Bartschat auch nach Juni 1930 für die DStP kandidierte, 1932 sogar als deren Spitzenkandidat. Ein erneuter Einzug in den Reichstag blieb ihm aber versagt.

In den Jahren 1929 bis 1933 war Franz Bartschat außerdem Mitglied im Provinziallandtag der Provinz Ostpreußen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er als Heimatvertriebener nach Schleswig-Holstein und ließ sich in Brunsbüttelkoog nieder. Für eine erneute politische Tätigkeit in der Nachkriegszeit konnte bislang kein Beleg gefunden werden.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die Geschichte der Königsberger Klempner-Innung in den letzten drei Jahrhunderten (gemeinsam mit Gustav Liessmann). Ostdeutsche Verlags Anstalt, Königsberg in Ostpreußen o. J. [1937?]

Literatur

  • Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 2: Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945. Kassel University Press, Kassel 2018, ISBN 978-3-7376-0474-1, S. 9 f.; uni-kassel.de (PDF; 3,9 MB).
  • Nachruf Franz Bartschat. In: Zeitschrift Die Gemeinde. Kassel, 1952/Nr. 24, S. 384.
  • Lothar Weiß: Das Staatskirchenrecht in der Weimarer Reichsverfassung. Historische Bedingungen, Entscheidungen und Wirkungsgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Freikirchen. In: Zeitschrift Freikirchenforschung. Nr. 21/2012. S. (13–49) 19.
  • Imanuel Baumann: Baptisten und 1918/19. In: Historische Zeitschrift. Nr. 306/2018. S. (354–395) 367f.
  • Imanuel Baumann: Loyalitätsfragen. Glaubensgemeinschaften der täuferischen Tradition in den staatlichen Neugründungsphasen des 20. Jahrhunderts. In: Kirche – Konfession – Religion. Band 78. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen, 2021. S. 69

Einzelnachweise

  1. Siehe die Kopie des Eintrags im Kirchbuch der Evangelischen Kirchengemeinde Königsberg / Ostpreußen.
  2. Die Fakten und Daten dieses Abschnitts orientieren sich, wenn nicht anders vermerkt, an Franz Bartschat. (Memento des Originals vom 9. Juli 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. BIORAB Weimar - Online; abgerufen am 10. November 2018.
  3. Eckhard Hansen, Christina Kühnemund, Christine Schoenmakers, Florian Tennstedt (Bearb.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 2: Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945. Kassel University Press, Kassel 2018, S. 9 f.
  4. Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1912. Heft 2. Berlin: Verlag von Puttkammer & Mühlbrecht, 1913, S. 82 (Statistik des Deutschen Reichs, Band 250); Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Bündnisse, Ergebnisse, Kandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 15). Halbband 1, Droste, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 16–19.
  5. Fritz Bartschat. (Memento des Originals vom 3. Februar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. BIORAB Kaiserreich; abgerufen am 10. November 2018.
  6. Horst Wagner: Die Gründung der DDP 1918. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 11, 1998, ISSN 0944-5560 (luise-berlin.de).
  7. Franz Bartschat. In: Reichstags-Handbuch, 1. Wahlperiode 1920, S. 168.
  8. Theodor Heuss: Bürger der Weimarer Republik. Briefe 1918–1933 (herausgegeben und bearbeitet von Michael Dorrmann). K. G. Saur, München 2008, S. 229, Anmerkung 8.
  9. Wahlaufruf der DStP 1932 (Wähler erwacht!). Deutsches Historisches Museum.de; abgerufen am 10. November 2018.
  10. Norbert Korfmache: Vorläufiges Mitgliederverzeichnis des ostpreußischen Provinziallandtages 1919 bis 1933. 2018, S. 6, abgeordneten.info (PDF; 3,9 MB).
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