Gerhard Franz Kumleben, auch Francis Gérard-Kumleben, (* 29. August 1901 in Alt-Rahlstedt bei Hamburg; † 1. August 1974 in Meudon bei Paris) war ein deutsch-französischer Journalist, politischer Aktivist und Autor.

Leben

Kumleben, der um 1920 in Wandsbek lebte, war 1925 „Kandidat des höheren Lehramts“. In den 1920er- und 1930er-Jahren war er Aktivist des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds (ISK). 1930 rekrutierte er in England Mitglieder für die Socialist Vanguard Group (SVG). Er betätigte sich als Übersetzer und schrieb Artikel u. a. über Themen wie Klassenjustiz und Arbeitsplatz-Probleme für verschiedene Zeitschriften wie Die Weltbühne, isk – Zeitschrift des Internationalen Sozialistischen Kampf-Bundes und Sozialistische Warte und verfasste eine Reihe von Broschüren und Büchern – teilweise unter dem Pseudonym François Girard. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 emigrierte er nach Frankreich und lebte bei Nora Platiel, Eva und Hans Lewinski in der Pariser Arbeitervorstadt Malakoff. Aus der Beziehung mit Nora Platiel ging der gemeinsame Sohn Roger hervor.

Kumleben war für den ISK in Frankreich als Journalist und Agitator tätig. Nach dem Ende der Besatzung Frankreichs durch das NS-Regime war er Sekretär des Comité français pour la fédération européenne (CFFE), einer Organisation, die den europäischen Föderalismus förderte; 1945 betrieb er die Umwandlung des CFFE in das Comité international pour la Fédération européenne (CIFE).

Nach Kriegsende setzte er von Paris aus – z. T. als Francis Gérard-Kumleben – seine publizistische Tätigkeit in der Bundesrepublik fort, u. a. in einer „soziologischen Betrachtung der Atomphysik“, erschienen in Die Umschau. Internationale Revue. Ferner schrieb er 1949 für Dolf Sternbergers Zeitschrift Die Wandlung. und Aussenpolitik, Zeitschrift für internationale Fragen. Im Mai 1948 nahm er als Syndikalist für Frankreich am Congress of Europe in Den Haag teil. Für den Rundfunk in Westdeutschland kommentierte er aus Paris europäische Probleme sowie die Arbeit der Nationalversammlung. In den 1960er-Jahren war er Directeur de la Redaction Technique der Zeitschrift Industries Atomiques.

Werke (Auswahl)

  • Arbeiterkinder und höhere Schulen in Hamburg. In: ISK 1 (11), S. 186–188
  • Gerhard Kumleben (Hrsg.): Jakob Friedrich Fries: 'The Philosophical Theory of Right (1927)
  • The Just State, Manchester: Public Life, 1927
  • Politics of Reason. No. 1 The Just State. London, International Publishing Company, 1927
  • The workers' case for free trade. London Intern. Publishing Co. 1932.
  • François Gerard: Um die Diktatur des Proletariats. Das ratlose Büro der II. Internationale. In: Sozialistische Warte 1/3, Juli 1934
  • Le Gouvernement du Front Populaire et la paix!. London, Societe d'Editions Internationales. 1936.
  • François Girard: La Republique Socialiste. Ni Democratie, ni Autocratie. London, Societe d'Editions Internationales. 1935.
  • François Girard: Les congregations economiques, voila l'ennemi! Propositions pour une adjonction au programme du Front Populaire. London, Societe d'Editions Internationales. 1936.
  • Katholizismus und Arbeiterschaft in England.
  • François Girard: La federazione europea e il socialismo (il problema come e veduto dal socialismo americano), PSI, Quaderni d'attualita 3, (März) 1945. Ginzburg, Leone, Scritti, Turin 1964.
  • Gérard Kumleben: Afrika in Strassburg. [Anlässlich einer Erklärung Senghors in der Beratenden Versammlung des Europa-Rats]. In: Cahiers de Bruges. Collège d'Europe, 1955

Einzelnachweise

  1. Sterberegister des Standesamtes Meudon (Hauts-de-Seine) Nr. 012546.
  2. Hans Vaihinger, Max Scheler, Max Frischeisen-Köhler, Arthur Liebert, Paul Menzer: Kant-Studien: philosophische Zeitschrift, Bände 23–24, W. de Gruyter, 1919
  3. Verhandlungen, Bände 1–4 Frontcover L. Friederichsen & Co., 1925
  4. J. M. Ritchie: German-speaking Exiles in Great Britain. 2001, S. 59.
  5. Etwa Abhandlungen der Fries'schen Schule. Verlag Öffentliches Leben, 1929
  6. Aiga Seywald: “Die” Presse der sozialen Bewegungen: 1918-1933; Linksparteien, Gewerkschaften, Arbeiterkulturbewegung, Anarchismus, Jugendbewegung, Friedensbewegung, Lebensreform, Expressionismus ; kommentiertes Bestandsverzeichnis deutschsprachiger Periodika im Institut zur Erforschung der Europäischen Arbeiterbewegung (Bochum), im Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund und im Fritz-Hüser-Institut für Deutsche und Ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund. Klartext Verlag, 1994.
  7. Die Weltbühne, Bände 16–28. Athenäum Verlag, 1978
  8. Sabine Lemke-Müller: Ethik des Widerstands: der Kampf des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) gegen den Nationalsozialismus: Quellen und Texte zum Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945. J.H.W. Dietz, 1996.
  9. Helga Haas-Rietschel, Sabine Hering: Nora Platiel: Sozialistin - Emigrantin - Politikerin. Eine Biographie. Köln 1989 ISBN 3-7663-2127-7
  10. Neue deutsche Biographie, Band 20. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Historische Kommission Duncker und Humblot, 2001
  11. Klaus Böhme, Walter Mühlhausen: Hessische Streiflichter: Beiträge zum 50. Jahrestag des Landes Hessen. Eichborn Verlag Ag, 1995.
  12. Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung: BZG., Band 37, Dietz Verlag, 1995, S. 39
  13. https://www.pressefederaliste.eu/Albert-Camus-et-le-Comite-francais-pour-la-Federation-europeenne
  14. Zitat nach: Geist und Zeit, 1960
  15. Betrachtungen zu einem Buch von Raymond Aron, In: Die Wandlung - Band 4, Ausgaben 1–6, 1949, Seite VI
  16. Jean-Michel Guieu, Christophe Le Dréau: Hague "Congress of Europe" (1948-2008). 2009
  17. Heribert Schwan: Der Rundfunk als Instrument der Politik im Saarland 1945-1955. Spiess, 1974
  18. American Nuclear Society: Directory. 1967, Seite 93.
  19. Der Bestand Leonard Nelson im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
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