Georg Egestorff (* 7. Februar 1802 in Linden; † 27. Mai 1868 ebenda) war ein deutscher Industrieller, Sohn des Unternehmers Johann Egestorff.
Familie
1827 heiratete er Johanne Dorothee Haase (* 10. Juni 1807 in Hainholz; † 5. Januar 1880 in Linden), bei der es sich um die Tochter des Lindener Ökonomen Rudolf Wilhelm Haase und die Enkelin des Gastwirts Wilhelm Christian Friedrich Haase, Eigentümers des British Hotel (1746 als Neue Schänke neuerbaut) am Neustädter Markt handelte. Neben dem früh verstorbenen Sohn Johann Rudolf Leopold (1834–1836) hatte das Paar fünf Töchter.
Leben
Georg Egestorff erlernte in Hildesheim das Böttcherhandwerk, wurde dann aber nach Linden zurückgerufen, um für die ausgedehnten Geschäfte seines Vaters eine bis dahin völlig fehlende Buchführung einzurichten. Unter der Mitwirkung von Georg Egestorff blühten alsbald die Geschäfte auf.
Man errichtete in Bremen eine Kommandite und erweiterte den Betrieb aller einzelnen Unternehmungen. Georg Egestorff gründete 1831 in Badenstedt eine Saline, und als sein Vater 1834 starb, übernahm er die Leitung der gesamten Geschäfte. 1835 wurde die Eisen-Giesserey und Maschinenfabrik Georg Egestorff geschaffen, aus der 1871 die Hanomag hervorging. Die Maschinenfabrik baute Dampfmaschinen, Kessel und Maschinen für industrielle Zwecke, ab 1846 auch Dampflokomotiven. Das Werk lieferte nach Geestemünde hydraulische Kräne und rüstete die großen Pumpwerke in Hannover, Herrenhausen und Braunschweig aus.
- Die von Egestorff 1846 erste ausgelieferte Lokomotive „Ernst August“ wurde zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke Hannover-Hildesheim und unter Generalpostdirektor Wilhelm August von Rudloff zur Postbeförderung eingesetzt
- Faksimilierte Unterschrift Egestorffs auf der Banderole einer Blechdose der Zündhütchen-Fabrik von Georg Egestorff
- Denkmal und Grabstein im Von-Alten-Garten in Hannover-Linden
- Eisen-Giesserey und Maschinenfabrik Georg Egestorff „Lüneburg“ 1863
1839 errichtete Egestorff eine chemische Fabrik, speziell für die Herstellung von Soda und dessen Nebenerzeugnissen, 1856 eine Ultramarinfabrik und eine Fabrik für Zündhütchen.
Für seine Arbeiter schuf er Kranken-, Unterstützungs- und Sterbekassen, eine Volksspeiseanstalt, einen Kindergarten und eine Kinderbewahranstalt. Auch dotierte er eine Freischule zunächst für 80 Kinder.
1857 schuf der Bildhauer Caspar von Zumbusch eine Marmor-Büste Egestorffs.
Georg Egestorff starb ohne überlebende männliche Nachkommen. Der Besitz wurde zunächst durch seinen Schwiegersohn und kaufmännischen Direktor Alfred Houget zusammengehalten. Die Maschinenfabrik wurde 1868 an Bethel Henry Strousberg veräußert und von diesem bedeutend ausgebaut, 1871 aber wie auch die übrigen Unternehmungen von Egestorff in die Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals Georg Egestorff zu Linden vor Hannover (HANOMAG) umgewandelt.
Siehe auch
Aktiengesellschaft Georg Egestorffs Salzwerke und Chemische Fabriken
Literatur
- Karl Karmarsch: Egestorff, Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 657 f.
- Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie, Band 2: Im Alten Königreich Hannover 1814–1866; Hannover: Sponholtz, 1914, S. 113–118
- Marianne Leber: Egestorff, Johann Georg Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 328 f. (Digitalisat).
- Hans Georg Röhrbein: Zur Herkunft der Familie Egestorff. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 36 (1982), Heft 3–4, S. 203–212
- Helmut Zimmermann: Die Lindener Egestorffs und ihr Verwandtschaftskreis. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 36 (1982), Heft 3–4, S. 213–222.
- Waldemar R. Röhrbein: Georg Egestorff In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 144.
- Günter Gebhardt: Die Industriepioniere Egestorff, ihr Bergbau und andere Betriebe. In: ders., Militärwesen, Wirtschaft und Verkehr in der Mitte des Kurfürstentums und Königreichs Hannover 1692–1866 (= Studien zur niedersächsischen Landesgeschichte Bd. 1). Ibidem-Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8382-0184-9, S. 141 ff.
Weblinks
- Georg Egestorff mit Lageskizze des Mausoleums und der Egestorff Erbbegräbnisstätte bei postkarten-archiv.de
- Horst Deuker: Wie es dazu kam, dass Rumänien mitten in Linden lag, Projekt Lebensraum Linden von FAUST
Einzelnachweise
- ↑ Franz Rudolf Zankl: Georg Egestorff ..., in ders. (Hrsg.): Hannover Archiv. Band 6, Blatt p12