Jiříkov | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Ústecký kraj | |||
Bezirk: | Děčín | |||
Fläche: | 1331,0296 ha | |||
Geographische Lage: | 51° 0′ N, 14° 34′ O | |||
Höhe: | 368 m n.m. | |||
Einwohner: | 3.589 (1. Jan. 2023) | |||
Postleitzahl: | 407 53 | |||
Kfz-Kennzeichen: | U | |||
Verkehr | ||||
Bahnanschluss: | Bakov nad Jizerou–Ebersbach | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 4 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Michal Maják (Stand: 2021) | |||
Adresse: | Náměstí 464 407 53 Jiříkov | |||
Gemeindenummer: | 562581 | |||
Website: | www.jirikov.cz | |||
Lage von Jiříkov im Bezirk Děčín | ||||
Jiříkov (deutsch Georgswalde) ist eine Stadt im Okres Děčín in Tschechien.
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt liegt im nördlichen Böhmen in einem von Hügeln umgebenen flachen Tal auf 368 m n.m. in der Nähe der Grenze zu Sachsen, 5 km nördlich von Rumburk (Rumburg). Sie erstreckt sich entlang des Ritterbaches (Jiříkovský potok) im Böhmischen Niederland und dehnt sich nach Nordosten bis an die Spree aus, die gleichzeitig die Staatsgrenze bildet. Die Katasterfläche beträgt 1331 ha.
Östlich erhebt der 485 m hohe Schlechteberg, nördlich – ebenfalls auf deutschem Gebiet – der Hainberg (400 m).
Gemeindegliederung
Die Stadt Jiříkov gliedert sich in die Ortsteile Filipov (Philippsdorf), Loučné (Wiesenthal), Nový Jiříkov (Neu Georgswalde) und Starý Jiříkov (Alt Georgswalde). Grundsiedlungseinheiten sind Filipov, Jiříkov und Pod Vyhlídkou (Am Butterberg).
Das Gemeindegebiet besteht aus den Katastralbezirken Filipov u Jiříkova und Jiříkov.
Nachbarorte
Neusalza-Spremberg | ||
Šluknov (Schluckenau) | Ebersbach-Neugersdorf | |
Rumburk (Rumburg) |
Direkte Nachbarorte sind Haine im Norden, Spreedorf im Osten, Filipov und Neugersdorf im Südosten, Rumburk im Süden und Království im Westen.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Georgswalde erfolgte 1346 in Matrikeln des Bistums Meißen.
1524 hielt die Reformation in dem zur Grundherrschaft Schluckenau gehörigen Dorfe Einzug. Die Protestanten hatten hier ein hölzernes Bethaus. Als Folge der Rekatholisierung wanderten ab 1620 viele Familien in die umliegenden Dörfer der Oberlausitz aus. 1725 erbaute Gräfin Ernestine von Harrach die schöne Pfarrkirche St. Georg. Neben der Landwirtschaft ernährte die Leinenweberei die Bewohner des Dorfes, das 1756 durch Kaiserin Maria Theresia zum Marktflecken erhoben wurde.
Im 19. Jahrhundert wandelte sich mit dem Beginn der Industrialisierung das Ortsbild. 1807 entstand die erste Baumwollspinnerei, der später noch zwei weitere, eine Webstuhlfabrik und Holzwarenfabriken folgten. Zusammen mit Rumburg wurde Georgswalde zum Zentrum der nordböhmischen Textilindustrie. 1873 wurde der Eisenbahnverkehr von Rumburg nach Ebersbach/Sa. durch die Böhmische Nordbahn aufgenommen. Mit dieser nun durchgehenden Verbindung von Prag, welche die einzige Bahnlinie nach Sachsen über das Lausitzer Gebirge darstellt, bot der Marktflecken an der Grenze ideale Voraussetzungen für weitere Industrieansiedlungen. Es entstand eine Eisengießerei, Maschinenbaufabrik und auch der sächsische Klavierhersteller August Förster errichtete 1900 ein Zweigwerk. 1890 lebten in Alt Georgswalde 5.808 Einwohner, zusammen mit den Ortsteilen Neu Georgswalde, Philippsdorf und Wiesenthal waren es insgesamt 8.754. 1897 wurde Philippsdorf eine selbstständige Gemeinde im Gerichtsbezirk Schluckenau.
1914 wurden Georgswalde, dessen Einwohnerzahl auf 10.084 angewachsen war, durch Franz Joseph I. die Stadtrechte verliehen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Georgswalde Teil der neu geschaffenen Tschechoslowakei. Nach dem Münchner Abkommen gehörte Georgswalde von 1938 bis 1945 zum Landkreis Rumburg, Regierungsbezirk Aussig, im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs.
Vertreibung der deutschsprachigen Einwohner: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutschsprachige Bevölkerung von Georgswalde vertrieben. Ihr Vermögen durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert und die katholischen Kirchen in der Tschechoslowakei enteignet. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.
Nach der Samtenen Revolution erfolgte ein Wandel in der ökonomischen Struktur, und es siedelten sich Dienstleistungs- und Handelsunternehmen an. Heute lebt in der Stadt eine große Bevölkerungsgruppe der Roma, deren Anteil im Vergleich zur übrigen Bevölkerung wächst. Hierbei kam es wiederholt zu Konflikten.
In der Stadt besteht ein Eisenbahngrenzübergang nach Ebersbach an der Strecke Bakov nad Jizerou–Ebersbach, dieser wurde auch zu DDR-Zeiten als Grenzübergang im Güterverkehr genutzt. Für Pkw besitzt der Ort zwei Grenzübergänge nach Neugersdorf (Hauptstraße und Rudolf-Breitscheid-Straße) sowie einen nach Ebersbach (Bahnhofstraße).
Einwohnerentwicklung
Bis 1945 war Georgswalde überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1830 | 4499 | in 805 Häusern |
1890 | 5808 | |
1900 | 7900 | davon 7890 (99 %) Deutsche und zehn Tschechen, nach anderen Angaben 8132 deutsche Einwohner |
1921 | 7482 | davon 7095 (95 %) Deutsche |
1930 | 7970 | davon 257 (3 %) Tschechen |
1939 | 7683 |
Jahr | 1970 | 1980 | 1991 | 2001 | 2003 |
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Einwohner | 3945 | 3905 | 3638 | 3920 | 3926 |
Städtepartnerschaften
- Ebersbach/Sa., Deutschland
- Jiřikov (Georgswalde) ist zugleich Mitglied des grenzüberschreitenden kommunalen Verbundes Fünfgemeinde, der durch die Bürgermeister von fünf Städten und Gemeinden beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze am 19. Oktober 2000 in Šluknov (Schluckenau) ins Leben gerufen wurde. Im Verbund der Kommunen in der Grenzregion Südliche Oberlausitz/Schluckenauer Zipfel vereinigten sich seinerzeit Neusalza-Spremberg, das damals noch selbständige Friedersdorf und Oppach von deutscher sowie Šluknov und Jiříkov von tschechischer Seite. Am 10. Mai 2008 fand die Gemeinde Sohland (Spree) Aufnahme in die Fünfgemeinde und am 4. November 2011 die Doppelstadt Ebersbach-Neugersdorf.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die barocke St.-Georgs-Kirche wurde zwischen 1724 und 1728 nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt anstelle eines hölzernen Vorgängerbaus vermutlich durch den Baumeister Johann Georg Achbauer d. J. errichtet.
- Die Wallfahrtsbasilika Maria Hilf in Filipov, geweiht am 11. Oktober 1886, wurde 1926 durch Pius XI. zur Basilica minor erhoben. Vorangegangen war die „Marienerscheinung“ der Magdalena Kade im Jahr 1866.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Altböhmischer Jahrmarkt
- Kirmes in Filipov
Persönlichkeiten
- Eduard Kindermann (1870–1945), Krippenbauer und Kirchenmaler
- Joseph A. Ruprecht (1895–1971), Komponist und Kirchenmusiker
- Karl Holfeld (1921–2009), deutscher Maler und Graphiker
- Hans Donat (* 1928), deutscher Sozialpädagoge
- Kordula Karolina Ulbrich, zwischen 1874 und 1882 Äbtissin in St. Marienstern
Weblinks
- Website der Stadt (tschechisch)
- Private Website über Jiříkov (tschechisch)
- Museum Georgswalde
Einzelnachweise
- ↑ Obec Jiříkov: podrobné informace. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 1. September 2014 (tschechisch).
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ Části obcí. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 1. September 2014 (tschechisch).
- ↑ Základní sídelní jednotky. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 1. September 2014 (tschechisch).
- ↑ Katastrální území. In: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 1. September 2014 (tschechisch).
- 1 2 3 4 Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 1: Leitmeritzer Kreis, Prag 1833, S. 274–275, Ziffer 14).
- ↑ Karl-Peter Schwarz: Roma in Tschechien: Zwist im Zipfel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2011.
- ↑ Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 197, Ziffer 5) unten.
- ↑ Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreich und Länder. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. IX Böhmen (Wien 1904) S. 754.
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon 6. Auflage, Band, Leipzig und Wien 1909, Seite 617.
- ↑ Ernst Pfohl: Ortslexikon Sudetenland. Seite 142. Helmut Preußler Verlag-Nürnberg.1987. ISBN 3-925362-47-9
- ↑ Rudolf Hemmerle: Sudetenland Lexikon Band 4, Seite 163. Adam Kraft Verlag, 1985. ISBN 3-8083-1163-0.
- 1 2 Michael Rademacher: Landkreis Rumburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Czeski Urząd Statystyczny