In der Architektur ist ein Geviert ein Innenhof, üblicherweise rechteckig, der auf vier Seiten ganz oder zumindest hauptsächlich von Gebäuden umgeben ist. Häufig findet man solche Gevierte bei Hochschulen, wie etwa Universitätsgebäuden, aber auch bei anderen Bauwerken, z. B. Palästen. Gevierte gibt es auch mit Überdachung, auch wenn sie vielfach ohne vorkommen. Überdachte Gevierte, meistens in Glas, bieten dann zusätzlichen, wettergeschützten Raum für gesellige oder gastronomische Zwecke, z. B. Cafés oder Restaurants.
Das Wort „Geviert“ war ursprünglich gleichbedeutend mit Viereck, aber diese Bedeutung wird heute kaum noch genutzt.
Einige moderne Gevierte ähneln Kreuzgängen mittelalterlicher Klöster, die ebenfalls üblicherweise quadratisch oder rechteckig sind und von Arkaden umschlossen. Aber die ältesten Exemplare, wie das Mob Quad am Merton College in Oxford, die einfach und nicht durch Arkaden geschmückt sind, lassen keinen Zweifel daran, dass die Kollege in Oxford und Cambridge lediglich praktische Unterkünfte für ihre Mitglieder waren. Prächtigere Gevierte entstanden später, als die Idee von Kollegen bereits wohlbekannt war und deren Stifter oder Gründer monumentalere Bauten schaffen wollten. Die Gevierte in den Kollegen der University of Cambridge werden aus historischen Gründen als Höfe bezeichnet (z. B. der Trinity Great Court).
In den Vereinigten Staaten von Amerika ordnete Thomas Jefferson an der University of Virginia die Unterkünfte und akademischen Gebäude in palladianistischer Form auf drei Seiten von The Lawn an, einem großen, freien Rasenplatz. Später eiferten einige US-amerikanische Hochschul- und Universitätsplaner Jeffersons Ideen nach, so z. B. die Idee von Oxbridge, die Beaux-Arts-Architektur und andere Modelle. Der gotische Campus der University of Chicago ist bekannt für den innovativen Einsatz von Gevierten. Alle fünf Kasernen von The Citadel besitzen Gevierte mit rot-weißen Quadraten (die Farben der Kriegsflagge von South Carolina), die für Aufstellungen des Kadettencorps genutzt werden.
Gevierte findet man auch in traditionellen Häusern in Kerala, den Nālukettus. Sie werden dort als Nadumittan (mittlerer Raum) bezeichnet.
Bekannte Gevierte von Hochschulen
- William J. Stratton: Southern Illinois University Edwardsville
- Main Quad, University of Illinois in Urbana-Champaign
- Woodburn Circle, West Virginia University
- Francis Quadrangle, University of Missouri
- Cary Quadrangle, Purdue University, West Lafayette
- Aula Maxima, National University of Ireland, Galway
- Mob Quad, Merton College, Oxford
- Parliament Square, Trinity College Dublin
- Radcliffe Quad, Harvard University
- Harvard Yard, Harvard University
- The Green, Dartmouth College
- Main Quadrangles (und etliche andere), University of Chicago
- Eric Friedheim Quadrangle, American University, Washington D.C
- Radcliffe Quadrangle, University College (Oxford)
- Schenley Quadrangle, University of Pittsburgh
- Bascom Hill, University of Wisconsin–Madison
- Tom Quad, Christ Church, University of Oxford
- The Quad, University of Alabama
- Main Quad, University College London
- Founder’s Quadrangles, Royal Holloway, University of London
- Beit Quad, Imperial College London
- The Diag, University of Michigan
- Buckingham Palace, London, England
- St. Thomas Residential School, Thiruvananthapuram, Indien
- Sunken Garden, College of William & Mary
- The Quad, Emory University
- The Lawn, University of Virginia
- McKeldin Mall, University of Maryland
- Old College, University of Edinburgh
- Dahlgren Quadrangle, Georgetown University
- South Quad, University of Notre Dame
- Academic Quadrangle, Simon Fraser University
- Old Campus, Yale University
- Branford College Courtyard, Yale University
- Killian Court, Massachusetts Institute of Technology
- Main Quad, Stanford University
- Liberal Arts Quadrangle, University of Washington
- Quadrangle, University of New South Wales
Einzelnachweise
- ↑ Namboothiri Illams. Namboothiri Websites Trust, abgerufen am 18. Juni 2018.
Quellen
- Alan Bott: Merton College: A short history of the buildings. Merton College, Oxford 1993. ISBN 0-9522314-0-9.
- G. H. Martin, J. R. L. Highfield: A history of Merton College, Oxford. Oxford University Press, Oxford 1997. ISBN 0-19-920183-8.
- Jennifer Saunders, Nikolaus Pevsner: The Buildings of England. Kapitel: Oxford. Penguin Books, Harmondsworth 1974. ISBN 0-14-071045-0.