Allahs schöne Namen (arabisch أسْمَاءُ الله الْحُسْنَى, DMG asmāʾ Allāh al-ḥusnā ‚Die schönsten Namen Gottes‘) sind Namen, die im Koran vorkommen und von Muslimen als Synonyme für „Allah“ verwendet werden. Jeder dieser Namen steht im Islam für eine Eigenschaft des monotheistischen Gottes. Diese werden auch die 99 Namen Gottes genannt.

Aussagen im Koran und im Hadith

Grundlage für die islamische Lehre von den schönen Namen Gottes ist die Aussage im Koran: „Und Gott hat die schönen Namen - ruft ihn damit an! Und achtet nicht auf jene, die seine Namen leugnen! Denn ihnen wird vergolten, was sie taten“ (Sure 7:180).

Nach einem Hadith, der von Abū Huraira überliefert wird, sagte der Prophet Mohammed:

إن لله تسعة وتسعين اسمًا، مائةً إلا واحدًا، من أحصاها دخل الجنة

„Wahrlich, Gott hat neunundneunzig Namen, einen weniger als hundert. Wer sie aufzählt, geht ins Paradies.“

Saḥīḥ des Buḫārī, Band 3, Buch 50, Nr. 894

Liste

Zählt man alle im Koran genannten Bezeichnungen für Gott, so kommt man auf deutlich über hundert. Daher gibt es verschiedene Listen dieser 99 Namen, die voneinander abweichen. So wird z. B. auch Allah selbst in manchen Listen mitgezählt, in anderen aber nicht. Der hundertste Name Gottes ist nach islamischer Auffassung unaussprechbar und den Menschen unbekannt.

Die verbreitetste Liste folgt insbesondere einem von Muhammad ibn ʿĪsā at-Tirmidhī als unsicher eingestuften Hadith nach Abū Huraira und findet sich entsprechend auch in weiten Teilen der Tafsirliteratur (insb. zu 13:110) sowie theologischen Kompendien in den entsprechenden Abschnitten zur Attributenlehre. Zu den häufigeren Abweichungen zählt die Anführung von „Allah“ als erstem Namen, wobei dann üblicherweise 66. und 67. Name (al-wāḥid, al-aḥad = der Eine, Einzige) zusammengezogen werden.

Nr. Arabisch DMG-Umschrift (ungefähre) Bedeutung
1الرَّحْمَنar-Raḥmānder Erbarmer
2الرَّحِيمar-Raḥīmder Barmherzige
3المَلِكal-Malikder König
4القُدُّوسal-Quddūsder Heilige
5السَّلَامas-Salāmder Frieden
6المُؤْمِنal-Muʾminder Wahrer der Sicherheit
7المُهَيْمِنal-Muhayminder Beschützer und Bewacher
8العَزِيزal-ʿAzīzder Erhabene, der Ehrwürdige
9الجَبَّارal-Ǧabbārder Kräftige
10المُتَكَبِّرal-Mutakabbirder Vornehme, der Stolze
11الخَالِقal-Ḫāliqder Schöpfer
12البَارِئal-Bāriʾder Schaffende
13المُصَوِّرal-Muṣawwirder Formende (der jedem Ding seine Form Gebende)
14الغَفَّارal-Ġaffārder Verzeiher
15القَهَّارal-Qahhārder Alles-Bezwinger
16الوَهَّابal-Wahhābder Geber und Verleiher
17الرَّزَّاقar-Razzāqder Versorger
18الفَتَّاحal-Fattāḥder Öffnende
19العَلِيمal-ʿAlīmder Allwissende
20القَابِضal-Qābiḍder die Gaben nach Seinem Ermessen zurückhält
21البَاسِطal-Bāsiṭder diese Gaben aber auch ausreichend und großzügig gewährt
22الخَافِضal-Ḫāfiḍder Erniedriger der Hochmütigen und zu Unrecht Stolzen
23الرَّافِعar-Rāfiʿder Erhöher der Demütigen und Bescheidenen
24المُعِزّal-Muʿizzder Verleiher von wirklicher Ehre
25المُذِلّal-Muḏillder Demütiger der Unterdrücker ihrer Mitmenschen
26السَّمِيعas-Samīʿder Hörende
27البَصِيرal-Baṣīrder Sehende
28الحَكَمal-Ḥakamder Richter
29العَدِلal-ʿAdlder Gerechte
30اللَّطِيفal-Laṭīfder das Feinste in allen Dimensionen erfasst, der Feinfühlige, der Gütige
31الخَبِيرal-Ḫabīrder Kundige, der um die kleinsten Rechnungen des Herzens Wissende
32الحَلِيمal-Ḥalīmder Nachsichtige, der Mitfühlende
33العَظِيمal-ʿAẓīmder Großartige, der Erhabene
34الغَفُورal-Ġafūrder immer wieder Verzeihende
35الشَّكُورaš-Šakūrder Dankbare
36العَلِيّal-ʿAlīder Höchste
37الكَبِيرal-Kabīrder Große
38الحَفِيظal-Ḥafīẓder Bewahrer, der Erhalter
39المُقِيتal-Muqītder Ernährende
40الحَسِيبal-Ḥasībder Berechnende
41الجَلِيلal-Ǧalīlder Majestätische
42الكَرِيمal-Karīmder Ehrenvolle, der Großzügige
43الرَّقِيبar-Raqībder Wachsame
44المُجِيبal-Muǧībder Erhörer der Gebete
45الوَاسِعal-Wāsiʿder Allgegenwärtige
46الحَكِيمal-Ḥakīmder Weise
47الوَدُودal-Wadūdder Liebevolle, der alles mit seiner Liebe Umfassende
48المَجِيدal-Maǧīdder Glorreiche
49البَاعِثal-Bāʿiṯder die Menschen am jüngsten Tag wieder zum Leben erwecken wird
50الشَّهِيدaš-Šahīdder Zeuge
51الحَقّal-Ḥaqqder Wahre
52الوَكِيلal-Wakīlder Vertrauenswürdige, der Helfer und Bewacher
53القَوِىّal-Qawwiyyder Starke
54المَتِينal-Matīnder Feste, der Dauerhafte, der einzig wirklich Starke
55الوَلِىّal-Waliyyder Schutzherr eines jeden, der seinen Schutz und seine Leitung braucht
56الحَمِيدal-Ḥamīdder Preiswürdige, dem aller Dank gehört
57المُحْصِىal-Muḥṣīder alles Aufzeichnende
58المُبْدِئal-Mubdiʾder Beginnende, der Urheber alles Geschaffenen aus dem Nichts
59المُعِيدal-Muʿīdder Wiederholende, der alles wieder zum Leben erwecken wird
60المُحْيِىal-Muḥyīder Lebenspendende
61المُمِيتal-Mumītder Tötende (in dessen Hand der Tod ist)
62الحَيّal-Ḥayyder Lebendige
63القَيُّومal-Qayyūmder allein Stehende, der Ewige
64الوَاجِدal-Wāǧidder alles Bekommende und Findende
65المَاجِدal-Māǧidder Ruhmvolle
66الوَاحِدal-Wāḥidder Eine
67الأَحَدal-Aḥadder Einzige
68الصَمَدaṣ-Ṣamadder von allem und jedem Unabhängige
69القَادِرal-Qādirder Mächtige
70المُقْتَدِرal-Muqtadirder alles Bestimmende
71المُقَدِّمal-Muqaddimder Voranstellende
72المُؤَخِّرal-Muʾaḫḫirder Aufschiebende
73الأَوَّلal-AwwalDer Erste ohne Beginn
74الآخِرal-Aḫirder Letzte ohne Ende
75الظَاهِرaẓ-Ẓāhirder Offenbare, auf dessen Existenz alles Geschaffene klar hinweist
76البَاطِنal-Bāṭinder Verborgene, den niemand wirklich begreifen kann
77الوَالِيal-Wālīder einzige und absolute Herrscher
78المُتَعَالِيal-Mutaʿālīder Reine, der Hohe
79البَرّal-Barrder Gute
80التَّوَّابat-Tawwābder die Reue seiner Diener Annehmende
81المُنْتَقِمal-Muntaqimder gerechte Vergelter
82العَفُوّal-ʿAfuwwder Vergeber der Sünden
83الرَّؤُوفar-Raʾūfder Mitleidige
84مَالِكُ المُلْكMālik al-Mulkder Inhaber der (königlichen) Souveränität/Macht
85ذُو الجَلَالِ وَالإِكْرَامḎū l-ǧalāl wa-l-ikrāmderjenige, dem Majestät und Ehre gebühren
86المُقْسِطal-Muqsiṭder unparteiisch Richtende
87الجَامِعal-Ǧāmiʿder Versammelnde, der alle Menschen am jüngsten Tag versammeln wird
88الغَنِيّal-Ġanīder Reiche, der niemanden braucht
89المُغْنِيal-Muġnīder Verleiher der Reichtümer
90المَانِعal-Māniʿder Zurückweisende, der Hindernde
91الضَّارaḍ-Ḍārrder Schaden Zufügende
92النَّافِعan-Nāfiʿder Vorteil Gebende
93النُّورan-Nūrdas Licht
94الهَادِيal-Hādīder Leitung Gebende
95البَدِيعal-Badīʿder Schöpfer des Neuen
96البَاقِيal-Bāqīder ewig Bleibende
97الوَارِثal-Wāriṯder einzige Erbe, denn außer ihm ist nichts beständig
98الرَّشِيدar-Rašīdder Führung Gebende
99الصَّبُورaṣ-Ṣabūrder Geduldige

Die ersten beiden Namen finden sich in der Basmala („Im Namen des Allerbarmenden und Barmherzigen“).

Bedeutung in der islamischen Mystik und im Volksglauben

In der islamischen Mystik knüpft sich an die schönen Namen Gottes das Konzept von der Annahme von den göttlichen Charaktereigenschaften (taḫalluq bi-aḫlāq Allāh) durch den Mystiker. Hierbei soll sich der Mystiker die verschiedenen Namen Gottes vergegenwärtigen und versuchen, die dadurch repräsentierten Eigenschaften selbst anzueignen. Die Frage, wie die Menschen dieses Konzept verwirklichen können, ist Gegenstand von al-Ghazālīs Traktat al-Maqṣad al-asnā fī šarḥ asmāʾ Allāh al-ḥusnā ("Das glänzendste Ziel bei der Erklärung der schönsten Namen Gottes"). Nadschm ad-Dīn al-Kubrā (gest. 1221) stellte sich den Prozess so vor, dass der Mystiker während seines mystischen Aufstiegs die verschiedenen Erscheinungsorte (maḥāḍir) Gottes passiert und dann unwillkürlich die betreffenden Namen Gottes (al-ʿAlī, rabbī, al-Qādir, al-Aḥad) ausspricht, so dass er ihn damit preist. Auf diese Weise verleibt er sich dann selbst die zugehörigen Eigenschaften Gottes ein.

Im islamischen Volksglauben werden diese Namen Gottes in Amuletten in Form von Gebetssprüchen bis in die Gegenwart mehrfach verwendet.

Literatur

  • Angelika Brodersen: Das Kapitel über die „schönen Namen Gottes“ im Talḫīṣ al-adilla li-qawāʿid at-tauḥīd des Abū Isḥāq as-Ṣaffār al-Buḫārī (gest. 534/1139) (= Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Band 164.2). Harrassowitz, Wiesbaden 2014.
  • Louis Gardet: Artikel "al-Asmāʾ al-Ḥusnā". In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Band I, S. 714–717.
  • Al-Ghazzali: al-Maqṣad al-asnā fī šarḥ asmāʾ Allāh al-ḥusnā. al-Jaffan & Al-Jabbi, Lymassol, CY 2003.
  • Al-Ghazzali: The ninety-nine beautiful names of God. Translated with Notes by David Burrell and Nazih Daher. The Islamic Text Society, Cambridge, UK 2007.
  • Badiʿuzaman Furuzanfar: Ahadith wa Qisas-i Mathnavi. Amir Kabir, Teheran 2001, ISBN 964-00-0278-X.
  • Tharwat Kades: Der Glaube an Gott in Bibel und Koran. Hrsg. von Edmund Weber, Institut für Wissenschaftliche Irenik, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (= Journal of Religious Culture. Band 79). Frankfurt 2006.
  • Bernhard Meier: Koran-Lexikon. Kröner, Stuttgart 2001, ISBN 3-520-34801-2, S. 125.
  • Reynold A. Nicholson: The Mathnawí of Jalalu'ddin Rumi. (mit engl. Übers.). Kröner, London 1924.
  • Annemarie Schimmel: Mystische Dimensionen des Islam. Die Geschichte des Sufismus. Diederichs, Köln 1985, ISBN 3-424-00866-4, S. 251253.
  • Seyyed Jaʿfar Sajjadi: Farhang Estelahat va Taʿbirat-i Irfani. Tahuri, Teheran 1985, ISBN 964-90079-2-X, S. 251–253.
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Einzelnachweise

  1. Vgl. z. B. Gardet, 714 mit Belegen u. a. bei al-Ghazālī.
  2. Vgl. dazu William C. Chittick: The Sufi Path of Knowledge: Ibn al-'Arabi's Metaphysics of Imagination. State Univ. of New York Press, Albany, NY, 1989. S. 283–286.
  3. Vgl. Fritz Meier: Die Fawāʾiḥ al-ǧamāl wa-fawātiḥ al-ǧalāl des Naǧm ad-Dīn al-Kubrā, eine Darstellung mystischer Erfahrungen im Islam aus der Zeit um 1200 n. Chr. Steiner, Wiesbaden 1957. S. 78, arab. Text Nr. 61.
  4. Alexander Fodor: Amulets from the Islamic World. Catalogue of the Exhibition held in Budapest, in 1988, Eötvös Loránd University Chair for Arabic Studies, Budapest 1990, S. 101, Abb. 188 und passim.
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