Friedensethik ist ein Bereich der angewandten Ethik. Sie stellt Kriterien für gutes und schlechtes Handeln in Bezug auf die Erhaltung oder Schaffung von Frieden auf und bewertet die Motive und Folgen von Handlungen in diesem Kontext. Bedeutsam sind insbesondere theologische Friedensethiken (vgl. etwa das Weltethos).

Die philosophische Friedensethik sucht nach Antworten auf die Frage, wie in bestimmten friedensrelevanten Situationen gehandelt werden soll. Die einfachste und klassische Formulierung einer solchen Frage stammt von Immanuel Kant: Was soll ich tun?. Sie wurde von Kant in der Schrift "Zum ewigen Frieden" für das friedensrelevante Handeln spezifiziert. Diese Schrift gilt als Schlüsselwerk der modernen philosophischen Friedensethik.

Die Rechtswissenschaft bezieht sich bei der Beantwortung dieser Frage im Unterschied zur Friedensethik auf eine bestimmte, bereits faktisch geltende Rechtsordnung (positives Recht), deren völker- und europarechtliche Normen sie auslegt und anwendet. Auch empirische Wissenschaften, wie Soziologie, Ethnologie und Psychologie (Friedensforschung und insbesondere Friedenspsychologie) befassen sich deskriptiv mit faktisch bestehenden friedensethischen Überzeugungen, Einstellungen und Sanktionsmustern. Ihnen geht es im Gegensatz zur Friedensethik nicht oder in geringerem Maße um die normative Seite von Rechtfertigung oder Kritik.

Klassiker

Literatur

  • Dirk Ansorge: Der Nahostkonflikt. Politische, religiöse und theologische Dimensionen, Stuttgart 2006 (Beiträge zur Friedensethik. Heft 43).
  • Dieter Baumann: Militärethik, Stuttgart 2007 (Theologie und Frieden. Band 36).
  • Gerhard Beestermöller, Michael Haspel, Uwe Trittmann (Hrsg.): „What we´re fighting for...“. – Friedensethik in der transatlantischen Debatte, Stuttgart 2006 (Beiträge zur Friedensethik. Heft 37).
  • Gerhard Beestermöller, Heinz-Gerhard Justenhoven (Hrsg.): Der Streit um die iranische Atompolitik. Völkerrechtliche, politische und friedensethische Reflexionen, Stuttgart 2006 (Beiträge zur Friedensethik. Heft 40).
  • Gerhard Beestermöller: Thomas von Aquin und der gerechte Krieg, Köln 1990 (Theologie und Frieden. Band 4).
  • Marcus Düwell, Christoph Hübenthal, Micha H. Werner (Hrsg.): Handbuch Ethik. Metzler, Stuttgart u. a., 2. akt. Aufl. 2006, ISBN 3476021246
  • Francisco de Vitoria: De indis (Über die Indianer) & De jure belli (Über das Kriegsrecht). In: Vorlesungen II (Relectiones). Völkerrecht, Politik, Kirche. Lateinisch-deutscher Text, hrsg. von Ulrich Horst, Heinz-Gerhard Justenhoven, Joachim Stüben, Stuttgart 1997 (Theologie und Frieden. Band 8).
  • Klaus Ebeling: Militär und Ethik. Moral- und militärkritische Reflexionen zum Selbstverständnis der Bundeswehr, Stuttgart 2006 (Beiträge zur Friedensethik. Heft 41).
  • Hans-Georg Ehrhart, Heinz-Gerhard Justenhoven (Hrsg.): Intervention im Kongo. Eine kritische Analyse der Befriedungspolitik von UN und EU, Stuttgart 2008 (Beiträge zur Friedensethik. Heft 42).
  • Christine Freitag: Friedensethik als Aufgabe für Ausbildung und Qualifizierung in der Kirche. Eine Annäherung in fünf Thesen. In: epd Dokumentation 25/2006.
  • Heinz-Gerhard Justenhoven: Eine reformierte UNO im Dienst der Überwindung des zwischenstaatlichen Krieges. Das friedensethische Programm des Papsttums im Spiegel von Caritas in Veritate, in: Was trägt, wenn die Welt aus den Fugen gerät? Christliche Weltverantwortung im Horizont der Globalisierung, hg.v. Peter Klasvogt, Andreas Fisch, Paderborn 2010, 188–200.
  • Heinz-Gerhard Justenhoven, Rolf Schumacher (Hrsg.): „Gerechter Friede“ - Weltgemeinschaft in der Verantwortung, Stuttgart 2003 (Theologie und Frieden. Band 25).
  • Heinz-Gerhard Justenhoven: Francisco de Vitoria zu Krieg und Frieden, Stuttgart 1991 (Theologie und Frieden. Band 5).
  • Bernhard Koch: Den Gegner schützen, Baden-Baden 2014
  • Volker Stümke: Das Friedensverständnis Martin Luthers, Stuttgart 2007 (Theologie und Frieden. Band 34).
  • Timo J. Weissenberg: Die Friedenslehre des Augustinus, Stuttgart 2005 (Theologie und Frieden. Band 28).
  • Reihe: Beiträge zur Friedensethik, hrsg. vom Institut für Theologie und Frieden Hamburg, Kohlhammer, Stuttgart (bisher 43 Bände)
  • Reihe: Theologie und Frieden, hrsg. vom Institut für Theologie und Frieden Hamburg, Kohlhammer, Stuttgart (bisher 40 Bände)
  • Alfred Klose (Hrsg.): Frieden und Gesellschaftsordnung. Festschrift für Rudolf Weiler zum 60. Geburtstag, Berlin: Duncker & Humblot 1988, ISBN 3-428-06444-5
  • Alfred Klose: Kulturethik als Herausforderung, Klagenfurt / Celovec, Wien u. a.: Hermagoras / Mohorjeva 2006, ISBN 3-7086-0183-1
  • Ernst Josef Nagel (Hrsg.): Dem Krieg zuvorkommen. Christliche Friedensethik und Politik, Herder, Freiburg 1984
  • Norbert Glatzel, Ernst Josef Nagel (Hrsg.): Frieden in Sicherheit. Zur Weiterentwicklung der katholischen Friedensethik, Herder, Freiburg 2. Aufl. 1982
  • Eberhard Schockenhoff: Kein Ende der Gewalt? Friedensethik für eine globalisierte Welt, Freiburg 2018.
  • Volker Stümke, Matthias Gillner (Hrsg.): Friedensethik im 20. Jahrhundert (= Theologie und Frieden. Bd. 42). Kohlhammer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-021837-6.
  • Rudolf Weiler: Friedensdiskurs aus verschiedener weltanschaulicher Sicht, Duncker & Humblot 1988, ISBN 3-428-06443-7
  • Rudolf Weiler: Internationale Ethik. Eine Einführung. Erster Band: Die sittliche Ordnung der Völkergemeinschaft, Duncker & Humblot 1986, ISBN 3-428-06133-0
  • Rudolf Weiler: Internationale Ethik. Eine Einführung. Zweiter Band: Fragen der internationalen sittlichen Ordnung. Friede in Freiheit und Gerechtigkeit, Duncker & Humblot 1989, ISBN 3-428-06134-9
  • Rudolf Weiler: Völkerrechtsordnung und Völkerrechtsethik, Duncker & Humblot 2000, ISBN 3-428-10275-4
  • Valentin Zsifkovits: Ethik des Friedens, Linz: Veritas 1987
  • Studien zur Friedensethik, hrsg. von Heinz-Gerhard Justenhoven und Bernhard Koch, Nomos-Verlag/Aschendorff-Verlag Baden-Baden/Münster, seit 2014
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