Georg Liban (eigentlicher Name Georg Weihrauch; * 1464 vermutlich in Liegnitz, Herzogtum Liegnitz; † nach 1546) war ein deutscher Altphilologe, Komponist und Musiktheoretiker, der an der Universität Krakau lehrte.

Leben

Liban studierte 1494/95 an der Universität Krakau, danach vermutlich an der Universität Köln. 1501 kehrte er nach Krakau zurück, wo er 1502 den akademischen Grad eines Bakkalaureus erlangte und 1511 Magister wurde. Anschließend hielt er Vorlesungen an der Universität Krakau und war von etwa 1506 bis 1528 an der Schule der Marienkirche tätig. Er war hier zunächst Kantor, ab 1514 Rektor und unterrichtete lateinische Prosodie, Griechisch und Musik. 1535 veröffentlichte er die erste Grammatik der griechischen Sprache in Polen.

Zwischen 1522 und 1545 erschienen mehrere Kompositionen Libans. Als Beitrag zu Filippo Buonaccorsis Carmen Sapphicum in vitam sancti Stanislai episcopi cracoviensis, Polonorum gentis patroni entstand um 1522 der vierstimmige Hymnus Exsurgat omnis populus. 1535 erschien der Beerdigungsgesang In clarissimi Poloniae Praesulis Maecenatisque D. Petri Tomicii Cracoviensis olim Episcopi obitum… Saphicon. Ipso funeris die in aede Divi Stanislai decantatum, 1538 die Elegie Ad generosum et Magnificum Dominum Franciscum Bonerum.

Als Bestandteil seiner Abhandlung über die Rezitation liturgischer Texte De accentuum ecclesiasticorum exquisita ratione (1539), einem Handbuch für Klosterschulen, erschien die Komposition Ortus de Polonia von 1501. In der Schrift De Musicae laudibus oratio (1540) veröffentlichte Liban als musikalische Beispiele acht vierstimmige Magnificat-Vertonungen und den gleichfalls vierstimmigen Satz des Psalms 114 In exitu Israel de Aegypto.

Werke

Musiktheoretische Schriften:

  • De accentuum ecclesiasticorum exquisita ratione. 1539.
  • De musicae laudibus oratio. 1540.

Diskographie

  • Jerzy Liban of Legnica. Opera Omnia. Polski Chór Kameralny – Schola Cantorum Gedanensis, Jan Łukaszewski (Ltg.). BeArTon CDB016, 2001

Literatur

  • Adolf Chybinski: Polnische Musik und Musikkultur des 16. Jahrhunderts in ihren Beziehungen zu Deutschland. In: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft, 13. Jahrg., H. 3., Apr.–Jun., Franz Steiner Verlag, 1912, S. 463–505 (JSTOR:929361).
  • Kurt Musiol: Georgius Libanus Lignicensis. Zum 500. Geburtstag des schlesischen Musiktheoretikers und Komponisten. In: Neue Zeitschrift für Musik, Heft 12, Dezember 1964.
  • Jan Pyrożyński: Die Krakauer Universität und ihre Bedeutung in der polnischen Kulturgeschichte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. In: Wissenschaftliche Sitzungen der Klassen der Leibniz-Sozietät im Jahr 2000, 13. April 2000, S. 53–64, hier S. 57; leibnizsozietaet.de (PDF; 342 kB).
  • Josef Reiss: Georgius Libanus Lignicensis als Musiker. In: Zeitschrift für Musikwissenschaft, Jg. V, 1922/23, S. 17–29 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Waldemar Voisé: Liban (Libanus), Georg (Jerzy). In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Erste Ausgabe, Band 8 (Laaf – Meytus). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1960, DNB 550439609, Sp. 704–705
  • Elżbieta Witkowska-Zaremba: Liban, Jerzy z Legnicy, Georgius Libanus Legnicensis, Georgius Legnicensis. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 11 (Lesage – Menuhin). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2004, ISBN 3-7618-1121-7, Sp. 73–74 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)

Einzelnachweise

  1. Wie viele humanistische Gelehrte seiner Zeit nahm er den Gelehrtennamen Libanus als griechische Übersetzung seines eigentlichen Namens Weihrauch (λιβανος) an.
  2. Damian J. Schwider: Mikołaj Zieleński: ein polnischer Komponist an der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts. Herbert Utz, München 2009, ISBN 978-3-8316-0819-5, S. 51 (zugl. Diss. Univ. München 2006; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Jan Pyrożyński: Der internationale Rang der Krakauer Universität in der Renaissancezeit. In: Walter Leitsch, Stanisław Trawkowski (Hrsg.): Polen und Österreich im 16. Jahrhundert. Böhlau, Wien 1997, ISBN 3-205-98864-7, S. 90–112, hier: S. 95; 102 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik, Band 78, Deutscher Buchgewerbeverein, Leipzig 1941, S. 229 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Informationen zum Album beim Label bearton.pl; abgerufen am 1. Februar 2016
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