George Whitefield ([ˈhwɪtfiːld]; * 16. Dezember 1714 in Gloucester, England; † 30. September 1770 in Newburyport, Massachusetts) war ein britischer Geistlicher. Der Prediger war Mitbegründer des Methodismus, einer aus der anglikanischen Kirche erwachsenen religiösen Erweckungsbewegung. Er hielt Zeit seines Lebens 18000 bis 30000 Predigten, je nach Quellen, vor insgesamt 10 Millionen Zuhörern.

Leben

Whitefield (ausgesprochen: Wittfield) wurde am 16. Dezember, oder nach anderen Quellen am 27. Dezember 1714, als jüngster Sohn von sieben Kindern eines Gastwirts-Ehepaars im englischen Gloucester geboren. Da sein Vater schon zwei Jahre nach seiner Geburt starb, wuchs George ohne väterliches Vorbild in der Gastwirtschaft Bell Inn seiner verwitweten Mutter auf. Er besuchte die Lateinschule der St. Mary de Crypt, wo er vor allem Lateinisch und Griechisch lernte. Mit 18 Jahren ging er an das Pembroke College zu Oxford, wo er sich zum anglikanischen Priester ausbilden ließ. Nebst der Bibel las er Henry Scougals: Life of God in the Soul of Man, William Laws: Serious Call, Richard Baxters: Call to the Unconverted, Richard Alleines: Alarm to Unconverted Sinners und Matthew Henrys Bibelkommentare. Dort lernte er die Brüder John und Charles Wesley im Holy Club kennen. Im Frühjahr 1735 bekehrte er sich, er schloss sich den Methodisten an, und noch im selben Jahr gründete er die erste Methodist Society (deutsch: Methodistenklasse) in Gloucester. Am Sonntag der Trinität im Juni 1736 wurde Whitefield von Martin Benson, dem Bischof von Gloucester, zum Diakon ordiniert. Seine erste Predigt hielt er in der Kirche St. Mary de Crypt in Gloucester. In Oxford erhielt er darauf seinen Bachelor of Arts. Seinen geistlichen Dienst begann er für zwei Monate in der Tower Chapel in London.

Von London ausgehend, begann Whitefield nun seine Tätigkeit als rastloser Prediger, der es auf bis zu 30.000 Predigten brachte. Er war für seine lautstarke Stimme, seine schauspielerischen Einlagen auf der Kanzel und für volle Kirchen bekannt, sofern man ihn denn predigen liess. Er reiste erstmals im Mai 1738 und insgesamt 13-mal zwischen England und den britischen Kolonien Amerikas hin und her. 1738 wurde er vom Georgia Trustees zum Pfarrer von Savannah ernannt. Am 27. April 1739 in London war er einer der ersten, die im Freien öffentlich – außerhalb von Kirchen – predigten, wo auch Menschen zuhörten, die bislang nie eine Kirche betreten hatten. Nach 1740 reiste er in einem Jahr von Nord nach Süd durch Nordamerika, er legte dabei 8000 Kilometer zurück und predigte über 350 mal. In Boston hörten ihm 25000 Personen zu, in Philadelphia 12000 und in New York City 8000; insgesamt ein Viertel der Menschen in den nordamerikanischen Kolonien sollen ihn gehört haben.

Er knüpfte Kontakte zum Kreis um Selina Hastings, Countess of Huntingdon (1707–1791), die sich ab 1748, nach dem Tod ihres Mannes, intensivierten.

Whitefield starb am 29. oder 30. September 1770 in Newburyport, Massachusetts.

Nachwirken und Ehrungen

Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurde Whitefields Vermächtnis politisch vereinnahmt. So besuchte Benedict Arnold, der militärische Führer der Invasion Kanadas durch die amerikanischen Revolutionstruppen, zu Beginn des Feldzugs mit seinen Offizieren Whitefields Grab unter der Kanzel der Kirche von Newburyport. Sie ließen den Sarg öffnen und schnitten sich Streifen von Whitefields Kragen und Manschetten ab, um diese auf dem Marsch nach Kanada als Reliquien mit sich zu führen. So wurde der Feldzug zu einem „quasi-religiösen Feldzug“ im Namen Whitefields überhöht.

Nach Whitefield ist Whitfield County in Georgia benannt, wo er 1739 die Gründung, den Aufbau und den Betrieb eines Waisenhauses maßgeblich unterstützt hatte.

Hintergrund

Während die anglikanische Kirche mit ihren Ritualen in einer Phase der Erstarrung verharrte, predigte Whitefield unter freiem Himmel zum einfachen Volk und vermochte, die Massen in Großbritannien und Amerika zu erreichen und tief zu erschüttern. Als enthusiastischer und rhetorisch überaus begabter Prediger schilderte er den Verfall der menschlichen Natur, den Zorn Gottes und die Höllenqualen, die den unbekehrten Sünder ereilten. Die einzige Rettung davor sei die Bekehrung durch eine Wiedergeburt in Jesus Christus, bei der der Heilige Geist Kontakt mit der Seele des Menschen aufnähme. Die Kraft des Blutes Christi allein sei in der Lage, jeden wahrhaft gläubigen Sünder von allen Schandtaten, die er begangen hat, reinzuwaschen, sei man nun Trunkenbold, Ehebrecher oder gar Mörder gewesen.

Whitefield galt mithin als einer der größten Evangelisten nach den Aposteln des Neuen Testaments. Neben seinen Predigten engagierte er sich überaus im sozialen Bereich. So kümmerte er sich um Arme und Hilfsbedürftige und besuchte Häftlinge im Gefängnis. Ungefähr 2539 Dollars sammelte er für das Waisenhaus Bethesda in Whitfield County in Georgia.

Der Schauspieler David Garrick äußerte einmal, er gäbe 100 Guineen dafür, so „Oh“ sagen zu können wie Whitefield.

Theologie

Die Grundfesten seines Glaubens waren die Sündhaftigkeit des Menschen und die Gnade von Jesus Christus. Theologisch war Whitefield, im Gegensatz zu John Wesley, ein überzeugter Calvinist. Wegen Differenzen bezüglich der Prädestinationslehre trennte sich Whitefield 1739 von Wesley, der eine Predigt über die freie Gnade hielt, und gründete einen eigenen Zweig des calvinistischen Methodismus. Dies änderte jedoch nichts an der gegenseitigen Hochachtung zwischen Wesley und Whitefield, und eine Annäherung erfolgte 1742. 1743 waren sie wieder versöhnt, so dass sie in den Gemeinschaften des anderen predigten. Gemeinsam und mit finanzieller Hilfe von Lady Huntingdon gründeten sie ein College und eine Predigerschule in Wales. Als Whitefield 1770 starb, hielt Wesley einen äusserst wertschätzenden Nachruf.

Whitefields Predigten war oft Antworten auf die zentrale Frage: Was muss ich tun, um gerettet zu werden?

Familie

Im November 1741 heiratete Whitefield Elizabeth Burnell James. Das Ehepaar hatte ein Kind, das im Kindesalter starb.

Schriften (Auswahl)

  • The Seven Journals, 1738–1741 und 1747.
  • The Method of Grace, 1741.
  • Selected sermons of George Whitefield.

Siehe auch

Literatur

  • William Reginald Ward: Whitefield, George. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017781-1, S. 727–730.
  • Harry S. Stout: The Divine Dramatist. George Whitefield and the Rise of Modern Evangelicalism. Library of Religious Biography. Eerdmans, Grand Rapids Repr. 2001, ISBN 0-8028-0154-4.
  • Frank Lambert: “Pedlar in divinity”: George Whitefield and the Transatlantic Revivals, 1737–1770. University Press, Princeton 1994, ISBN 0-691-03296-3.
  • Benedikt Peters: George Whitefield, der Erwecker Englands und Amerikas. CLV, 1997, ISBN 3-89397-374-5.
  • Karl Heinz Voigt: George Whitefield. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. Spalten 1011-1020.
  • Whitefield, George. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 28: Vetch – Zymotic Diseases. London 1911, S. 603 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  • Dallimore Arnold A.: George Whitefield: God’s Anointed Servant in the Great Revival of the Enlightened Century. Crossway, 1990, ISBN 978-1-4335-1341-1.

Einzelnachweise

  1. George Whitefield, Sensational Evangelist of Britain and America, Website christianitytoday.com (englisch, abgerufen am 15. Oktober 2023)
  2. George Whitefield, British clergyman, Website britannica.com (englisch, abgerufen am 15. Oktober 2023)
  3. Frederick V. Mills: George Whitefield, 1714-1770, Website georgianencyclopedia.org (englisch, abgerufen am 16. Oktober 2023)
  4. Banner of Truth: George Whitefield, Website banneroftruth.org (englisch, abgerufen am 15. Oktober 2023)
  5. People & Ideas: George Whitefield, Website pbs.org 11. Oktober 2010 (englisch, abgerufen am 15. Oktober 2023)
  6. George Whitefield, British clergyman, Website britannica.com (englisch, abgerufen am 15. Oktober 2023)
  7. Joel Tyler Headley: The Clergy and Chaplains of the Revolution. Charles Scribner, New York 1864, S. 93.
  8. Nancy Isenberg: Fallen Founder: The Life of Aaron Burr. Viking Press, New York 2007, S. 23.
  9. Banner of Truth: George Whitefield, Website banneroftruth.org (englisch, abgerufen am 15. Oktober 2023)
  10. Frederick V. Mills: George Whitefield, 1714-1770, Website georgianencyclopedia.org (englisch, abgerufen am 16. Oktober 2023)
  11. Benedikt Peters: Whitefield und Wesley: Zuerst entzweit und dann vereint für den Rest des Lebens, Website ebtc.org (abgerufen am 16. Oktober 2023)
  12. People & Ideas: George Whitefield, Website pbs.org 11. Oktober 2010 (englisch, abgerufen am 15. Oktober 2023)
  13. Frederick V. Mills: George Whitefield, 1714-1770, Website georgianencyclopedia.org (englisch, abgerufen am 16. Oktober 2023)
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