Ein Gender-Symbol [ˈdʒɛndɐ] ist ein Symbol, mit dem das biologische Geschlecht (englisch sex) eines Lebewesens oder das soziale Geschlecht (gender) eines Menschen gekennzeichnet wird. Die Gender-Symbole in der Typographie sind meist entweder übereinstimmend mit astronomischen Symbolen oder von diesen abgeleitet. In der Gender-Forschung kann Gender-Symbol auch Personen oder Dinge bezeichnen, wenn diese symbolhaft für bestimmte Aspekte eines sozialen Geschlechtes stehen.

Herkunft

Gender-Symbole sind seit dem 4. Jahrhundert vor allem aus Horoskopen bekannt; in der Astrologie bezeichnen sie auch heute noch die klassischen Planeten Mars und Venus. Seit der Renaissance sind sie auch in der Astronomie gängige Kürzel. Alchemisten benutzten die Symbole zur Bezeichnung der wichtigsten Metalle der Zeit, nämlich Eisen und Kupfer (weiblich).

Der schwedische Naturforscher Carl von Linné griff die Symbole erstmals in einem biologischen und damit sexuellen Kontext auf, nämlich für das Geschlecht von Pflanzen. Sie finden sich in seinem 1751 erschienenen Grundlagenwerk Philosophia Botanica.

Typographische Symbole

Männlichkeit
SymbolBeschreibungUnicode-ZeichenBedeutung
MarssymbolU+2642 ♂Männliches Geschlecht, Mann.
Planet Mars
Venussymbol in der Pose des MarssymbolsTrans-Mann, transgeschlechtlicher Mann
Kombination des Männlichkeits- und Weiblichkeitssymbols (Mars- und Venussymbols) in Pose des MännlichkeitssymbolsU+26A6 ⚦Transgeschlechtlichkeit, männliche Androgynie
Doppeltes MarssymbolU+26A3 ⚣Männliche Homosexualität, Schwul, Gay
Venus- mit doppeltem MarssymbolBisexualität eines Mannes
Weiblichkeit
SymbolBeschreibungUnicode-ZeichenBedeutung
VenussymbolU+2640 ♀Weibliches Geschlecht, Frau.
Planet Venus
Marssymbol in der Pose des VenussymbolsU+29EC ⧬
U+2BF1 ⯱
Trans-Frau, transgeschlechtliche Frau
Kombination des Männlichkeits- und Weiblichkeitssymbols (Mars- und Venussymbols) in Pose des WeiblichkeitssymbolsWeibliche Androgynie
Doppeltes VenussymbolU+26A2 ⚢Lesbisch, Weibliche Homosexualität
Mars- mit doppeltem VenussymbolBisexualität einer Frau
Inter- und Transgeschlechtlichkeit
SymbolBeschreibungUnicode-ZeichenBedeutung
Eine Kombination aus Venus- und MarssymbolU+26A5 ⚥Intergeschlechtlichkeit, Androgynie, Zwitter in der Insektenkunde
Radkreuz/SonnenradU+1F728 ⊕Alternatives Symbol für Intergeschlechtlichkeit (die veraltende Bezeichnung „intersexuell“ kommt vom englischen sex und bedeutet zwischen den Geschlechtern, und die Erde liegt zwischen Mars und Venus)
Planet Erde
Kombination aus Venus- und Marssymbol mit einem zusätzlichen „Arm“U+26A7 ⚧Ein weiteres Transgeschlechtlichkeitssymbol; der dritte Arm kann transgeschlechtliche oder nichtbinäre Personen repräsentieren.
MerkursymbolU+263F ☿Symbol für ein drittes Geschlecht, auch für Trans- oder Intergeschlechtlichkeit, auch in der Botanik für Pflanzen mit männlichen und weiblichen Merkmalen
Planet Merkur
Neutrois
SymbolBeschreibungUnicode-ZeichenBedeutung
Kern der meisten Gendersymbole: Ein Kreis und ein StrichU+26B2 ⚲Symbol für den Neutrois (Wunsch nach Abwesenheit geschlechtlicher Merkmale)
Horizontales, durchgestrichenes MarssymbolU+26A9 ⚩Geschlechtsneutralität
Transgeschlechtlichkeitssymbol mit StrichTransgeschlechtlichkeitssymbol, welches Leute ohne Geschlechtsidentität mit einschließt
Kern der anderen GendersymboleU+26AA ⚪Asexualität, Agender, Geschlechtslosigkeit Neutrois, Intergeschlechtlichkeit
Durchmesserzeichen/DurchschnittszeichenU+2300 ø
U+2205 ∅
Neutrois-Symbol für geschlechtsspezifische Artikel
Buchstabe Ø, Zeichen für Durchmesser, Durchschnitt oder eine Leere Menge
kann auch als Androgynitätssymbol ohne Endungen gesehen werden
Androgynie
SymbolBeschreibungUnicode-ZeichenBedeutung
Kombination aus Venus-, Mars- und Schütze-SymbolAndrogynität
Vereinfachtes AndrogynitätssymbolU+26A8 ⚨Androgynie
Weitere Symbole
SymbolBeschreibungUnicode-ZeichenBedeutung
Venus- und MarssymbolU+26A4 ⚤Heterosexualität
Doppeltes Venus- und doppeltes MarssymbolBisexualität
Gendersymbol mit Xnichtbinäre Geschlechtsidentität
Doppeltes OGeschlecht nicht definiert oder unbekannt
Questioning-Symbol
Transgeschlechtlichkeitssymbol mit Fragezeichen

Gender-Symbole in Genogrammen

In einem Genogramm wird nur das biologische Geschlecht dargestellt. Dort stehen ein Quadrat für männlich, ein Kreis für weiblich und ein Fragezeichen für ein unbekanntes Geschlecht.

Gender-Forschung

In der Gender-Forschung wird der Begriff „Gender-Symbole“ auch für Symbole des täglichen Lebens verwendet, die die Teilung der Arbeitswelt nach sexuellen Aspekten beschreiben. So steht etwa der Traktor in der bäuerlichen Arbeitsteilung als Symbol für den Bauer auf dem Feld, dessen Frau auf dem Hof arbeitet. Gender-Symbole in diesem Sinne können nur verstanden werden, indem sie in den Kontext eines größeren Systems von Symbolen und Bedeutungen gebracht werden. Dabei spielen kulturelle Überzeugungen, Konzepte, Klassifizierungen und Annahmen eine Rolle.

Siehe auch

Literatur

  • Ann Olga Koloski-Ostrow, Claire L. Lyons (Hrsg.): Naked Truths. Women, Sexuality, and Gender in Classical Art and Archaeology. Routledge, London u. a. 2000, ISBN 0-415-21752-0.
Commons: Gender-Symbole – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe auch The Origin of the Male and Female Symbols of Biology, William T. Stearn, Taxon, Vol. 11, No. 4 (Mai 1962), S. 109–113
  2. 1 2 3 4 5 6 Michael Everson: Second revised proposal to encode symbols for genealogy and gender studies in the UCS. (PDF) Unicode Technical Committee, 17. Oktober 2003, abgerufen am 14. November 2016. (Die hier vorgeschlagenen Sonderzeichen wurden tatsächlich mit einem um je 5 erhöhten Codepunktwert in Unicode aufgenommen.)
  3. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 The Unicode Standard – Miscellaneous Symbols. (PDF) Unicode Technical Committee, 2020, abgerufen am 30. August 2020.
  4. Transgender Symbol – Where did it come from ? www.gendertalk.com, abgerufen am 14. November 2016.
  5. Anne McMurray, Jill Clendon: Community Health and Wellness. Primary Health Care in Practice. 4th edition. Elsevier Australia, Chatswood NSW 2010, ISBN 978-0-7295-3954-8, S. 417.
  6. David Morgan, Berit Brandth, Elin Kvande (Hrsg.): Gender, Bodies, and Work. Ashgate Publishing, Aldershot u. a. 2005, ISBN 0-7546-4439-1, S. 92.
  7. Sherry B. Ortner, Harriet Whitehead (Hrsg.): Sexual Meanings. The Cultural Construction of Gender and Sexuality. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1981, ISBN 0-521-28375-2, S. 2.
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