Gaius Cassius Longinus (* vor 85 v. Chr.; † 42 v. Chr.) gilt neben seinem Freund und Schwager Marcus Iunius Brutus als Haupt der Verschwörung gegen Gaius Iulius Caesar. Eine Gruppe von Senatoren missbilligte Bestrebungen Caesars, die Macht in seiner Hand zu vereinigen, nachdem er bereits zum Diktator auf Lebenszeit ernannt worden war, und ermordete Caesar an den Iden des März (15. März) 44 v. Chr.
Leben
Über Cassius' frühes Leben ist nicht viel bekannt. Er war Mitglied der alten Senatorenfamilie der Cassier, die seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. mehrere Konsuln gestellt hatten. Sein Vater war vielleicht der gleichnamige Konsul des Jahres 73 v. Chr.
Kurz vor 53 v. Chr. war Cassius Quästor. In diesem Amt bzw. als Proquästor nahm er am Feldzug des Marcus Licinius Crassus gegen die Parther teil. Nach der vernichtenden Niederlage der Römer in der Schlacht bei Carrhae und dem Tod des Crassus 53 v. Chr. konnte sich Cassius mit dem Rest der römischen Legionen in die römische Provinz Syria zurückziehen und Syria gegen die Feinde verteidigen.
Für das Jahr 49 v. Chr. wurde Cassius zum Volkstribun gewählt. Durch den Ausbruch des Bürgerkrieges konnte er vermeiden, wegen Ausbeutung und Erpressung in Syrien zur Verantwortung gezogen zu werden. Während des Bürgerkriegs stand er zunächst auf der Seite des Gnaeus Pompeius Magnus. Als Flottenkommandeur hatte er gute Erfolge im Mittelmeer. Nach der Schlacht von Pharsalos (9. August 48 v. Chr.) versöhnte er sich aber wieder mit Caesar, der ihn 47 v. Chr. zu einem seiner Legaten ernannte. Im Jahr 44 v. Chr. wurde er Praetor peregrinus mit dem Versprechen, im folgenden Jahr die Provinz Syria zu erhalten.
Cassius galt schon in der Antike als die treibende Kraft hinter der Verschwörung gegen Caesar. Sie speiste sich vor allem aus der Unzufriedenheit zahlreicher Senatoren mit Caesars immer deutlicher werdendem Alleinherrschaftsanspruch, der mit der römischen Republik, vor allem der führenden Rolle des Senats, nicht vereinbar war. Einige der Verschwörer töteten Caesar in einer Senatssitzung kurz vor Caesars geplanter Abreise zu einem Krieg gegen die Parther.
Sie hatten aber versäumt, Pläne für die Zeit nach Caesars Ermordung zu machen. Cassius musste Italien verlassen und ging nach Syria, obwohl man ihm die Provinz zeitweilig entzogen hatte. Er stellte ein großes Heer auf, mit dem er Publius Cornelius Dolabella, der an seiner Stelle als Statthalter nach Syria geschickt worden war, in der Schlacht bei Laodikeia besiegte.
Nachdem sich der von Caesar testamentarisch adoptierte Oktavian (der spätere Augustus), Marcus Aemilius Lepidus und Marcus Antonius zum Zweiten Triumvirat zusammengeschlossen hatten, vereinigten sich Cassius und Marcus Iunius Brutus und zogen mit ihren Legionen über den Hellespont durch Thrakien bis in die Nähe von Philippi in Makedonien. Sie wollten die Legionen des Triumvirates aushungern, wurden aber zum Kampf gezwungen. Es kam zur ersten Schlacht bei Philippi am 3. Oktober 42 v. Chr. Brutus konnte Oktavians Truppen besiegen, Cassius unterlag jedoch Marcus Antonius. Da Cassius nicht vom Erfolg seines Mitstreiters Brutus wusste, ließ er sich von einem freigelassenen Sklaven töten.
Brutus wurde am 23. Oktober in der zweiten Schlacht bei Philippi besiegt. Er konnte entkommen und ließ sich kurz darauf ebenfalls töten.
Cassius bei Dante
In seinem Werk Göttliche Komödie zählt für den Dichter Dante Alighieri Cassius zusammen mit Marcus Iunius Brutus und dem Jünger und Jesus-Verräter Judas Iskariot zu den drei größten Verrätern der Menschheit, die im innersten Ring der Hölle, eingeschlossen in ewigem Eis, von Luzifer zerfressen werden.
Stammbaum
Literatur
- Yasmina Benferhat: Longinus (C. Cassius). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 4, CNRS Éditions, Paris 2005, ISBN 2-271-06386-8, S. 113–116
- Catherine J. Castner: Prosopography of Roman Epicureans from the Second Century B. C. to the Second Century A. D. 2. Auflage, Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-8204-9933-4, S. 24–31
- Maria H. Dettenhofer: Cicero und C. Cassius Longinus: Politische Korrespondenz ein Jahr vor Caesars Ermordung (Cic. fam. 15,16-19). In: Historia. Bd. 39, 1990, S. 249–256a.
- Maria H. Dettenhofer: Perdita Iuventus. Zwischen den Generationen von Caesar und Augustus (= Vestigia. Band 44). Beck, München 1992, ISBN 3-406-35856-X.
- Karl-Ludwig Elvers: Cassius [I 10]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X.
Belletristik
- Walter Jens: Die Verschwörung. Hörspiel. Piper 1974, DN Nr. 241.
- Thornton Wilder: The Ides of March. Roman. 1948, deutsch 1949 (dt. Die Iden des März)
- Dietrich Oldenburg: Tod eines Leitwolfes. Historischer Roman. Haag und Herchen, 2007, ISBN 978-3-89846-439-0.