Ganna (altgriechisch Γάννα) war eine germanische Seherin aus dem Stamm der Semnonen, die Ende des 1. Jahrhunderts als Nachfolgerin der Veleda tätig war.

„Masyos, König der Semnonen, und Ganna, eine Jungfrau, die nach Veleda in Germanien als Seherin aufgetreten war, kamen zu Domitian, wurden von ihm ehrenvoll behandelt und dann wieder zurückgebracht“

Cassius Dio, Historia Romana 67, 5

Ganna begleitete Masyas zu Verhandlungen mit Kaiser Domitian, entweder zu dessen zeitweiligen Aufenthalt in Gallien, oder nach Rom. Wie ihre Vorgängerin Veleda hatte Ganna (beide als Jungfrauen beschrieben) vermutlich ebenfalls politischen Einfluss neben ihrer religiösen Funktionen in der Mantik, Weissagung und der Zauberpraktiken (Galster). Der Name Gannas wird mit altnordisch gandr ‚Zauberstab‘ verbunden gedeutet. Wie bei der Veleda, der Waluburg und bedingt bei der Albruna handelt es sich um einen „sprechenden“ Funktionsnamen einer Seherin.

Literatur

  • Walter Baetke: Die Religion der Germanen in Quellenzeugnissen. 3. Auflage. Moritz Diesterweg, Frankfurt/M. 1944.
  • Franz Rolf Schröder: Quellenbuch zur Germanischen Religionsgeschichte. De Gruyter, Berlin und Leipzig 1933.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, S. 367–369.
  • Sabine Tausend: Germanische Seherinnen. In: Klaus Tausend: Im Inneren Germaniens – Beziehungen zwischen den germanischen Stämmen vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 2. Jh. n. Chr. Verlag Franz Steiner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09416-0, S. 155–174 (Geographica Historica. Band 25).

Anmerkungen

  1. Zitiert nach W. Baetke: Die Religion der Germanen in Quellenzeugnissen, S. 113.
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