Gemeiner Zwergprachtkäfer

Gemeiner Zwergprachtkäfer (Trachys minutus)

Systematik
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Unterordnung: Polyphaga
Familie: Prachtkäfer (Buprestidae)
Unterfamilie: Agrilinae
Gattung: Trachys
Art: Gemeiner Zwergprachtkäfer
Wissenschaftlicher Name
Trachys minutus
Linnaeus, 1758
Bilder von Trachys minutus
Bild 4–7 nach Reitter
Bild 1: Seitenansicht Bild 2: von unten Bild 3: Vorderansicht
Bild 4: Kinn, Zu-
nge, Lippentaster
Bild 5: Maxille mit Kiefertaster Bild 6: Unterseite Larvenkopf
Bild 7: Larve

Der Gemeine Zwergprachtkäfer, auch Laubholz-Kleinprachtkäfer, (Trachys minutus) ist ein Käfer aus der Familie der Prachtkäfer und der Unterfamilie der Agrilinae. Er wird 3 bis 3,5 Millimeter lang. Er glänzt dunkel erzfarbig und ist spärlich weiß behaart.

Die Art ist wie fast alle Prachtkäfer gemäß der Bundesartenschutzverordnung gesetzlich besonders geschützt. Bundesweit und in Baden-Württemberg ist sie als gefährdet eingestuft. In Rheinland-Pfalz gilt sie als stark gefährdet, in Brandenburg und Schleswig-Holstein steht er als potentiell gefährdet auf der Vorwarnliste. In Sachsen-Anhalt ist sie vom Aussterben bedroht.

Bemerkungen zum Namen und Systematik

Die Art wird von Linnaeus 1758 unter dem Namen Buprestis minuta erstmals beschrieben. Die geringe Größe wird in der Beschreibung, die aus nur neun Worten besteht, nicht erwähnt, aber der Artname minūta (lat. winzig) spricht die für Prachtkäfer ungewöhnlich kleine Körpergröße an.

Die Gattung Trachys wird 1801 von Fabricius aufgestellt. In der ausführlichen lateinischen Charakterisierung der Gattung beginnt die Beschreibung der Flügeldecken mit den Worten: elytris rigidis (lat. mit rauen Flügeldecken). Dies erklärt den Gattungsnamen Tráchys (altgr. τραχύς trachýs, rau).

Die Gattung Trachys ist in Europa mit zwanzig Arten vertreten. Weltweit werden über sechshundert Arten unterschieden.

Beschreibung

Die Zwergprachtkäfer zeichnen sich nicht nur durch die Kleinheit, sondern auch durch die für Prachtkäfer ungewöhnlich breite Gestalt aus, die an eine Blattwanze erinnert.

Der Kopf (Bild 3) ist breit, Stirn und Scheitel deutlich winklig bis gerundet eingedrückt. Der Vorderrand der großen Augen verläuft entlang der Kante dieses Eindrucks. Die Oberlippe ist vorn ausgeschnitten und bewimpert. Die Oberkiefer sind kurz, dick, gebogen, am Innenrand mit einem stumpfen Zahn. Die Kiefertaster (Bild 5) sind keulig verdickt, das zweite Glied lang, das vierte kugelig eiförmig. Das Lippentasterendglied ist klein und kugelig abgestutzt (Bild 4) Die elfgliedrigen Fühler sind kurz, die ersten beiden Glieder verdickt, die letzten fünf nach innen erweitert (gesägt).

Der Halsschild ist an der Basis am breitesten und verjüngt sich nach vorn schnell. Seine Rundung wird durch die des leicht eingesenkten Kopfes fortgesetzt. Am Vorderwinkel hat der Halsschild kein Grübchen und keinen Eindruck. An der Basis ist der Halsschild vor jeder Flügeldecke doppelt nach vorn ausgebuchtet, auf das dreieckige Schildchen zu nach hinten bogig erweitert (Bild 3).

Das Scutellum ist sehr klein und rund. Die Flügeldecken zeigen an der Basis eine deutlich vortretende Schulterbeule. Die Schultern sind wenig breiter als die Basis des Halsschildes. Die spärliche weiße Grundbehaarung ist unauffällig. Die welligen Binden aus längeren weißen Haaren können abgerieben werden, die hinteren sind am deutlichsten ausgebildet. In seltenen Fällen treten metallisch farbige Tiere auf.

Die Vorderhüfthöhlen sind hinten offen, die Vorderhüften kugelig, durch einen breiten Fortsatz der Vorderbrust (Prosternalfortsatz) getrennt. Er setzt sich über die schmale Mittelbrust bis an die Hinterbrust fort (Bild 2). Die Hinterhüften liegen breit an die Hinterbrust an und sind zur teilweisen Aufnahme der Hinterschenkel aufgehöhlt. Die Tarsen haben jeweils fünf Glieder, die kurz, dreieckig und unterseits filzig behaart sind. Die Krallen sind gezähnt

Die beiden ersten der 5 Sternite sind miteinander verwachsen.

Vorkommen

Man findet die Art in Laubwäldern Europas, Kleinasiens, Sibiriens und im Kaukasus und bis nach Japan. Sie wird als sibirisches Faunenelement betrachtet, das westlich bis nach Spanien einstrahlt.

Die Tiere stellen keine besonderen Ansprüche an den Lebensraum, man findet sie sowohl in feuchten Auwäldern und Mooren als auch an Trockenhängen.

Lebensweise

Die Tiere überwintern als Imagines. Sie suchen dazu geschützte Stellen auf, beispielsweise im Moos. Sie erscheinen im frühen Frühjahr, man kann sie beispielsweise im Hochwassergenist finden. Die Käfer sitzen auf den Blättern der Wirtspflanzen, die sie am Rand benagen.

Unter den vielen sehr verschiedenen Wirtspflanzen findet man häufig Weide und Hasel. Letztere wird schon bei Fabricius 1801 als die Wirtspflanze der Art (lat. habitat in Corylo) erwähnt.

Das Weibchen legt die Eier auf behaarte Blätter von Laubbäumen ab. Sie wählen dazu Bäume in besonnter Lage. Die Eiablage erfolgt bevorzugt an der Blattoberseite an den etwas nach unten gekrümmten Blattspitzen und wird in Mitteleuropa vom frühen Frühjahr bis in den Herbst fortgesetzt. Jedes Ei wird einzeln mit einem schwarzen Kitt bedeckt. Die Larven (Bild 6 und 7) fressen das grüne Parenchymgewebe zwischen der oberen und unteren Deckschicht der Blätter. Die dabei entstehenden Hohlräume (Minen) erscheinen wegen des fehlenden Blattgrüns glasig oder heller grün. Da die leer gefressenen Stellen keine Gänge, sondern rundliche Bereiche sind, nennt man sie Platzminen.

Die Entwicklung bis zum fertigen Käfer dauert ein bis knapp zwei Monate. Möglicherweise existieren jährlich mehrere Generationen.

Quellen

Literatur

  • Fritz Brechtel, Hans Kostenbader (Hrsg.): Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-Württembergs. Eugen Ulmer, Stuttgart 2002. ISBN 3-8001-3526-4
  • Jiři Zahradnik, Irmgard Jung, Dieter Jung, Jarmila Hoberlandtova, Ivan Zpevak: Käfer Mittel- und Nordwesteuropas. Parey, Berlin 1985. ISBN 3-490-27118-1
  • Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse: Die Käfer Mitteleuropas. Band 6: Diversicornia. Spektrum, Heidelberg 1979, ISBN 3-87263-027-X.
  • G. Jäger (Herausgeber): C. G. Calwer's Käferbuch. K. Thienemanns, Stuttgart 1876, 3. Auflage
  • Adolf Horion: Käferkunde für Naturfreunde. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1949.

Einzelnachweise

  1. Edmund Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches III. Band, K.G.Lutz’ Verlag, Stuttgart 1911, Tafel 120
  2. 1 2 Trachys minutus bei Fauna Europaea. Abgerufen am 27. März 2013
  3. Rote Listen bei BioNetworkX (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Fritz Brechtel, Hans Kostenbader (Hrsg.): Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-Württembergs, Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3526-4
  5. C.Linnaeus: Systema naturæ per regna tria naturæ, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. Tomus I. Editio decima, reformata Stockholm 1758 Erstbeschreibung Seite 410 Nr. 17
  6. Sigmund Schenkling: Nomenclator coleopterologus 2. Auflage Jena 1922 Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art) in Kurzform
  7. 1 2 Joh.Chr. Fabricius: Systema Eleutheratorum 2. Bd. Kiel 1801 Charakterisierung der Gattung S. 218
  8. Sigmund Schenkling: Nomenclator coleopterologus 2. Auflage Jena 1922 Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung) in Kurzform
  9. Trachys bei Fauna Europaea. Abgerufen am 27. März 2013
  10. Arten der Gattung Trachys bei BioLib
Commons: Trachys minutus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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