Ludwig Franz Stigler (* 21. August 1915 in Regensburg; † 22. März 2008 in Vancouver) war ein deutscher Oberleutnant und Jagdflieger, der als Fliegerass im Zweiten Weltkrieg bekannt wurde. Er erlangte Bekanntheit für seine Rolle bei der Begegnung mit Charles Brown im Dezember 1943, bei dem er die Besatzung einer schwer beschädigten, feindlichen Boeing B-17 verschonte.
Biographie
Stigler kommt aus einer Fliegerfamilie, sein Vater war ebenfalls Pilot und Beobachter im Ersten Weltkrieg. Er begann mit 12 Jahren mit dem Segelfliegen, wurde Berufspilot bei der Deutsche Luft Hansa und trat 1940 der Luftwaffe als Ausbilder bei. Einer seiner Schüler war Gerhard Barkhorn, der später über 300 Flugzeuge im Kampf abschoss. Nach dem Tod seines Bruders August, der beim Absturz einer Ju 88 im August 1940 ums Leben kam, ließ sich Stigler zu einem Jagdverband versetzen und wurde Teil des Jagdgeschwaders 27, in dem er in Nordafrika und Europa unter anderem an der Seite von Hans-Joachim Marseille und Gustav Rödel diente. Kurz vor Kriegsende wurde Stigler zum Jagdverband 44 unter Adolf Galland versetzt, wo er einer der sehr wenigen Piloten war, die die Messerschmitt Me 262 flogen.
Insgesamt flog Stigler 487 Kampfeinsätze und schoss 28 Flugzeuge ab, während er selbst 17 Mal abgeschossen wurde – sechs Mal sprang er ab, und elf Mal konnte er seine beschädigte Messerschmitt landen. Nie ganz geklärt wurde, ob er zu der Gruppe von Piloten des II/JG 27 zählte, die während des Afrikafeldzugs falsche Abschussmeldungen abgaben. Vom 10. Juli 1942 bis zum 16. August 1942 gab Stigler mindestens 14 Abschüsse an, die in britischen Aufzeichnungen kaum oder gar nicht bestätigt sind.
Begegnung mit der B-17 „Charlie“ Browns
Bekannt wurde Stigler durch einen Vorfall im Dezember 1943 am Himmel über Norddeutschland, der von deutscher und britischer Seite geheim gehalten wurde: Stigler traf mit seiner vollgetankten und aufmunitionierten Messerschmitt Bf 109 auf einen amerikanischen Bomber auf dem Rückflug nach England nach einem Einsatz. Die B-17 war von deutschen Jägern fast flugunfähig geschossen worden, die Mannschaft verletzt, der Heckschütze tot. Stigler schoss die Maschine nicht ab, sondern begleitete sie sichernd über die deutschen Flakstellungen an der Nordseeküste hinweg bis über die Nordsee. Erst 1990 fanden die beiden Piloten Stigler und Charles „Charlie“ Brown und die Mannschaft des amerikanischen Bombers zusammen. Die Männer und ihre Frauen verband fortan eine enge Freundschaft.
Literatur
- Adam Makos, Larry Alexander: A Higher Call. An Incredible True Story of Combat and Chivalry in the War-Torn Skies of World War II. Penguin, New York 2012, ISBN 978-1-101-61895-0 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Adam Makos, Larry Alexander: Eine höhere Pflicht. Wie ein deutscher Pilot seinem amerikanischen Feind im Zweiten Weltkrieg das Leben schenkte. Riva, 2014, ISBN 978-3-86883-397-3.
Weblinks
- Christian Eckl: Regensburgs vergessener Held ist in Übersee eine echte Ikone. In: Wochenblatt, 6. Juli 2017.
- JG27 Franz Stigler. In: Portrait of War (englisch).
- Oberleutnant Ludwig Franz Stigler. In: Ace Profile. Abgerufen am 24. November 2022 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ Martin Eich: Ein Gentleman in der Messerschmitt, FAZ vom 19. Dezember 2017, S. 7.
- ↑ Christopher F. Shores, Hans Ring: Fighters Over the Desert: The Air Battles in the Western Desert, June 1940 to December 1942. Arco Publishing Company, 1969, ISBN 978-0-668-02070-1 (englisch).
- ↑ Honour in the skies: The day a chivalrous German flying ace saluted a crippled US bomber and let them fly to safety instead of shooting them down. In: MailOnline. Associated Newspapers Ltd., 9. Dezember 2012, abgerufen am 5. August 2023 (englisch).
- ↑ John Blake: Two enemies discover a 'higher call' in battle. In: CNN International. 9. März 2013, abgerufen am 5. August 2023 (englisch).