Gartenstadt
Koordinaten: 50° 3′ N, 10° 13′ O
Höhe: 229–258 m ü. NN
Fläche: 1,28 km²
Einwohner: 2787 (31. Dez. 2015)
Bevölkerungsdichte: 2.177 Einwohner/km²
Postleitzahl: 97421, 97424
Vorwahl: 09721
Stadtteil Gartenstadt (Bezirk 32)
Blühende Kirschbäume an der Blauen Leite

Die Gartenstadt ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Er wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 32 geführt. Der Stadtteil entstand infolge der Gartenstadtbewegung.

Geographie

Lage

Die Gartenstadt liegt im Nordwesten des Stadtgebietes. Der nahe Hauptfriedhof wird dem Nördlichen Stadtteil zugeordnet. Die Gartenstadt liegt auf einer Anhöhe an der Maibacher Höhe und fällt im Südwesten steil in ein namenloses Tal ab, das zum einstigen Spitalsee führt. Das Tal trennt die Gartenstadt vom Nordwestlichen Stadtteil ab. Im Nordosten wird die Gartenstadt durch die Rhönstraße und im Süden durch den nördlichen Rand des Hauptfriedhofs vom Nördlichen Stadtteil abgegrenzt.

Topografie

Der Stadtteil wird neben dem Tal im Südwesten zudem im Nordosten (Rhönstraße) vom Tal des Marienbachs eingefasst. In beiden Tälern befanden sich bis in die 1950er Jahre, jeweils auf der Lee-Seite, Lehmgruben mit Ziegeleien. Im erstgenannten Tal wurde später eine Grünanlage angelegt.

Geschichte

Aufbau des Stadtteils

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war das Gebiet des späteren Stadtteils unbebaut, aber grenzte bereits an den heutigen Hauptfriedhof, der 1874 eröffnet wurde.

Die Anfänge der Gartenstadt liegen in den 1920er Jahren im Zuge der Gartenstadtbewegung. Der Stadtteil ist von Anfang an eng mit der 1917 infolge einer Wohnungsnot gegründeten Wohnungsbaugenossenschaft Bauverein Schweinfurt verbunden. Die ersten Häuser wurden 1920 fertiggestellt. Die Gartenstadt wurde als Siedlung im Grünen im Rahmen des Gartenstadt-Konzepts angelegt. Es entstanden zunächst vorwiegend Ein-, Zweifamilien- und Reihenhäuser. Die meisten Häuser entstanden in der Weimarer Republik auf der damaligen Flur-Gemarkung Galgenleite, die auf einen früheren Weg zu einer Hinrichtungsstätte vor den Stadttoren hindeutet.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

1941 wurden drei Hochbunker mit insgesamt 1775 Plätzen errichtet, die noch stehen. Mehrere Straßen in der Gartenstadt wurden zunächst nach Führern der deutschen Arbeiterbewegung benannt (z. B. Liebknechtstraße, Karl-Marx-Straße), weshalb die Gartenstadt von der Schweinfurter Bevölkerung Kommunistenviertel genannt wurde. Die Straßen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus als auch danach mehrfach umbenannt, zuletzt häufig nach führenden und in der NS-Zeit verfolgten Sozialdemokraten und Gewerkschaftern aus der Region, wie Fritz Soldmann oder Josef Säckler.

Vor allem in den 1950er Jahren kam weitere Mietbebauung des Bauvereins hinzu, der deshalb bis heute noch fast alle Mietwohnungen im Stadtteil besitzt. Ende der 1960er Jahre hatte die Gartenstadt weitgehend ihren heutigen Gebäudebestand erreicht. 1970 wurde die Gartenstadtschule (Grundschule) mit eigenem Schwimmbad eröffnet.

Gegenwart

In neuerer Zeit gab es umfassende Modernisierungsarbeiten und vereinzelte Abrisse und Neubauten. In den nächsten Jahren ist der Abriss von 70 Häusern im Zuge einer großen Sanierungsmaßnahme geplant.

Baustruktur

Der weitaus größte Teil der Gartenstadt besitzt mittlere Wohnlagen. Gute Wohnlagen finden sich an der Heinrich-Winkler-Straße am westlichen Ende des Stadtteils. Einfache Wohnlagen besitzt der dicht bebaute Kern der Gartenstadt am mittleren Abschnitt der Galgenleite und in der Gartenstadtstraße.

Sozialstruktur

Status
31. Dez. 2015
Gartenstadt Gesamtgebiet
Schweinfurt
Deutsche 84,0 % 70,7 %
Doppelstaatler 9,4 % 16,1 %
Ausländer 6,6 % 13,2 %

Der Anteil der Migranten liegt in der Gartenstadt deutlich unter dem Wert des Gesamtgebietes Schweinfurts, auf Grund der vielen Eigenheime im Stadtteil.

Kultur

Kirchen

In der Nachkriegszeit wuchs die katholische Gemeinde des Stadtteils stark an, sodass in den 1950er Jahren die katholische Pfarrkirche Maria Hilf an der Fritz-Soldmann-Straße errichtet wurde.

Eine nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete evangelische Notkirche in der Georg-Schwarz-Straße wurde 1964 durch den Neubau der Christuskirche an der Maibacher Höhe ersetzt.

Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Schweinfurt (Baptisten) und eine amerikanische Gemeinde für Angehörige der US-Heeresgarnison Schweinfurt nutzten als Nachfolger die Notkirche. An deren Stelle errichtete die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in den 1980er Jahren ein größeres Gemeindehaus.

Bürgerverein und Kirchweih

Der Bürgerverein Gartenstadt wurde 1958 gegründet. Er trägt die Gartenstadt-Kirchweih aus.

Siehe auch: Schweinfurt, Bürgervereine

Sportstätten

Die 1902 gegründete Freie Turnerschaft Schweinfurt e. V. errichtete 1922 ihre heutige Sportanlage auf der Maibacher Höhe in der Gartenstadt.

Die 1904 gegründete Schweinfurter Sektion des Rad- und Kraftfahrervereins Solidarität besitzt ihr Sportheim nebst Gaststätte ebenfalls in der Gartenstadt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Grundschulen

  • Gartenstadtschule

Verkehr

Bauerwartungsland

Pfannäcker

Die Flur Pfannäcker gehört zum Bezirk 32 (Gartenstadt). Sie liegt zwischen dem bebauten Gebiet der Gartenstadt im Osten, der Heeresstraße und Yorktown Village im Westen, der Kleingartenanlage Alte Warte im Süden und dem Kleinflürleinsweg im Norden.

Die Pfannäcker sind Bauerwartungsland, aber noch nicht im Flächennutzungsplan (FNP) als Wohngebiet dargestellt. Bereits in den 2000er Jahren begannen Planungen für ein neues Wohngebiet, die jedoch aufgeschoben wurden. Für die Grundstücke auf den Pfannäckern besteht jedoch eine Vorkaufsrechtssatzung der Stadt.

Mönchkutten

Die Flur Mönchkutten (auch: Mönchkutte oder Mönchskutten) gehört ebenfalls zum Bezirk 32. Sie liegt zwischen dem bebauten Gebiet der Gartenstadt im Süden, der Eselshöhe im Osten und der Heeresstraße im Westen.

Auf dieser Flur ist im Flächennutzungsplan seit den 1980er Jahren ein neuer, größerer Wohnstadtteil dargestellt, mit einer südlichen Erschließung durch eine neue Straße: sie verläuft im FNP nördlich entlang der Gartenstadt, schließt im Osten an die Eselshöhe an und im Westen an das derzeitige Ende der Haupterschließungsstraße des Hainigs, die Gretel-Baumbach-Straße. Die Planung des neuen Stadtteils geriet erst Ende der 2010er Jahre aufgrund des Mangels von Baugrundstücken in den Blickpunkt der Kommunalpolitik und wurde ebenfalls aufgeschoben. Auch für die Mönchskutte besteht eine Vorkaufsrechtssatzung der Stadt.

Die Heeresstraße ist als Erschließungsstraße für beide Bauerwartungsgebiete vorgesehen.

Trivia

Die deutsche Filmkomödie Vorne ist verdammt weit weg mit dem fränkischen Kabarettisten Frank-Markus Barwasser wurde 2007 in der Schweinfurter Gartenstadt gedreht. Diese diente hier wegen ihres „beschaulichen Ambientes“ als Kulisse.

Die RTL2-Doku-Soap Zuhause im Glück – Unser Einzug in ein neues Leben, ausgestrahlt am 26. Februar 2019, war in der Gartenstadt zu Gast. Acht Tage lang wurde das Eigenheim einer Familie durch ein großes Team, unter Mithilfe vieler Nachbarn, komplett umgebaut. Für die fünfköpfige Familie mit einem behinderten Kind wurde ein sehr schwieriges und unschönes bauliches Umfeld in ein maßgeschneidertes und hochwertig durchgestyltes Zuhause verwandelt.

Einzelnachweise

  1. Gemessen mittels BayernAtlas
  2. Melderegisterbasierte Einwohnerzahl
  3. Auenstraße; gehört im nördlichen Teil zur Gartenstadt
  4. Jugendhilfeplan der Stadt Schweinfurt/Übersichtskarte der Stadtteile und statistischen Bezirke. Abgerufen am 6. Juli 2023.
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 6. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. mainpost.de: 70 Häuser in der Gartenstadt werden geräumt und abgebrochen, 11. März 2020. Abgerufen am 13. April 2020.
  7. http://www.jugendhilfeplan-sw.de/allgemein/planungsgebiete/gartenstadt/
  8. Mein Bauverein, Ausgabe 1/2013, S. 3ff
  9. http://www.geschichtsspuren.de/forum/hochbunker-in-schweinfurt-t6738.html
  10. Mein Bauverein, Ausgabe 1/2013, S. 5
  11. Mein Bauverein, Ausgabe 1/2013, S. 8
  12. https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/50-jahre-gartenstadtschule-viel-raum-um-ins-leben-reinzuwachsen;art742,10456067
  13. Mein Bauverein 1/2013, S. 8
  14. https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/70-Haeuser-in-der-Gartenstadt-werden-geraeumt-und-abgebrochen;art742,10420520
  15. SW1.news: „Wohnimmobilien-Marktbericht für Mainfranken der HypoVereinsbank“, 8. Juni 2018. Abgerufen am 13. Februar 2019.
  16. Melderegisterbasierte Bevölkerung
  17. http://www.soli-schweinfurt.de/
  18. https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Schweinfurt-muss-auf-das-Neubaugebiet-Pfannaecker-noch-warten;art742,10301995
  19. 1 2 mainpost.de: Gewerbegebiet in Oberndorf: Warum es Jahre dauern wird, 11. März 2020. Abgerufen am 1. März 2021.
  20. Bezeichnung auf der Topografischen Karte im BayernAtlas
  21. Name eines Pflegeheims an der Grenze zur Gartenstadt
  22. Flächennutzungsplan der Stadt Schweinfurt, Genehmigungsstand 1984. Abgerufen am 8. Januar 2017.
  23. mainpost.de: Braucht Schweinfurt neues Bauland? 20. November 2019. Abgerufen am 5. September 2020.
  24. https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Kein-Mann-fuer-eine-Nacht;art781,4266226
  25. mainpost.de: Schweinfurter Familie heute Abend in RTL2-Doku-Soap, 26. Februar 2019. Abgerufen am 26. Februar 2019.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.