Franz Tymmermann (* um 1515 in Hamburg; † nach 1540), seit dem 20. Jahrhundert auch Franz Timmermann, war ein deutscher Maler der Frührenaissance und ein Schüler von Lucas Cranach dem Älteren.

Leben

Franz Tymmermann wurde um 1515 als Sohn eines Hamburger Bürgers in Hamburg geboren. Über sein Leben ist wenig bekannt. Im Jahre 1538 schickte ihn der Hamburger Rat wegen seines erprobten Talents nach Wittenberg zur Ausbildung bei dem Maler und Bürgermeister von Wittenberg Lucas Cranach dem Älteren, unter der Bedingung, zu der er sich schriftlich verpflichtete, dass er nach der Ausbildung ohne Wissen und Zustimmung des Rates sich nirgendwo außer in Hamburg niederlassen dürfe. Das geht aus dem hamburgischen Stadtrechnungsbuch (Libri expositorum) aus der Zeit hervor, in dem auch dir Reisekosten sowie die Kosten von Kleidung und Stiefel aufgeführt sind. 1539 schickte Franz Tymmermann dem Rat ein Gemälde. 1541 scheint die Ausbildung beendet gewesen zu sein, denn der Rat schickte ihm Geld für die Rückreisekosten und für Kleidung sowie Geld für ein Gemälde. Er wird in dem Rechnungsbuch auch schon als Maler des Rates bezeichnet. Danach verliert sich seine Spur in den Aufzeichnungen. Es ist auch kein Gemälde von ihm bekannt, das nach 1541 von ihm datiert wurde.

Es ist nicht auszuschließen, dass sich Franz Tymmermann bereits vor dem Ratsstipendium in der Lehre bei Lucas Cranach dem Älteren befand, verweist doch Tymmermanns monogrammiertes und datiertes Gemälde Die Enthauptung Johannes des Täufers von 1534 in der speziellen Bildfindung auf die Werkstatt Cranachs. Auch seine Bildkomposition der Lukrezia von 1536 mit dem dunklen Hintergrund legt dies nahe. Zudem war Lukrezia in der Cranach-Werkstatt ein oft produziertes Thema. Es existieren über 80 bekannte Versionen.

Restitution eines Tymmermann-Gemäldes

Das 1534 entstandene Holztafelbild Die Enthauptung Johannes des Täufers von Franz Tymmermann befand sich in der Sammlung von Maximilian Clavé von Bouhaben, der es mit der Sammlung von seinem Schwiegervater Franz Anton Zanoli übernommen hatte. Anfang Juni 1894 ließ es seine Witwe bei Lempertz in Köln versteigern. Am 14. Mai 1926 wurde es von einem nicht genannten Eigentümer wieder bei Lempertz versteigert. Das Gemälde ersteigerte der Kunsthändler Cees van der Feer Ladèr (Ehemann von Elisabeth Emilie Lohmann-van der Feer Ladèr) in Baarn. Von ihm erwarb es der jüdische Kunstsammler Wilhelm Mautner, der in Amsterdam wohnte. Mit der Besetzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg durch das NS-Regime begann man dort mit dem sofortigen Zugriff auf das Vermögen der Juden. In den Niederlanden wurde die Aneignung der Raubkunst durch scheinlegale Geschäfte vorgenommen. Wilhelm Mautner, der wegen der Judenverfolgung fliehen wollte, aber Bilder als Jude nicht selbst verkaufen durfte, verkaufte 1943 aus der Not heraus einige Bilder, darunter am 22. Juli Die Enthauptung Johannes des Täufers von Franz Tymmermann, über den befreundeten Kunsthändler Hans Alfred Wetzlar, der sie, laut eigenen Angaben, unter seinen eigenen Namen verkaufte. Wetzlar war allerdings auch ein Ankäufer für Hermann Voss, der der Leiter des Sonderauftrags Linz war. Der Käufer des Gemäldes von Tymmermann war Erhard Göpel, ein Kunstagent von Hermann Voss, und der Preis betrug 24.000 Gulden, umgerechnet 12.000 Reichsmark. So war nun offiziell das Gemälde Eigentum des Sonderauftrags Linz und damit Teil der Sammlung von Adolf Hitlers geplantem Führermuseum, jedoch nur bis 1945, denn die U.S. Army, die u. a. im Süden des Deutschen Reichs einmarschierte, beschlagnahmte im Mai alle eingelagerten Kunstgegenstände des Sonderauftrags Linz und schaffte sie in den nächsten Monaten nach München in den dort eingerichteten Central Collecting Point. Das Gemälde Die Enthauptung Johannes des Täufers traf dort am 10. Juli 1945 ein.

An Wilhelm Mautner konnte das Gemälde nicht restituiert werden, da er im Dezember 1943 während einer Judenrazzia in Amsterdam verhaftet wurde und ins Durchgangslager Westerbork kam, von wo er aus am 20. Januar 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Am 29. September 1944 wurde er von dort in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er ermordet wurde. Das Gemälde wurde deshalb am 15. April 1946 den Niederlanden übergeben, wo es in die NK-Sammlung des Stichting Nederlands Kunstbezit vorerst überging. Von dort ging es als Leihgabe in das Bonnefantenmuseum in Maastricht. Im Jahre 2010 wurde das Gemälde schließlich an die Erben von Wilhelm Mautner restituiert. Am 7. Juli 2011 wurde es bei Sotheby’s versteigert, ebenso am 4. Juli 2013.

Ausstellungen (Auswahl)

  • 2003: Cranach in Köln. Zum 450. Todestag des Schnellmalers von Wittenberg im Wallraf-Richartz-Museum – Ölgemälde Sündenfall und Erlösung (Kölner Version)
  • 2011: Panoptikum – Die geheimen Schätze des Wallraf im Wallraf-Richartz-Museum – Ölgemälde Sündenfall und Erlösung (Kölner Version)

Werkverzeichnis (Auswahl)

Maße: Breite × Höhe

Literatur

Commons: Franz Tymmermann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Quelle: F. Schrader: Notizen über den Hamburger Maler Franz Tymmermann, einen Schüler Lucas Cranach's in der Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 3, S. 586 f.
  2. Susanne H. Kolter: Franz Timmermann, Die Bekehrung des Paulus, um 1540, 2012 (PDF-Datei)
  3. Versteigerungskatalog 1894
  4. Genaues Datum (Memento vom 25. März 2014 im Internet Archive) des Verkaufs
  5. Punkt 4., Zeile 5 (englisch)
  6. Nachweis, dass Hans Alfred Wetzlar Ankäufer für Hermann Voss war. S. 56 in Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der "Sonderauftrag Linz": Visionen, Verbrechen, Verluste, Oldenbourg Verlag, 2005
  7. Der Preis des Gemäldes im Juli 1943, erwähnt auf der Website von Sotheby's
  8. Summe auf Karteikarte der Restitutionskartei
  9. Wilhelm Mautner (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive) auf holocaust.cz
  10. Die Geschichte der Erlösung im Versteigerungskatalog der Sammlung Heinrich Theodor Hoech, 1892
  11. Nachweis (Memento vom 29. April 2019 im Internet Archive) Zuschreibung Koepplins
  12. Farbige Abbildung (Memento vom 19. März 2018 im Internet Archive) des Christus und die Samariterin
  13. Kopie des Gemäldes
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