Gebhardt von Walther (* 19. Dezember 1902 in Düsseldorf; † 17. November 1982 in Bergisch Gladbach) war ein deutscher Diplomat in der Zeit der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der alten Bundesrepublik.
Biografie
Gebhardt war der Sohn des Düsseldorfer Oberregierungsrat Max von Walther (1858–1921) und seiner Mutter Betti (1877–1911), Tochter des Malers Eduard von Gebhardt. Nach dem Jurastudium an der Universität in Göttingen und der Promotion in 1927 wurde Walther 1929 Mitarbeiter im Diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amtes, dem er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs angehörte. Am 1. März 1939 trat er der NSDAP bei.
1940 war Gebhardt als Generalkonsul der deutschen Botschaft in Moskau Mitglied der in der Folge des Hitler-Stalin-Pakts eingerichteten deutsch-sowjetischen Flüchtlingskommission mit der amtlichen Bezeichnung „Deutsche Kontroll- und Durchlasskommission für Flüchtlinge aus dem Sowjetgebiet“, die den Bevölkerungsaustausch mit organisierte. Die Osteuropa-Historikerin Claudia Weber urteilte, dass Gebhardt nach dem Kommissions-Vorsitzenden Otto Wächter, SS-Führer und einflussreicher Gouverneur des Distrikts Krakau und dessen Stellvertreter, dem Umsiedlungsexperten Hans Flade „das dritte maßgebliche Kommissionsmitglied“ war.
Walther war von Ende 1941 bis zur Eroberung der Stadt durch britische Truppen im Januar 1943 deutscher Konsul in Tripolis in Italienisch-Libyen.
Nach Kriegsende war er als kaufmännischer Angestellter tätig und trat 1951 erneut in den Diplomatischen Dienst ein.
Nach einer mehrjährigen Tätigkeit im Auswärtigen Amt in Bonn wurde er 1956 Botschafter in Mexiko. 1958 wechselte er als Botschafter nach Brasilien. Bereits 1959 kehrte er nach Europa zurück und wurde als Nachfolger von Herbert Blankenhorn Botschafter bei der NATO in Paris.
Im Rahmen eines Revirements erfolgte 1962 seine Akkreditierung als Botschafter in der Türkei. Dort wurde er Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Georg von Broich-Oppert, während Wilhelm Grewe sein Nachfolger als Botschafter bei der NATO wurde.
Zuletzt war er als Nachfolger von Horst Groepper von 1966 bis 1968 Botschafter in der UdSSR. 1968 trat er in den Ruhestand und wurde als Botschafter von Helmut Allardt abgelöst. Im Anschluss war er Geschäftsführender Stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP).
Gebhardt von Walther starb in Bergisch Gladbach an Herzversagen und wurde im Familiengrab auf dem Nordfriedhof von Düsseldorf beerdigt.
Literatur
- Johannes Hürter (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. 5. T–Z, Nachträge. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 5: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger: Schöningh, Paderborn u. a. 2014, ISBN 978-3-506-71844-0, S. 176 f.
- Hans Booms, Ulrich Enders, Konrad Reiser: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung. Band 8: 1955. Oldenbourg Verlag, München 1997, ISBN 3-486-56280-0, S. 725, Fußnote 94 (Digitalisat)
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich J. Schmidt: Eduard von Gebhard in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 119–120 (Online-Version)
- ↑ Claudia Weber: Der Pakt. Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz 1939–1941. C.H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73531-8, S. 153–157.
Weblinks
- Biografie in „Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung“ des Bundesarchivs
- Nachlass Bundesarchiv N 2322
- Gestorben Gebhardt von Walther. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1982, S. 240 (online).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Herbert Blankenhorn | Ständige Vertreter zum NATO-Rat der Bundesrepublik Deutschland 1959–1962 | Wilhelm Grewe |