Franz Santifaller (* 14. Dezember 1894 in Meran; † 12. Jänner 1953 in Innsbruck) war ein österreichischer Bildhauer.

Familie und Leben

Der Familienname Santifaller leitet sich von der Hofstelle Santuel in den Grödener Bergen ab und erscheint schon im Jahre 1412 in den Kirchenbüchern von Brixen auf.

Der Vater stammte aus Gröden, die Mutter, eine geborene Langes, gehörte einer ansehnlichen Bauernfamilie aus Tisens oberhalb von Meran an. Nach der Volksschule kam Santifaller seinem Willen folgend in die k. k. Bildhauerschule in Laas, wo sich die großen Marmorbrüche befinden. Nach Beendigung dieser Lehrzeit besuchte er in Bozen die Gewerbeschule. 1914 musste er zu den Kaiserschützen einrücken und kam an die russische Front. 1916 kam er invalid nach Wien, wo er ein Jahr lang (1918/19) bei Anton Hanak studierte. 1920 ermöglichte ihm ein Stipendium vertiefende Studien in Rom und an der Kunstakademie in Paris, wo er sich von Antoine Bourdelle und Charles Despiau beeinflussen ließ. Seit 1920 hatte Santifaller seinen ständigen Sitz in Innsbruck und arbeitete als freischaffender Künstler in seinem Atelier in Mariahilf Nr. 7. 1948 kam die Berufung zum Leiter einer Meisterschule an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach schwerem Leiden verstarb der Künstler in Innsbruck.

Öffentliche Ankäufe

Werke – Plastiken (Auswahl)

  • Friedrich Wilhelm Ellmenreich, Porträtrelief in Laaser Marmor. 1918.
  • Höttinger Kriegerdenkmal 1914–1918, Kunststein. 1921/22.
  • Das Leid, Bildnis der Tragödin Auguste Welten. Laaser Marmor. 1922
  • Pietà vom Kriegerdenkmal 1914–1918. Gossensaß am Brenner, Laaser Marmor. 1924.
  • Totenmal. Porphyrrelief im Friedhof zu Sexten, Pustertal. 1924.
  • Toter Krieger vom Kriegerdenkmal in Sexten. Südtirol, Roter Porphyr. 1925/26.
  • Muttergottes mit Kind als Krönung der Brunnensäule am Mariahilfplatz in Innsbruck, Kunststein. 1926.
  • Traubentragende Putten, Relief in Laaser Marmor. Villa Achammer in Mühlau bei Innsbruck.
  • Giebelfigur für den österreichischen Pavillon der Biennale in Venedig. 1926.
  • Bildnis des Hoteliers Friedrich L. Freytag, 1926. Der Dargestellte war ein Pionier des Meraner Gastgewerbes. Ein Exemplar der Bronzebüste am Grab Freytags im Meraner Städtischen Friedhof, ein zweites als Leihgabe im Meraner Museum.
  • Christus am Kreuz, Hartholz, 1926/27. Schutzhütte Comperdell bei Serfaus.
  • Figurentriptychon Glaube – Hoffnung – Liebe, Lindenholz. 1926/27. Innsbrucker Westfriedhof, Einsegnungshalle.
  • Christus und die vier Evangelisten in den drei Tympana der Einsegnungshalle am Innsbrucker Westfriedhof, 1928.
  • Wappen der Stadt Innsbruck mit Jahreszahl 1928. Relief in Kunststein. Bauplastik an der Fassade des Milchhofs in Innsbruck.
  • Adlerwappen der österreichischen Republik, Kupferblechtreibarbeit. 1928. Innsbruck, Eingang der Arbeiterkammer. Ursprünglich für die Arbeiterkammer in Linz bestimmt, ersetzte der Adler in Kupferblech einen gleichen in Kunststein von 1932, der in Innsbruck zwischen 1938 und 1944 entfernt worden war.
  • Hl. Notburga. 1928. Im Auftrag der Tiroler Landesregierung 1954 nach dem Wachsmodell im Nachlass gegossen und vom Land angekauft.
  • Büste des Tiroler Dichters Heinrich von Schullern, 1928. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck. Fertig modelliert für Bronze oder Stein.
  • Südtiroler Bauernmädchen (Bildnisstudie Mathilde Schrott). 1928. Neustift bei Brixen.
  • Bildnis des Komponisten Karl Koch, 1929.
  • Arbeiter des Geistes, Bronzefigur. 1928/29. An der Fassade über dem Eingang der Arbeiterkammer in Linz a. d. Donau. Während des Zweiten Weltkrieges abmontiert und in Ebelsberg eingeschmolzen.
  • Reliefs mit Spielzeug, Tieren, Gestirnen. Dekorative Bauplastik (Verzierung der Fensterstöcke) in Kunststein an den Straßenfassaden des Kindergartens in Innsbruck-Pradl. 1930.
  • Portraitbüste Nationalrat Hans Muchitsch, Laaser Marmor. 1930.
  • Bildnisbüste des Tiroler Dichters Joseph Georg Oberkofler, Bronze. 1930.
  • Bronze Büste des Innsbrucker Architekten Hans Fritz. Eigentlich eine Bronzemaske, 1931. Wiener Galerie des Belvedere (erworben 1933).
  • Bronzebüste des Abgeordneten Josef Holzhammer (1850–1942), Ausführung in Bronze und Marmor. 1932. Bronzebüste am Grabe Holzhammers und in der Vorhalle der Innsbrucker Arbeiterkammer. Eine Marmorbüste im Stiegenhaus der Innsbrucker Gebietskrankenkasse, deren Gründer Holzhammer war.
  • Marmorbüste des Tiroler Dichters Heinrich von Schullern. 1932. Von der Tiroler Landesregierung 1953 für das Museum Ferdinandeum erworben.
  • Pomona, Bozzetto in Bronze. 1932–1934. Wien, Österreichische Galerie im Belvedere (erworben 1935).
  • St. Franziskus, Eichenholz. 1933. Bozen, Neuer städtischer Friedhof, Arkade der Franziskaner.
  • Bronzebüste der Anna Gräfin du Parc, 1934, Meran, Schloss Rubein.
  • Porträt des hundertjährigen Bärenwirten Hans Innerhofer in Innsbruck. 1934/35. Innsbruck, Museum Ferdinandeum und Meran, Stadtmuseum, in dessen Auftrag vom Herbst 1934 der Künstler das Bronzebildnis des am 27. September 1836 in Meran geborenen schuf.
  • Porträtbüste des österreichischen Bundeskanzlers Kurt von Schuschnigg, Bronze, 1934/35. Österreichischer Pavillon der Brüsseler Weltausstellung 1935. Nach der Ausstellung im Bundeskanzleramt in Wien aufbewahrt, wurde das Werk nach 1938 eingeschmolzen.
  • Bildnisbüste Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg. Wien 1935.
  • Gekreuzigter mit Engeln, Bronzerelief. Milland bei Brixen. Grabmal des Primararztes Dr. Pius Dejaco. 1935.
  • Vier Apostel – St. Jakobus d. J., Simon, Judas Thaddäus und Thomas. Sandstein. 1935–1936. Wien-Floridsdorf, Katholische Pfarrkirche Floridsdorf, oberste Nischenreihe der Fassade. Der Architekt der Kirche war Prof. Ing. Robert Kramreiter.
  • Bronzebüste eines Alt-Wieners (Hofrat Dr. Arthur Ender). 1936.
  • Bronzebildnis Universitätsprofessor Carl Mayer, 1936/37. Innsbruck, Eingangshalle der Psychiatrisch-Neurologischen Klinik. Ein zweites Exemplar im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Die Büste entstand über Anregung von Dozent Dr. Hans Ganner nach dem Ableben des Gelehrten († 24. April 1936).
  • Porträtrelief Anna von Schullern, geb. von Thurn (†). Laaser Marmor, lebensgroß. 1938. Innsbruck, Westfriedhof.
  • Christuskopf, 1938/39. In Bronze ausgeführt, befindet sich das Werk am Grabstein des Künstlers in Innsbruck, Mariahilfer Friedhof. Voll Schmerz über die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung nannte Santifaller den Kopf „In memoriam Südtirols 1939“.
  • Drei Geschwister. Porträtrelief. Heute in Philadelphia (USA). Die Dargestellten sind die Kindes des frühverstorbenen (1935) Malers Peter Wackerle.
  • Wappen für die Glockengießerei Graßmayr in Innsbruck. 1946, im Besitz der Glockengießerei Grassmayr.
  • Grabmal Mathilde Pancheri. Laaser Marmor. 1947. Innsbruck, Mühlauer Friedhof.
  • Bronzebüste des Historikers Universitätsprofessor Leo Santifaller. 1950.

Einzelnachweise

  1. Franz Santifaller: Mit Hans Innerhofer, dem Hundertjährigen. In: Meraner Jahrbuch 1937. Athesia, Bozen-Meran 1937, S. 59–60.

Literatur

  • Bergland. Innsbruck, 1923. Erste knappe Würdigung mit 8 Abbildungen früherer Arbeiten.
  • Jahrbuch Land im Gebirge. Bozen 1924. Abbildung „Das Leid“.
  • Artur Nikodem: Tirol und seine Kunst. In: Hellweg. Wochenschrift der deutschen Kunst, Essen, 5. Jg., Heft 45. 11. November 1925. Zwei Abbildungen.
  • Josef Graber: Christliche Kunst in Tirol. Anlässlich der Ausstellung „Tiroler Künstler“ in Westfalen-Rheinland. In: Die christliche Kunst. München, 22. Jg., Heft 4, 11. Januar 1926. Eine Abbildung.
  • Heinrich Hammer: Von heutiger Tiroler Kunst. Zur Ausstellung in Düsseldorf. Zeitschrift „Tirol“, Natur-Kunst-Volk-Leben. Jg. 1926, Heft 1. Eine Abbildung.
  • Joseph Georg Oberkofler: Bildhauer Franz Santifaller. In: Die deutsche Familie. Tyrolia, Innsbruck, 4. Jg., Heft 2, 1927. Abbildung der Innsbrucker Friedhofgestalten.
  • Hans Hochenegg: Aus dem Schaffen Santifallers. In: Tiroler Heimatblätter. Innsbruck 11. Jg., Heft 10, 1933. Fünf Abbildungen.
  • Anselm Weißenhofer: Bildhauer Franz Santifaller. In: Kirchenkust. Wien 6. Jg., Heft 2, 1934. Drei Abbildungen.
  • Der große Herder. Nachschlagwerk, 10. Band, 1935, S. 715.
  • Otto von Lutterotti: Santifaller, Franz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 29: Rosa–Scheffauer. E. A. Seemann, Leipzig 1935, S. 447.
  • Katalog Moderne Galerie in der Orangerie des Belvedere. Wien, 1935. Bildnis des Architekten Hans Fritz, Bronze.
  • L’Autriche à L’Exposition Universelle Internationale de Bruxelles. 1935, S. ?.
  • Österreichische Kunst. Wien, 6. Jg., Heft 5, 1935. Österreich auf der Weltausstellung in Brüssel.
  • Robert Kramreiter: Neue Kirchenkunst im Geiste der Liturgie. 1935, Die vier Apostel für die St. Josephs-Kirche in Wien-Floridsdorf.
  • Österreichische Kunst im 20. Jahrhundert. Ausstellung in der Kunsthalle Bern, 1937.
  • Karl Emerich Hirt, Einige Tiroler Künstler. In: Das Bild. Monatszeitschrift Karlsruhe, Heft 5, 1938. Abbildung der Büste Innerhofer.
  • Lexikon schaffender und schöpferischer Österreicher. Wien 1950, Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei.
  • Heinz Schöny: Ahnenliste Franz Santifaller. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, Wien, 2. Band, 4. Heft, 1950.
  • Karl Strobl: Tiroler Kunst in Wien. Ein Rückblick auf die Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. „Kunst ins Volk“, Wien, 3. Jg., Folge ¾, 1951.
  • Heinrich Hammer: Kunstgeschichte der Stadt Innsbruck. Innsbruck 1952, S. 371.
  • Franz Santifaller: Bildniszeichnungen. Ausstellungskatalog, Innsbruck, Kunsthistorisches Institut der Universität, 1954.
  • Otto von Lutterotti: Der Tiroler Bildhauer Franz Santifaller. 1894–1953. Inn-Verlag, Innsbruck 1955.
  • Tiroler Landesregierung (Hrsg.): Ausstellungskatalog Prof. Franz Santifaller und seine Tiroler Schüler. Kunstpavillon Innsbruck, 1984.
  • Santifaller, Franz. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 8: Poethen–Schlüter. De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-094025-1, S. 700 (books.google.de).

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