Gerald Wagener (* 28. Januar 1961 in Husum) ist ein deutscher Unternehmer.
Leben
Wagener legte sein Abitur am Sportinternat Bad Sooden-Allendorf ab. Er war als talentierter Sportler Bundessieger „Sprint“ bei Jugend trainiert für Olympia (Bestzeit 10,6 Sekunden / 100 m). Wagener wechselte später zum Bobsport als Anschieber. Er startete unter anderem für den Bob-Club Unterhaching der SpVgg Unterhaching und war mehrfach Teilnehmer bei den Lehrgängen des deutschen Nationalkaders im Bobsport. Seine sportliche Karriere musste er 1989 nach einem schweren Unfall beenden. Parallel zu seiner sportlichen Karriere absolvierte Wagener ein Studium der Betriebswirtschaft.
Unternehmerische Tätigkeiten
Mit zwei ehemaligen Betreuern der russischen Bob-Mannschaft eröffnete er 1993 das erste deutsche Mode-Geschäft für die Modemarke MCM am Roten Platz in Moskau; bis zu seinem Verkauf 2004 betrieb er über 40 MCM-Geschäfte in Russland und hatte den Generalvertrieb für Russland für die Marken Atomic, Willson, Burton, Oakley inne.
Wagener ist Eigentümer mehrerer Handelsfirmen. Im Jahr 2007 erwarb er unter anderem die Mehrheit an dem auf glutenfreie Lebensmittel spezialisierten Unternehmen Schneekoppe (Schneekoppe Verwaltungs GmbH, Schneekoppe Nutrition GmbH, Schneekoppe Lifestyle GmbH). die er 2011 wieder verkaufte und 2014 erneut übernahm. 2018 verkaufte er das Unternehmen an den ehemaligen Fußballnationalspieler Philipp Lahm.
2014 war Wagener gemeinsam mit Robert Harting und Torsten Toeller einer der Mitbegründer der Deutschen Sportlotterie. Ebenfalls 2014 erwarb Wagener die Lizenzrechte für Bekleidung, Schuhe und Accessoires der Marke Playmobil.
Einige Jahre lang engagierte sich Wagener als Hauptsponsor beim Basketballverein Düsseldorf Magics, dessen ProA-Lizenz Wagener im Jahr 2009 der Basketballabteilung des FC Bayern München übertrug. Somit konnte der FC Bayern München direkt in der ProA-Liga antreten. Wagener engagierte sich auch als Sponsor mit seinem damaligen Unternehmen Schneekoppe beim FC Bayern München.
2014 war er zeitweise als Investor des Fußballclubs KFC Uerdingen 05 im Gespräch, dementierte aber jegliches Interesse „an irgendeiner Position, noch an einer dauerhaften Einbindung beim KFC“. 2018 zog er sich nach anfänglichem Interesse an einem Umbaubrojekt des Theaterplatzes in Krefeld aus den Verhandlungen zurück. 2019 war er als möglicher Investor bei dem finanziell angeschlagenen Eishockey-Club Krefeld Pinguine im Gespräch.
2003 erwarb er den ehemals als Marberthof und später als Gestüt Taliho in Krefeld bekannten Gutshof, den seine Familie als Gut Auric (in Anspielung auf den James-Bond-Bösewicht Auric Goldfinger) und mit Schwerpunkt für die Pferdeausbildung betreibt. Einige Jahre lang gab es einen Rechtsstreit um Trampelpfade rund ums Gut, die Wagener absperren und umpflügen ließ, da es sich seiner Auffassung nach nicht um „offizielle Wege“ handelte. Das Gut Auric ist auch als „Olympia-Schmiede“ bekannt, da Pferde für Dressurreiter verschiedener Nationen für die Teilnahme an den Olympischen Spielen dort trainiert werden.
Politisches Engagement
Als 13-Jähriger wurde Wagener Mitglied einer rechtsradikalen Pfadfindergruppe, die er mit 16 Jahren wieder verließ. Seine negativen Erfahrungen im rechtsextremen Milieu verarbeitete Wagener als 19-Jähriger in dem von der Demokratischen Verlagskooperative der Jusos verlegten politischen Aufklärungsbuch Ich heisse Gerald Wagener. Ein rechtsradikaler Jugendlicher berichtet: Warum und wie er es wurde, Warum er blieb.
Wagener ist CDU-Mitglied. 2016 diskutierte die CDU Krefeld einen Parteiausschluss Wageners, als dieser den Ableger „Konservativen Kreises Krefeld“ – abgekürzt K3 – gründete mit dem Ziel, die CDU solle die Bundestagswahl 2017 „krachend verlieren, sich von Merkels Positionierung der Partei lösen“. 2017 wurde sich „auf Bewährung“ gegen einen Ausschluss Wageners entschieden. Während des Vorsitzes von Bernd Lucke unterstützte er finanziell die AfD, als die Partei noch eine „eurokritische Professorenpartei“ war. In der Zwischenzeit distanzierte sich Wagener aber öffentlich von der AfD, da nach seiner Aussage „der völkische Flügel von Björn Höcke immer stärker [wird]“. Eine politische Zusammenarbeit mit einer völkisch gefärbten AfD sei für ihn nicht vorstellbar.
Wagener war darüber hinaus Initiator des Krefelder Ablegers der Werteunion. Im Februar 2020 organisierte er einen Auftritt von Hans-Georg Maaßen bei der Werteunion Krefeld. Im März 2020 kündigte er dort seinen Rückzug an und regte zusätzlich die Auflösung der Werteunion an.
Gesellschaftliches Engagement
Im Jahr 2011 spendete Wagener insgesamt 100.000 Euro an die Krefelder Seniorenhilfe und die Krefelder Familienhilfe. 2016 finanzierte er die Einrichtung eines Seniorentreffpunktes mit Mittagstisch in der Krefelder Innenstadt.
Im Jahr 2016 sicherte Wagener mit einer Leihgabe an die Adolf-Luther-Stiftung den langfristigen Verbleib von elf Skulpturen des Krefelder Künstlers Adolf Luther in der Stadt.
Wagener stiftete 2016 vier Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Vorbesitzer des von ihm erworbenen Haus Schönhausen in Krefeld, die während des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Als diese 2018 von Neonazis beschmiert wurden, lobte er eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen aus.
Weblinks
- Literatur von und über Gerald Wagener im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- "Der Provokateur vom Niederrhein" (Porträt in der Wirtschaftswoche, 2010)
Einzelnachweise
- 1 2 3 Gerald Wagener: Ein rechtsradikaler Jugendlicher berichtet „Ich heisse Gerald Wagener –“: warum und wie er es wurde, warum er blieb. Dvk-Verlag, Berlin (West) 1981, ISBN 3-88107-031-1.
- 1 2 3 Porträt Gerald Wagener. Der Unternehmer. rp-online.de, 10. Februar 2018; abgerufen am 5. November 2020
- ↑ Maik Großekathöfer, Lukas Eberle, DER SPIEGEL: Gold für drei Euro. Abgerufen am 7. Mai 2021.
- ↑ Sportlotterie startet am 12. September. Westdeutsche Zeitung, 21. Juli 2014, abgerufen am 7. Mai 2021.
- 1 2 Krefeld: Krefelder kauft Playmobil-Lizenzrechte. In: RP Online. 7. April 2014, abgerufen am 7. Mai 2021.
- ↑ Bodo Fuhrmann: Gerald Wagener: Erwin-Gegenspieler kauft Schneekoppe. (Nicht mehr online verfügbar.) 5. November 2007, archiviert vom am 7. März 2016; abgerufen am 4. November 2020 (deutsch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Philipp Lahm übernimmt von Krefelder Unternehmer Wagener Mehrheit an Schneekoppe. Westdeutsche Zeitung, abgerufen am 4. November 2020.
- ↑ Michael Ashelm: Förderung von Athleten: Die Sportlotterie startet neu. In: FAZ.net. Abgerufen am 4. November 2020.
- ↑ Rainer Bartel: Düsseldorfer Basketball-Historie: Von Magics, Giants und Subventionen. In: The Düsseldorfer - das lokale Online-Magazin. 23. Februar 2018, abgerufen am 11. Dezember 2020 (deutsch).
- ↑ Herr Rauch, kribbelt’s noch? In: TZ. 20. Juni 2014, abgerufen am 22. Januar 2021.
- ↑ Wagener sagt dem KFC ab. Westdeutsche Zeitung, 10. Juni 2014, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Sport-Mäzen Wagener dementiert Einstieg beim KFC. Westdeutsche Zeitung, 11. Mai 2014, abgerufen am 14. Dezember 2020.
- ↑ Interview: Gerald Wagener zieht sich aus Planung für Theaterplatz zurück. Westdeutsche Zeitung, 3. Februar 2018, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Ein Traditionsklub bangt um seine Zukunft. sueddeutsche.de, 28. November 2019; abgerufen am 5. November 2020
- ↑ Porträt Gerald Wagener: Der Unternehmer. In: RP Online. 10. Februar 2018, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Website Gut Auric, abgefragt am 5. November 2020
- ↑ Gut Auric: Wagener will private Wege nicht öffnen. Westdeutsche Zeitung, 5. Januar 2012, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Krefeld: Gut Auric: Rechtsstreit droht. In: RP Online. 16. Dezember 2008, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Lokalsport: Olympia-Schmiede Gut Auric. In: RP Online. 11. Juni 2016, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Parteiausschluss: CDU Krefeld für zügige Entscheidung im Fall Gerald Wagener. Westdeutsche Zeitung, 22. Dezember 2016, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Politik: Konservativer Kreis plant Kampagne gegen CDU. Westdeutsche Zeitung, 4. Dezember 2016, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Krefeld: CDU vor zähem Kampf um Partei-Ausschluss. In: RP Online. 16. Dezember 2016, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Partei und Politik: Blondin: Wagener auf Bewährung. Westdeutsche Zeitung, 7. Februar 2017, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Sven Becker, Ann-Katrin Müller, Sven Röbel: Schwarze Kasse bei der AfD – „Wie gewünscht gestückelt“. In: Der Spiegel. Nr. 49, 2019 (online).
- ↑ WerteUnion freut sich auf Bernd Lucke. Westdeutsche Zeitung, 18. Februar 2018, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- 1 2 Jens Voss: Wegen AfD-Nähe: Wagener trennt sich von Comeback Crefeld. In: Rheinische Post. 19. Juli 2019, abgerufen am 31. Januar 2021.
- ↑ Jens Voss: Krefeld: CDU-Konkurrenz: Liste „Comeback Crefeld“ bei Kommunalwahl. Abgerufen am 5. November 2020.
- ↑ Jens Voss: Hans-Georg Maaßen in Krefeld: Sind Sie ein Rechtsaußen, Herr Wagener? Abgerufen am 5. November 2020.
- ↑ Hans-Georg Maaßen sprach auf Einladung der Werteunion Niederrhein: Ex-Verfassungsschützer spaltet Verberg. In: Mein Krefeld. 18. Februar 2020, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Jürgen Heimann: Krefeld: Werteunion-Mitglieder kündigen Rückzug an. Abgerufen am 5. November 2020.
- ↑ Werteunion-Spitze stoppt politische Arbeit. In: Rheinische Post. 9. März 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- ↑ Krefeld: 100.000-Euro-Spende für Krefelder Senioren. In: RP Online. 18. Oktober 2011, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- ↑ Familie Wagener spendet 100.000 Euro für Krefelder Senioren. Westdeutsche Zeitung, 18. Oktober 2011, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- ↑ Krefeld: Gratis-Essen für Senioren im Casino. In: RP Online. 24. Februar 2016, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- ↑ Krefeld: Elf Linsen für die Luther-Stiftung. Westdeutsche Zeitung, 9. Oktober 2016, abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Krefeld: Uerdingens erste Stolpersteine. In: RP Online. 17. Februar 2016, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- ↑ Jens Voss: Staatsschutz ermittelt wegen Hakenkreuzen: Nazi-Schmierereien in Krefeld schmerzen die Jüdische Gemeinde. 18. August 2018, abgerufen am 4. Dezember 2020.