Gewöhnliche Stockrose

Gewöhnliche Stockrosen (Alcea rosea)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Malvenartige (Malvales)
Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
Unterfamilie: Malvoideae
Gattung: Stockrosen (Alcea)
Art: Gewöhnliche Stockrose
Wissenschaftlicher Name
Alcea rosea
L.

Die Gewöhnliche Stockrose (Alcea rosea), auch Stockmalve, Garten-Pappelrose, Bauernrose oder Garten-Stockrose genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Stockrosen (Alcea) innerhalb der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Viele Sorten werden als Zierpflanzen verwendet.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Gewöhnliche Stockrose ist eine zweijährige bis kurzlebig ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 1 bis 2, selten bis zu 3 Metern erreicht. Die oberirdischen Pflanzenteile besitzen meist Sternhaare. Der Stängel ist kräftig, aufrecht, kaum verzweigt und dicht rauhaarig. Die im ersten Jahr in einer grundständigen Blattrosette und im zweiten Jahr am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 5 bis 15 Zentimeter lang und besitzt Sternhaare. Die mit einem Durchmesser von 6 bis 16 Zentimetern fast kreisförmige Blattspreite ist filzig bis wollig behaart, schwach drei- bis siebenlappig, manchmal auch gekerbt. Der mittlere Blattlappen ist etwa 3 Zentimeter lang und 4 bis 6 Zentimeter breit. Die eiförmigen Nebenblätter sind etwa 8 Millimeter lang, eiförmig und dreilappig.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht je nach Standort von Februar bis Oktober. Die Blüten stehen einzeln oder zu mehreren in den oberen Blattachseln und in einem endständigen ährenähnlichen Blütenstand. Die Tragblätter ähneln den Laubblättern. Die behaarten Blütenstiele sind etwa 5 Millimeter lang und verlängern sich bis zur Fruchtreife auf 8 bis 10 Millimeter.

Die auffälligen Blüten sind zwittrig und radiärsymmetrisch. Der becherförmige Außenkelch ist meist sechs- bis siebenlappig, 8 bis 10 Millimeter lang und ist dicht mit Sternhaaren bedeckt. Die fünf dicht filzig behaarten Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen, wobei der Kelch einen Durchmesser von 2 bis 3 Zentimetern aufweist und die Kelchzipfel 1,2 bis 1,5 Zentimeter lang sind. Die Blütenkrone weist einen Durchmesser von 6 bis 10 Zentimeter auf. Die fünf freien, 4 Zentimeter langen, genagelten Kronblätter sind rosa- bis purpurfarben oder schwärzlich rot, selten auch weiß oder gelb. Die Staubblattröhre ist kahl und etwa 2 Zentimeter lang und die freien Bereiche der Staubfäden sind nur etwa 2 Millimeter lang. Der vielästige Griffel ist flaumig behaart. Die flaumig behaarte Spaltfrucht ist mit einem Durchmesser von etwa 2 Zentimetern scheibenförmig. Die vielen (20 bis 40) fast kreisförmigen Teilfrüchte weisen einen Durchmesser von 7 bis 8 Millimetern auf und sind längsrippig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 42.

Ökologie und Biodiversität

Die Gewöhnliche Stockrose profitiert von der Klimaerwärmung und ist inzwischen auch verwildert außerhalb von Gärten zu finden. In Skandinavien steht sie häufig an der besonnten Südseite von Häusern, da sie in diesem Mikroklima ausreichend Wärme erhält. Ihre Blüten werden vor allem von Hummeln angeflogen und bestäubt.

An der Pflanze entwickelt sich eine große Vielfalt von Spitzmausrüsslern. In Deutschland handelt es sich dabei sowohl um Neozoa, die in neuerer Zeit eingewandert sind, als auch solche, die vorher schon heimisch waren und an anderen Malvegewächsen lebten. Die Larven des Kräftigen Stockrosen-Spitzmausrüsslers entwickeln sich bohrend in den Stängeln, obwohl abweichend davon auch angegeben wird, dass sie sich in den Früchten entwickeln würden. Diese Art ist in neuerer Zeit eingewandert. Zwei weitere Arten der Gattung (Aspidapion aeneum und Aspidapion radiolus) entwickeln sich ebenfalls in den Stängeln der Pflanze. Sie kamen vorher auf wilden Malvengewächsen vor. Das Zweifarbige Malven-Spitzmäuschen war schon lange in Deutschland heimisch, war früher aber selten und an wilden Malvengewächsen zu finden. Die Larven dieser Art entwickeln sich in den Früchten, wobei pro Larve ein Samenkorn gefressen wird. Ein Neuankömmling ist das Langrüsslige Stockrosenspitzmäuschen, es ist in Deutschland nur an der Gewöhnlichen Stockrose zu finden. Die Entwicklungsweise ähnelt der vorigen Art. Der neueste Einwanderer ist der Krummrüsslige Stockrosen-Spitzmausrüssler.

Stockrosen werden häufig von Malvenrost befallen.

Vorkommen

Die Gewöhnliche Stockrose stammt möglicherweise vom Balkan oder aus Süditalien. Sie ist vermutlich eine Kulturhybride. Als Stammart wird die Blass-Pappelrose (Alcea biennis) vermutet. Die Gewöhnliche Stockrose wird in ganz Europa als Zierpflanze für Staudenbeete und Bauerngärten kultiviert, es gibt sowohl einfache als auch gefüllte Blüten in unterschiedlichen Farben.

Gelegentlich kommt die Stockrose mittlerweile verwildert vor. Ihre ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).

Taxonomie

Der wissenschaftliche Name Alcea rosea wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht. Wichtige Synonyme für Alcea rosea L. sind Althaea rosea (L.) Cav. und Althaea sinensis Cav.

Synonyme

Althaea rosea (L.) Cav. und Althaea sinensis Cav. sind Synonyme für die Stockrose.

Hybriden

Es gibt Hybriden aus Kreuzungen vor allem von Alcea rosea und Althaea officinalis, die wegen ihrer größeren Resistenz gegen Malvenrost und ihrer über zwei Jahre hinausgehenden Lebensdauer als „Stockrosen“ auf dem Markt sind, beispielsweise unter den Trivialnamen (Warenzeichen) Parkfrieden, Parkrondell und Parkallee.

Verwendung als Nutzpflanze

Früher wurde die Stockrose als Färbepflanze angebaut. Für die Gewinnung von Farbstoffen wurden nur schwarz-rote Varianten verwendet, da deren Kronblätter das Anthocyan Malvidin in großen Mengen enthalten. Mit Malvidin ließen sich beispielsweise Wein, Likör, Süßspeisen, Lebensmittel und Textilien färben. Der Farbton lag zwischen violettblau und grau.

Selten wird die Stockrose auch als Heilpflanze angebaut. Aufgrund der in der Gewöhnlichen Stockrose enthaltenen Gerb- und Schleimstoffe ist sie als Muzilaginosum in manchen Hustentee-Mischungen enthalten.

Literatur

  • Ya Tang, Michael G. Gilbert, Laurence J. Dorr: Malvaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 12: Hippocastanaceae through Theaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-64-1, Alcea rosea, S. 267 (englisch, online). (Abschnitt Beschreibung)
  • Sultanul Abedin: Flora of West Pakistan 130. Malvaceae. Stewart Herbarium, Rawalpindi, 1979, Alcea rosea, (online). (Abschnitt Beschreibung)
  • Susanne Bickel-Sandkötter: Nutzpflanzen und ihre Inhaltsstoffe. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001, ISBN 3-494-02252-6.
  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
Commons: Gewöhnliche Stockrose (Alcea rosea) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 657.
  2. 1 2 Joachim Rheinheimer & Michael Hassler: Rüsselkäfer Baden-Württembergs. Verlag Regionalkultur, Heidelberg, 2013, ISBN 978-3-89735-608-5
  3. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. (PDF; 1,8 MB).
  4. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  5. Alcea rosea L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 27. Oktober 2022.
  6. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 687 (Digitalisat).
  7. Eberhard Prinz: Färberpflanzen - Anleitung zum Färben, Verwendung in Kultur und Medizin. Schweizerbart, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-510-65291-4, S. 59.
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