Gerhard Dornberger (* 18. Juni 1926 in Leipzig; † 2014) war ein deutscher Jurist und zu DDR-Zeiten ordentlicher Professor für Wirtschaftsrecht der DDR an der Universität Halle und der Humboldt-Universität zu Berlin und nach der Wiedervereinigung Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Berlin.
Leben
Bildungsweg
Nach dem Besuch der Volksschule in Jahren 1932 bis 1940 in Leipzig erlernte er den Beruf eines Speditionskaufmanns. Von 1943 bis Kriegsende war er Angehöriger der Wehrmacht, zuletzt mit dem Dienstgrad Gefreiter. Er wurde aus britischer Kriegsgefangenschaft am 6. September 1945 entlassen. Im Frühjahr 1946 unterzog er sich erfolgreich einer Sonderreifeprüfung und konnte ab dem Herbstsemester desselben Jahres an der Universität Leipzig mit dem Jurastudium beginnen. Nach vier Semestern wechselte er von der Rechtswissenschaft zur Politischen Ökonomie. An der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig legte er 1949 das Staatsexamen ab und wurde Assistent an der Juristischen Fakultät. Dort führte er vor allem Seminare zur Politischen Ökonomie durch.
Dozent und Professor
Dornberger besuchte einen Sonderlehrgang am damaligen Deutschen Institut für Rechtswissenschaft und wurde mit der Wahrnehmung einer Dozentur auf dem Fachgebiet Zivilrecht beauftragt. Im Januar 1953 wurde er von der Leipziger Universität zur Universität Halle umberufen. Er bekam die Personalstelle, die zuvor der beauftragte Dozent für Zivilrecht Reiner Arlt (* 1928) innehatte. Er hielt besonders Kontakt zum Leipziger Professor für Allgemeine Rechtslehre und Zivilrecht an der Juristenfakultät der Universität Leipzig Heinz Such (* 1910) und verstand sich als dessen „Schüler“ beim Aufbau des sozialistischen Wirtschaftsrechts der DDR als einen selbständigen Rechtszweig. Zum Dozenten wurde er erst nach Verteidigung seiner Doktorarbeit am 4. November 1953 über die „Entwicklung und Wesen und Wesen des Volkseigentums“ ernannt. Seine Habilitationsschrift verfasste er zum Thema „Zu den Grundlagen und Wesensmerkmalen des zivilrechtlichen Vertrages im sozialistischen Recht“ und verteidigte diese am 28. Mai 1964 an der Juristischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg .
Zum (kommissarischen) Direktor des Instituts für Zivilrecht an der Universität Halle wurde Dornberger im Dezember 1958 ernannt. Professor mit Lehrauftrag für das Fach Zivilrecht wurde er im Jahre 1965. Unter dem Dekan und Universitätsprofessor John Lekschas (* 1925) wurde er Prodekan der Juristischen Fakultät der Universität Halle und später auch unter dem Dekan Willi Büchner-Uhder (* 1928). Dornberger wurde bald darauf zum Professor mit Lehrauftrag für Wirtschaftsrecht der DDR berufen. Danach wechselte er in gleicher Position nach Berlin an die Humboldt-Universität.
Neuprofilierung
Er blieb Universitätsprofessor bis zur Erneuerung der Humboldt-Universität zu Berlin nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990. Nach Beendigung seiner akademischen Laufbahn wurde Dornberger als Rechtsanwalt zugelassen und betrieb zusammen mit Ute Dornberger (* 1941) eine eigene Anwaltskanzlei zunächst in Berlin-Mitte und später in Charlottenburg.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Zur Frage des gutgläubigen Erwerbs, insbesondere bei Volkseigentum. In: Neue Justiz, 1953, S. 223–238.
- Professor Dr. Hans Hartwig zum Gedenken. In: Wissenschaftliche Zeitschrift / Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg; Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe, ISSN 0438-4385
- Das Zivilrecht der Deutschen Demokratischen Republik, DNB 140062351
- Konferenz über Ausbildung und Einsatz der Juristen in der volkseigenen Wirtschaft. In: Neue Justiz, 12 / 1964 S. 368 ff.
- Zivilrecht der DDR (Lehrhefte für das Fernstudium) Heft 9: Besondere Schuldverhältnisse (Teil 3). Mitautoren: Hans Posch, Berlin 1967, DNB 575421835
- Zusammen mit dem Institut für Zivilrecht (Halle (Saale): Handelsrechtliche Gesetze und Haftpflichtbestimmungen. Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister, DNB 456903372
- Aktiengesetz; GmbH-Gesetz. Mit allen Maßgaben und Regelungen aus dem Einigungsvertrag [Zusammengestellt und bearbeitet von Gerhard Dornberger], Freiburg (Breisgau), Berlin 1991, ISBN 3-448-02306-X
- Zusammen mit Ute Dornberger: Offene Vermögensfragen und Investitionen, Freiburg (Breisgau), Berlin 1991, ISBN 3-329-00913-6
- Offene Vermögensfragen nach dem 2. Vermögensrechtsänderungsgesetz. Berlin/München 1992, ISBN 978-3-349-01014-5
Einzelnachweise
- ↑ Rolf Lieberwirth: Geschichte der Juristischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg nach 1945. Fakten und Erinnerungen. 2. ergänzte Auflage, Universitätsverlag Halle Wittenberg, Halle an der Saale 2010, ISBN 978-3-86977-014-7, S. 245f.
- ↑ Rechtsanwaltskammer Berlin, Jahresbericht 2014, S. 31, Abruf am 14. Oktober 2023
- ↑ GND 170838005
- ↑ Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1992 - 16. Ausgabe. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart., Band A – H, Berlin/New York 1992, ISSN 0341-8049, Dornberger, Gerhard
- 1 2 3 Breithaupt, Dirk: Rechtswissenschaftliche Biographie DDR, Kiel 1993, DNB 940131013 S. 225f. [Dornberger, Gerhard]
- 1 2 Rolf Lieberwirth: Geschichte der Juristischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg nach 1945. Fakten und Erinnerungen. 2. ergänzte Auflage, Universitätsverlag Halle Wittenberg, Halle an der Saale 2010, ISBN 978-3-86977-014-7, S. 76
- ↑ DNB 480144672
- ↑ DNB 482357312
- ↑ DNB 170838005
- ↑ GND 170838013