Als gemischte Binomial-Prozesse bezeichnet man eine spezielle Klasse von Punktprozessen in der Theorie der stochastischen Prozesse, einem Teilgebiet der Wahrscheinlichkeitstheorie. Gemischte Binomial-Prozesse sind Verallgemeinerungen von Binomial-Prozessen in dem Sinne, als dass bei ihnen nicht eine deterministische Anzahl von Zufallsvariablen betrachtet wird, sondern eine zufällige.
Definition
Gegeben sei ein Messraum sowie unabhängig, identisch verteilte Zufallsvariablen mit Werten in . Des Weiteren sei eine weitere Zufallsvariable, die unabhängig von allen ist und fast sicher Werte in annimmt. Es bezeichne das Dirac-Maß auf dem Punkt , also
für .
Dann heißt das durch
definierte zufällige Maß auf ein gemischter Binomial-Prozess. Ist die Verteilung der , also , so heißt auch der durch und gegebene gemischte Binomial-Prozess.
Eigenschaften
Intensitätsmaß und Verteilung
Für jede messbare Menge ist eine binomialverteilte Zufallsvariable mit Parametern und . Es gilt also
- .
Ist und sind die integrierbar, so gilt nach der Formel von Wald
- .
Hierbei ist wieder also zufälliges Maß zu sehen. Somit ist das Intensitätsmaß eines gemischten Binomial-Prozesses in diesem Fall durch
gegeben.
Beziehung zum Binomial-Prozess
Nimmt die Zufallsvariable fast sicher den Wert an, so geht der gemischte Binomialprozess in einen Binomial-Prozess über, der durch und die Verteilung von bestimmt wird.
Laplace-Transformierte
Die Laplace-Transformation eines gemischten Binomial-Prozesses gegeben ist gegeben durch
für alle messbaren positiven Funktionen .
Literatur
- Olav Kallenberg: Random Measures, Theory and Applications. Springer, Switzerland 2017, doi:10.1007/978-3-319-41598-7.