Gonzalo Ángel Quintilio Lira López (* 29. Februar 1968 in Burbank, Los Angeles County) ist ein US-Bürger chilenischer Herkunft, ein Autor, Regisseur und YouTuber, der in der Ukraine spurlos verschwunden ist.

Leben

Lira wuchs in San Fernando Valley, New York City, Miami und auch im ecuadorianischen Guayaquil auf. Er studierte am Dartmouth College und erwarb einen Abschluss in den Fächern Geschichte und Philosophie. Im Jahre 1997 veröffentlichte er das Buch Tomáh Errázurih.

Nachdem er sich 1998 in Manhattan niedergelassen hatte, schrieb und produzierte er den komödiantischen Kurzfilm So Kinky, bei dem er auch Regie führte. 2002 verfasste er das Buch Acrobat, das von Miramax verfilmt wurde. Im selben Jahr zog er nach Chile und begann auf Spanisch zu schreiben. Im Jahr 2006 war er Mitverfasser, Produzent und Regisseur des Films Catalina’s Kidnapping, der in Chile als Secuestro bekannt ist. Lira war auch an der Produktion des Computerspiels Soldier of Fortune beteiligt.

Von 2010 bis 2012 betätigte Lira sich als Blogger, der auch wirtschaftliche und monetäre Analysen, u. a. über die Entwicklung des US-Dollars, veröffentlichte. Artikel von Lira erschienen auch beim Business Insider. Er lebte eine Zeit lang in London, bevor er sich in der Ostukraine in Charkiw niederließ.

Im Jahre 2017 war Lira in Sozialen Media aktiv und vor allem auf YouTube, wo er unter dem Namen Coach Red Pill und später mit seinem tatsächlichen Namen Videos ins Netz stellte. Im November 2021 löschte er fast alle Inhalte und begann hauptsächlich YouTube-Videos als Gonzalo Lira zu veröffentlichen.

Zu Beginn des Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 befand Lira sich in Kiew und beurteilte das Geschehen aus einer pro-russischen Perspektive. Der russische Sender Perwy kanal brachte Aussagen von Lira im Fernsehen. Infolgedessen verließ Lira Kiew und ging zurück nach Charkiw und berichtete kontinuierlich aus der Stadt. Gonzalo Lira hat die Regierung von Wolodymyr Selenskyj und den Oligarchen Ihor Kolomojskyj sehr kritisch beurteilt. Unter anderem behauptete er ohne Angabe von Belegen, dass durch die Ausgabe von Waffen durch die ukrainische Regierung die Kriminalität im Land massiv zugenommen habe.

Am 17. April 2022 gab der schottische Politiker George Galloway bekannt, dass Lira den vereinbarten Interviewtermin für seine Fernsehsendung „The Mother of All Talk Shows“ nicht wahrgenommen hätte. Freunde und Familie bestätigten, dass sie den Kontakt zu Lira verloren haben, und sein Verschwinden wurde vom chilenischen Außenministerium bestätigt.

Von der chilenischen Monatszeitung El Ciudadano und dem chilenischen Internet-Portal Revista de Frente wurde eine Verschleppung Liras durch den ukrainischen Inlandsgeheimdienst Sluschba bespeky Ukrajiny (SBU) in Betracht gezogen.

Am 22. April 2022 tauchte Lira in der YouTube-Talkshow The Duran wieder auf und erklärte, dass er am 15. April um kurz nach 13 Uhr vom SBU „eingesammelt“ worden sei und dass das Einzige, was er sagen dürfe, sei, dass es ihm körperlich in Ordnung gehe. Lira teilte mit, dass er Charkiw nicht verlassen dürfe, dass ihm sein Laptop und seine Telefone weggenommen worden seien und dass der SBU ihm seine E-Mail-Konten, seinen Blog und seine Konten auf sozialen Medien entwendet habe. Dies aufgreifend und zitierend berichtete die chilenische Zeitung El Tarapacá.

Am 1. Mai 2023 wurde Lira in Charkiw erneut vom SBU verhaftet. Bei der Durchsuchung wurden laut SBU „weitere Beweismittel für ungesetzliche Aktivitäten“ gefunden, so unter anderem Daten auf Liras Mobiltelefon und seinem Computer.

Seit Anfang August 2023 fehlt jede Spur von Lira. Wahrscheinlich wurde er beim Versuch, aus der Ukraine in Richtung Ungarn auszureisen, verhaftet.

Publikationen

• Tomáh Errázurih, Santiago: Grijalbo Mondadori, ISBN 978-956-258-057-1, 1997
• Counterparts, New York: G.P. Putnam Sons, ISBN 978-0-399-14312-0, 1998
  • Auf Deutsch unter dem Titel Gegenspieler, Berlin: Ullstein, ISBN 978-3-548-24875-2, 2000
• Acrobat, New York: St Martin’s Press, ISBN 978-0-312-28694-1, 2002

Filmografie

• So Kinky, 1998
• Secuestro, 2006

Weblinks

• Gonzalo Lira in der Internet Movie Database (englisch)
• YouTube – Gonzalo Lira II

Einzelnachweise