Die Friedhöfe Olšany (Olšanské hřbitovy; auf Deutsch meist im Singular Wolschaner Friedhof) in der Ortslage Olšany (Wolschan) des Prager Stadtteils Žižkov sind eine aus zwölf Einzelfriedhöfen bestehende kommunale Nekropole und die größte Begräbnisstätte in der Hauptstadt Tschechiens.
Geschichte
Ein erster Friedhof in Olšany vor den Toren der Stadt Prag wurde erstmals 1679/1680 angelegt, um die Pesttoten der Stadt schnell begraben zu können. An diese Begräbnisstätte erinnert die dem Pestheiligen Rochus gewidmete Kirche (bis 1842 Kapelle des Hlg. Rochus) am heutigen Friedhof I.
Als durch Kaiser Joseph II. auch in Prag Begräbnisse in der Innenstadt verboten wurden, wurden Bestattungen in Olšany ab Ende des 18. Jahrhunderts zur Norm für die Bewohner der Prager Alt- und Neustadt, wodurch das Areal mehrfach erweitert werden musste. Die bis 1945 Prag dominierende Zweisprachigkeit findet auf den Friedhöfen in Olšany ihr Abbild: deutschsprachige, tschechischsprachige und deutsch-tschechischsprachige Gräber und Grüfte finden sich nebeneinander.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Friedhof in Olšany durch die Stadtverwaltung zur kommunalen Nekropole für Prag ausgebaut, die für zwei Millionen Bestattungen ausgelegt wurde und z. B. auch Sektionen für orthodoxe und islamische Gläubige enthält. Im Zuge des Ausbaus zur größten Begräbnisstätte in Prag entstand auch eine Reihe von Kapellen und Gotteshäuser für bestimmte Religionsgemeinschaften. In einer Reihe von Soldatenfriedhöfen sind Gefallene des Ersten und Zweiten Weltkriegs aus verschiedenen Staaten beigesetzt. Die Olšany-Nekropole ist zudem Standort eines Krematoriums.
Unmittelbar neben dem Hauptfriedhof erwarb die jüdische Gemeinde ein Grundstück und legte dort 1890 den Neuen Jüdischen Friedhof an, auf dem u. a. Franz Kafka bestattet ist. Von den Friedhöfen in Olšany nur rund 500 Meter entfernt ist der Friedhof Vinohrady, auf dem die Staatspräsidenten Hácha und Havel begraben sind und wo sich das Krematorium Strašnice befindet.
Bestattete Persönlichkeiten
Zu den bekannten Persönlichkeiten, welche auf dem Olšany-Friedhof begraben sind, gehören unter anderem:
- Joseph Maria Baernreither (1845–1925)
- Bernard Bolzano (1781–1848)
- Karel Havlíček Borovský (1821–1856)
- Jaroslav Čermák (1830–1878)
- Viktor Dyk (1877–1931)
- Karel Jaromír Erben (1811–1870)
- Radola Gajda (1892–1948)
- Klement Gottwald (1896–1953)
- Rudolf Hrušínský senior (1920–1994)
- Václav Kliment Klicpera (1792–1859)
- Ján Kollár (1793–1852)
- Karel Kramář (1860–1937)
- Josef Lada (1887–1957)
- Vladimír Menšík (1929–1988)
- Viktor Oliva (1861–1928)
- Ossi Oswalda (1898–1947)
- Jan Palach (1948–1969)
- Pavel Roman (1943–1972)
- Pavel Jozef Šafárik (1795–1861)
- Anton Schobloch (1835–1900)
- Otto Skall (1884–1942)
- Antonín Slavíček (1870–1910)
- Ladislav Stroupežnický (1850–1892)
- Jan Syrový (1888–1970)
- Jan Erazim Vocel (1803–1871)
- Rudolf Vomáčka (1847–1926)
- Jiří Voskovec (1905–1981)
- Jan Kapistrán Vyskočil OFM (1886–1956)
- Jan Werich (1905–1980)
Ansichten (Auswahl)
Gebäude
- Rochuskirche
- Orthodoxe Kirche
- Krematorium
- Denkmal für Jan Šverma
Abteilungen
- Gräber im Friedhof I
- Gräber im Friedhof II
- Gräber im Friedhof IX
- Britischer Soldatenfriedhof
Einzelnachweise
- 1 2 Památky. Olšanské hřbitovy, ausführliche Beschreibung der Pražská informační služba (Informationsdienst der Stadt Prag), online ( archiviert) auf: pis.cz/...
- ↑ Krása a sláva Olšanských hřbitovů, Beschreibung des Portals Praha.eu, online auf: praha.eu/...
- ↑ The New Jewish Cemetery at Olšany
Weblinks
Koordinaten: 50° 4′ 50,3″ N, 14° 28′ 0,8″ O