Nachdem in Livland schon in der Zeit vor der Zugehörigkeit zum Russischen Kaiserreich Generalsuperintendenten die geistliche Aufsicht gehabt hatten, wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts in allen Teilen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland dieses Amt eingerichtet. Seit dem Statut von 1832 gab es sechs Konsistorialbezirke mit jeweils einem Provinzialkonsistorium, das von einem Präsidenten zusammen mit einem geistlichen Vizepräsidenten geleitet wurde. Der Vizepräsident war zugleich als Generalsuperintendent geistlicher Vorgesetzter der Pröpste bzw. Superintendenten und sonstigen Geistlichen. Alle Provinzialkonsistorien unterstanden dem Evangelisch-Lutherischen General-Konsistorium.

Konsistorialbezirk St. Petersburg

Schon 1803 wurde eine Generalsuperintendentur für das Gouvernement Sankt Petersburg eingerichtet und 1804 erstmals besetzt, nach dem Tod des ersten Generalsuperintendenten aber zunächst nicht wieder besetzt. Ab 1832 umfasste der Konsistorialbezirk 20 Gouvernements von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer.

Konsistorialbezirk Moskau

Der Konsistorialbezirk Moskau wurde erst 1834 errichtet, durch Umwandlung des Konsistorialbezirks Saratow, in dem bis dahin Ignaz Aurelius Feßler als Generalsuperintendent gewirkt hatte. Zu ihm gehörten 18 Gouvernements im östlichen Teil Russlands, darunter die Gebiete an der Wolga, der Kaukasus und Sibirien.

  • 1834–1858: Johann Samuel Huber
  • 1858–1862: Karl Heinrich Wilhelm Dieckhoff (1803–1862)
  • 1864–1875: Wilhelm Carlblom (1820–1875)
  • 1875–1887: August Johann Jürgenssen (1830–1887)
  • 1888–1892: Karl Friedrich Wilhelm Coßmann (1826–1892)
  • 1894–1901: Paul Viktor Hugo von Everth (1839–1901), schon ab 1892 kommissarisch
  • 1902–1913: Alexander Wilhelm Fehrmann (1835–1916)
  • 1914–1919: Paul von Willigerode (1859–1919)

Konsistorialbezirk Estland

Bis 1832 übten Superintendenten (zwischen 1638 und 1710 auch Bischöfe) die geistliche Leitung der lutherischen Kirche in Estland aus. Das Amt eines Generalsuperintendenten für das gesamte Gouvernement Estland wurde erst mit der neuen Kirchenordnung 1832 geschaffen. Der Generalsuperintendent war zugleich Oberpastor am Dom zu Reval.

Konsistorialbezirk Livland

In Livland gab es schon seit 1675, also der schwedischen Zeit, das Amt eines Generalsuperintendenten, der immer in Riga residierte. Es wurde nach der Eroberung Rigas und nach der Vereinigung mit dem Russischen Kaiserreich beibehalten.

Im Gouvernement Livland amtierten:

  • 1711–1736: Heinrich Brüningk
  • 1736–1744: Jakob Benjamin Fischer (1684–1744)
  • 1745–1770: Jakob Andreas Zimmermann (1706–1770)
  • 1771–1777: Jacob Lange (1711–1777)
  • 1777–1779: Christian Adolf Ludwig Dingelstädt (kommissarisch)
  • 1779–1798: Christian David Lenz
  • 1799–1803: Johann Danckwart (1747–1803)
  • 1803–1827: Karl Gottlob Sonntag
  • 1828–1833: Karl Ernst von Berg (1773–1833)
  • 1834–1855: Gustav Reinhold von Klot
  • 1855–1864: Ferdinand Walter
  • 1864–1865: Paul Carlblom (1803–1872)
  • 1865–1881: Arnold Friedrich Christiani (1807–1886)
  • 1881–1888: Heinrich Otto Reinhold Girgensohn (1825–1888)
  • 1889–1900: Friedrich Hollmann
  • 1901–1906: Gustav Axel Conrad Oehrn (1855–1922)
  • 1906–1919: Theophil Gaehtgens

Konsistorialbezirk Kurland

In dem seit 1566 lutherischen Herzogtum Kurland und Semgallen übten Superintendenten zusammen mit dem Konsistorium die oberste Aufsicht über die Pröpste und Pfarrer aus. Sie hatten ihren Sitz in Mitau. Der Superintendent blieb 1795 nach dem Übergang an das Russische Kaiserreich im Amt.

1833 wurde das Amt eines Generalsuperintendenten für das Gouvernement Kurland geschaffen.

Konsistorialbezirk Warschau

Das Amt eines Generalsuperintendenten für das Königreich Polen bzw. das Weichselland wurde erst 1849 geschaffen.

Einzelnachweise

  1. G – Baltisches Rechtswörterbuch – Internet-Auftritt der BHK (Memento des Originals vom 28. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Darius Petkūnas: Russian and Baltic Lutheran Liturgy in the Nineteenth and Twentieth Centuries. Klaipėda 2013 (PDF-Datei (Memento des Originals vom 2. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.), S. 47 f.
  3. Friedrich Timotheus von Rheinbott. In: St. Petersburgische Zeitung. 1836 (google books), S. 1223 f.
  4. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Flittner, David. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital; Eintrag in der Erik-Amburger-Datenbank.
  5. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Dieckhoff, Heinrich Karl Wilhelm. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  6. https://wolgadeutsche.net/rd/voigt/Erika_Voigt_Carblom_de.pdf
  7. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Jürgenssen, August Johann. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  8. Aus dem Leben und Wirken des emeritiert Generalsuperintendent Karl Friedrich Wilhelm von Coßmann. In: Friedensbote auf Berg- und Wiesenseite der Wolga: Monatsschrift zur Erbauung und Belehrung für christliche Haus unserer evangelischen Gemeinden. Talowka 1898, Nr. 12, S. 378–386 (PDF-Datei).
  9. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Everth, Paul Viktor Hugo v.. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  10. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Fehrmann, Alexander Wilhelm. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  11. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Willigerode, Paul Gerhard Adalbert v.. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  12. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Fischer, Jakob Benjamin. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  13. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Zimmermann, Jakob Andreas. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  14. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Lange, Jacobus. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  15. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Dingelstädt, Christian. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  16. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Danckwart, Johann. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  17. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Berg, Karl Ernst (v.). In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  18. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Carlblom, Paul. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  19. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Christiani, Arnold Friedrich. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  20. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Girgensohn, Heinrich Otto Reinhold. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  21. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Oehrn, Gustav Axel Conrad. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  22. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Wilpert, Carl Ludwig (v.). In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  23. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Lamberg, Theodor Emil. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  24. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Boettcher, Robert Julius. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
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