Die Fuchshexe ist eine Sagengestalt, die überwiegend aus der Sagenwelt der Alpen, aber auch aus anderen deutschsprachigen Regionen bekannt ist. Der Unterschied zur fernöstlichen Fuchsfee besteht vor allem darin, dass sich in den europäischen Sagen eine Menschenfrau in einen Fuchs verwandelt, wohingegen in Japan, China und Korea ein Fuchsgeist die Gestalt einer Frau annimmt, um Erlösung zu erlangen.

Verwandlung

Es handelt sich bei der Fuchshexe in erster Linie um eine Hexe, die sich in die Gestalt eines Fuchses verwandelt. Dahinter steckt meist die Absicht, Böses zu tun. In Gestalt eines Fuchses narrt sie oftmals den Jäger, doch wenn er das vermeintliche Tier mit seiner Waffe verletzt, wird die Hexe bisweilen dadurch identifiziert, dass sich bei der Frau eine Verletzung am gleichen Körperteil zeigt wie beim Fuchs.

Eine zweite Kategorie der „Fuchshexe“ ist eine Frau, die von einer Hexe in eine Füchsin verwandelt wurde. Sie wird in der Regel dadurch erlöst, dass ein Wanderer oder Jäger ein angebundenes Tier findet und es befreit. Später dann trifft er eine Frau, die sich als die Verwandelte zu erkennen gibt und ihm ihren Dank bezeigt. Dieser Dank besteht meist in einer Vergütung oder einem Geschenk, manchmal aber kommt es auch zur Heirat.

Beispiele

Nur sehr selten werden die Fuchshexen bei ihrem Namen genannt, was auf eine starke Tabuisierung hindeutet. In der Schweizer Sage „Die Fuchshexe und der Kummetbach“, beobachteten zwei Knaben einen Fuchs, der durch das Kummettal in Richtung Regliberg hinaufschlich, um sich droben auf dem Sewli als Katharina Wyrsch zu entpuppen, die schon lange im Verdacht der Hexerei gestanden hatte. Bald darauf ließ ein Gewitter den Kummetbach stark anschwellen und bedrohte ganz Attinghausen. Als „Fuchshexe“ könnte man auch Christiana Morhauptin, eine Hexe aus dem 17. Jahrhundert bezeichnen. Sie soll den Bürgermeister von Bamberg, Johannes Junius, zu einer Liebschaft und der Teilnahme an Hexensabbaten gezwungen haben, wobei er sie „Füchsin“ nennen musste.

Aus der deutschen Literatur ist durch die Erzählung Thrin Wulfen von Ernst Moritz Arndt (1769–1860) eine Fuchshexe bekannt, die sich dort vor den Augen einer Pastorin in eine Füchsin verwandelt. Aus Japan ist Tamamo no Mae bekannt, die bisweilen auch als „Fuchshexe“ bezeichnet wird, was sie im hier definierten Sinn freilich nicht ist, sondern nur ihre magischen Fähigkeiten im Zusammenhang mit der Tatsache, dass sie eine Fuchsfee war, andeutet.

Quellen

  • Friedrich Baader: Sagen des Neckarthals, der Bergstraße und des Odenwalds aus dem Munde des Volks und der Dichter. Mannheim 1843 Digitalisat
    • Hexe als Fuchs, S. 132
  • Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Wien 1879/80 Digitalisat
    • Der Fuchsberg bei Dodow, Bd. 1, S. 146–147
    • [Hexen], Bd. 2, S. 23
  • Richard Beitl: Im Sagenwald. Neue Sagen aus Vorarlberg. 1953
    • Die drei Jungfern, S. 68–69
    • Geweihtes im Pulver, S. 206–207
  • Hulda Eggart, K. A. Reiser: Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus. Kempten/München 1914
    • Hexe als Fuchs, Bd. 1, S. 258–259
  • Christian Falkner: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen. (Ötztal-Archiv), Innsbruck 1997
    • Eine Hexe als Fuchs
  • Nikolaus Gredt: Sagenschatz des Luxemburger Landes. Esch-Alzette 1963
  • Josef Haltrich: Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen. Wien 1882
    • Die beiden Mädchen und die Hexe
  • Dietrich Jecklin, Kaspar Decurtins: Volksthümliches aus Graubünden. Zürich 1874 Digitalisat
    • Die Tante als Hexe, S. 56
    • Der Jäger in Nöten, S. 57
    • Die verhexte Dame, S. 57
    • Die bestrafte Hexe, S. 66
    • Die Hexe in Scheid, S. 148
    • Der Fuchs von Fulun, S. 165–167
    • Die seltsamen Füchse, S. 270–272
    • Die „Gotte“ als Hexe, S. 277
    • Die Fuchsenjagd, S. 277
  • Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Bd. 1, Leipzig 1859 Digitalisat
    • Der Teufelsstein bei Hundesossen, S. 191–192
  • Jakob Kuoni: Sagen des Kantons St. Gallen. St. Gallen 1903
    • Der angebundene Fuchs, S. 119–120
    • Der Hexentanz auf dem Gafarrabühl, S. 149ff.
  • Karl Müllenhoff, Otto Mensing: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845 Digitalisat
    • Hexe als Fuchs, S. 246–247
  • Josef Müller: Sagen aus Uri. Bd. 1, Basel 1926
    • Die angeschossene Fuchshexe, S. 156
    • Die Fuchshexe und der Kummetbach, S. 157
    • Das Füchslein in der Glattalp, S. 158–159
    • Füchslein und Wirtstochter, S. 159
    • Das geschonte Füchslein, S. 160
    • Das Fuchsweib in Gurtnellen, S. 161
    • Mädchen als Fuchs, S. 161
    • Das Ende der Fuchshexe, Bd. 3, S. 252

Literatur

  • Klaus Mailahn: Der Fuchs in Glaube und Mythos. Lit-Verlag, Münster u. a. 2006, ISBN 3-8258-9483-5, S. 372–380 (Religionswissenschaft 11).
  • Klaus Mailahn: Göttin, Fuchs und Ostern. Lit-Verlag, Münster u. a. 2007, ISBN 978-3-8258-0663-7, S. 78–81 (Religionswissenschaft 14).

Einzelnachweise

  1. Müller, Sagen aus Uri, 1, 1926, S. 158
  2. http://history.hanover.edu/texts/bamberg.html
  3. Ernst Moritz Arndt: Thrin Wulfen im Projekt Gutenberg-DE(Archivversion)
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