Klassifikation nach ICD-10
Q68.2 Angeborene Deformität des Knies Inkl.: Angeboren: Genu recurvatum Kniegelenkluxation
M21.8 Sonstige näher bezeichnete erworbene Deformitäten der Extremitäten
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Genu recurvatum ist ein abnorm überstreckbares Knie. Während gesunde Erwachsene das Knie normalerweise in der Neutral-Null-Methode bis in 0-Stellung strecken können, gilt bei Kindern eine Überstreckbarkeit bis 10° als physiologisch, ab 15° als krankhaft.

Die Erstbeschreibung stammt auf dem Jahre 1928 durch den Frankfurter Arzt Arthur Sanders.

Vorkommen

Das Genu recurvatum ist selten. Es kann isoliert, zusammen mit weiteren orthopädischen Auffälligkeiten wie Klumpfuß oder Hüftdysplasie oder im Rahmen von Syndromen vorkommen. Die Veränderung kann ein- oder beidseitig auftreten.

Ursachen

Zugrunde liegt entweder eine angeborene, durch Verletzungen oder durch Lähmungen (z. B. nach Poliomyelitis) verursachte abnorme Lockerheit des Band- und Kapselapparates (Hypermobilität), oder eine Fehlstellung des Tibiaplateaus mit Neigung nach vorne.

Mögliche Ursachen einer Fehlstellung:

Klinische Erscheinungen

Als Folge der abnormen Stellung kann es meist erst im Erwachsenenalter zu Knieschmerz und vorzeitiger Abnutzung (Arthrose) kommen.

Diagnose

Die Fehlstellung kann bereits vorgeburtlich mittels Feinultraschall erkannt werden. Die Diagnose ergibt sich bei der körperlichen Untersuchung, die Abklärung der Ursache erfolgt durch eine Röntgenaufnahme vorzugsweise belastet (im Stehen). Normalerweise ist das Tibiaplateau nach dorsal (hinten) um 7–10° geneigt, beim Genu recurvatum ist diese Neigung vermindert, aufgehoben oder nach ventral abgeflacht.

Differentialdiagnose

Differential-diagnostisch abzugrenzen ist die Angeborene Knieluxation.

Therapie

Die Behandlung besteht aus Muskelkräftigung oder bei schwereren Veränderungen in einer operativen Achskorrektur.

Literatur

  • R. S. Dean, N. R. Graden, D. H. Kahat, N. N. DePhillipo, R. F. LaPrade: Treatment for Symptomatic Genu Recurvatum: A Systematic Review. In: Orthopaedic journal of sports medicine, Band 8, Nummer 8, August 2020, S. 2325967120944113, doi:10.1177/2325967120944113, PMID 32851107, PMC 7425269 (freier Volltext) (Review).
  • D. Fish, C. Costa: Genu Recurvatum: Identification of Three Distinct Mechanical Profiles. In: Journal of Pediatric Orthopedics, 1998, Band 10, S. 26

Einzelnachweise

  1. J. Tithonu Pednaud: The Human Marvels. In: thehumanmarvels.com. Abgerufen am 24. April 2010.
  2. 1 2 D. Kohn, D. Pape: Genu recurvatum. In: C. Wirth, W. Mutschler, D. Kohn et al. (Hrsg.): Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie. 3., vollständig überarbeitete Auflage. 2013. doi:10.1055/b-002-23558
  3. 1 2 3 Eintrag zu Genu recurvatum im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
  4. 1 2 Radiopaedia
  5. A. Sanders: XII. Ein Beitrag zur Ätiologie des Genu recurvatum congenitum beim Neugeborenen. In: Monatsschrift Geburtshilfe und Gynäkologie, Band 79, S. 68–71, 1928, doi:10.1159/000305781
  6. Genu recurvatum, kongenital. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  7. 1 2 3 F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer 1998, ISBN 3-540-61480-X
  8. 1 2 Pschyrembel online
  9. G. Gorincour, F. Chotel, R. C. Rudigoz, A. L. Guibal-Baggio, J. Berard, J. P. Pracros, L. Guibaud: Prenatal diagnosis of congenital genu recurvatum following amniocentesis complicated by leakage. In: Ultrasound in obstetrics & gynecology: the official journal of the International Society of Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. Band 22, Nummer 6, Dezember 2003, S. 643–645, doi:10.1002/uog.884, PMID 14689540.

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