Glieder-Binse

Glieder-Binse (Juncus articulatus)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Binsengewächse (Juncaceae)
Gattung: Binsen (Juncus)
Art: Glieder-Binse
Wissenschaftlicher Name
Juncus articulatus
L.

Die Glieder-Binse (Juncus articulatus), auch Glanzfrüchtige Binse genannt, gehört zur Familie der Binsengewächse (Juncaceae). Den Namen Glieder-Binse verdankt sie dem quergekammerten Mark im Inneren ihrer Blätter.

Beschreibung

Der ausdauernde, überwinternd grüne Hemikryptophyt erreicht Wuchshöhen zwischen 15 und 70 Zentimetern. Mit seinem kriechenden Wurzelstock und kurzen Ausläufern bildet er lockere Rasen. Die charakteristisch binsenförmigen, spitz zulaufenden Laubblätter sind im Querschnitt rundlich bis zusammengedrückt. Sie sind innen hohl, durch Querwände gekammert sowie von einem spinnwebartigen Mark erfüllt. Die Öhrchen der Blattscheiden sind lang und häutig. Die Stängel der Gewöhnlichen Glieder-Binse sind meist bogig aufsteigend, während diese bei der Strand-Glieder-Binse starr aufrecht stehen.

Der Blütenstand ist eine etwa 10 Zentimeter hohe, aufrechte Spirre mit schräg aufrecht stehenden Seitenästen und halbkugeligen Köpfchen. Diese sind etwa 5 Millimeter breit. Bei der Gewöhnlichen Glieder-Binse bestehen sie aus fünf bis dreißig, bei der Strand-Glieder-Binse aus vier bis sechs Einzelblüten. Die Perigonblätter sind rotbraun, gleich lang und lanzettlich. Sie sind zwischen 2 und maximal 4 Millimeter lang. Die Inneren sind etwas hautrandig. Die spitz-eiförmige Kapsel ist glänzend schwarz-braun und so lang oder länger als die Blütenblätter. Sie enthalten wenige zitronenförmige Samen.

Die Blütezeit der Glieder-Binse erstreckt sich von Juli bis Oktober.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 80.

Ökologie

Die Blüten werden durch den Wind bestäubt. Die Verbreitung der Diasporen erfolgt ebenfalls durch den Wind oder durch Anhaften im Fell oder an Federn von Tieren. Als Halblicht- bis Volllichtpflanze erträgt die Pflanze keine Beschattung. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf dauerhaft gut durchnässten, luft- und stickstoffarmen Böden. Das Mark der Blätter dient als Durchlüftungsgewebe (Aerenchym), so dass die Pflanze auch im luftarmen Boden ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist.

Verbreitung und Standort

Die Binse ist in ganz Europa, in Asien, Nordamerika und Nordafrika verbreitet. Ferner wurde sie nach Neuseeland und nach Australien eingeschleppt. Ihre Höhenverbreitung reicht bis 2000 Meter. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg zwischen Hochkrumbach und dem Haldenwanger Eck bis zu 1750 m über Meeresspiegel auf. Die Sumpfpflanze (Helophyt) wächst in Sümpfen, Mooren, Feuchtwiesen und an Gewässerrändern. Sie kommt in Mitteleuropa vor allem in Scheuchzerio-Caricetea-fuscae-Gesellschaften, aber auch in Gesellschaften der Verbände Calthion, Agropyro-Rumicion oder Nanocyperion vor.

Systematik

Die Glieder-Binse wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum als Juncus articulatus erstveröffentlicht. Das lateinische articulátus, -a, -um bedeutet „gegliedert“.

Man kann die folgenden Unterarten unterscheiden:

  • Juncus articulatus subsp. articulatus: Sie kommt in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel vor.
  • Juncus articulatus subsp. limosus (Vorosch.) Vorosch.: Sie kommt von Sibirien bis Japan vor.

Es werden nach K. Kiffe in Deutschland zwei Unterarten unterschieden: die Gewöhnliche Glieder-Binse (Juncus articulatus subsp. articulatus) und die Strand-Glieder-Binse (Juncus articulatus subsp. litoralis (Patze, E. H. F. Meyer & Elkan) Lemke nom. inval.). Sie sind vor allem in der Form der Blütenstände und der Länge der Perigonblätter verschieden. Die zuletzt genannte Unterart wird aber von Kirschner et al. und anderen nicht anerkannt. Es wird dagegen eine weitere Unterart Juncus articulatus subsp. limosus (Vorosch.) Vorosch. genannt, die die Art in Ostasien vertritt.

Quellen

Literatur

  • Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. Seite 150.
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 301.
  3. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 327, Digitalisat
  4. 1 2 3 4 Juncus articulatus. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 8. Oktober 2016.
  5. Karl Kiffe: Juncaceae. In: Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 590.
  6. Karl Peter Buttler, Michael Thieme & Mitarbeiter: Florenliste von Deutschland – Gefäßpflanzen, Version 5. Frankfurt am Main, Juli 2013, veröffentlicht im Internet, eingesehen am 17. März 2014.
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