Gotthold Herxheimer (* 3. Oktober 1872 Wiesbaden; † 24. Februar 1936 Simon’s Town), der Sohn des jüdischen Arztes Salomon Herxheimer und seiner Frau Fanny Herxheimer (geb. Livingstone, vormals Löwenstein), war der erste Direktor des Pathologisch-anatomischen Instituts am Städtischen Krankenhaus in Wiesbaden.
Gotthold Herxheimer konvertierte bereits in jungen Jahren zum protestantischen Glauben. 1891 wurde er während seines Studiums Mitglied der Straßburger Burschenschaft Arminia zu Tübingen. 1904 wurde er der erste Direktor am neu gegründeten pathologisch-anatomischen Institut am Städtischen Krankenhaus in Wiesbaden. Er verfasste zwei bis heute gültige Lehrbücher und begründete den bis in die Gegenwart herausragenden wissenschaftlichen Ruf dieses Institutes. Gotthold Herxheimer ließ sich 1911 von dem Berliner Architekten Bruno Paul an der Rosselstraße in Wiesbaden eine neoklassizistische Villa bauen, die auch heute noch erhalten ist. 1934 wurde er aufgrund des § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums als Direktor des Pathologischen Instituts des Städtischen Krankenhauses in Wiesbaden entlassen und emigrierte nach Südafrika. Er starb 1936 an einem Herzinfarkt in Simon’s Town bei Kapstadt/Südafrika. Verheiratet war er seit 1911 mit Gertrude Edle von Poschinger aus der Buchenauer Glasmacher-Dynastie, die 1939 wieder ihren Geburtsnamen annahm.
Veröffentlichungen von Gotthold Herxheimer
- Zur Kasuistik der Sclerodermie: Inauguraldissertation, Greifswald: J. Abel, 1896
- Zusammen mit Isaac Walker Hall: Methods of morbid histology and clinical pathology, Edinburgh: Green, 1905
- Zusammen mit Ernst Schwalbe und Georg B. Gruber: Die Morphologie der Mißbildungen des Menschen und der Tiere, ein Lehrbuch für Morphologen, Physiologen, praktische Ärzte und Studierende, Jena: Fischer, 1906
- Zusammen mit Nikolaus Gierlich: Studien über die Neurofibrillen im Zentralnervensystem, Wiesbaden: J.F. Bergmann, 1907
- Grundriß der pathologischen Anatomie, von Hans Schmaus, 8. Auflage, neu bearbeitet und herausgegeben von G. Herxheimer, Wiesbaden: Bergmann 1907, in zahlreichen weiteren Auflagen unter dem Titel Grundlagen der pathologischen Anatomie erschienen, auch ins Russische übersetzt
- Mißbildungen des Herzens und der großen Gefäße, Jena: G. Fischer, 1910
- Gewebsmißbildungen, Jena: G. Fischer, 1913
- Technik der pathologisch-histologischen Untersuchung, Wiesbaden: Bergmann, 1912
- Histologische Technik, Berlin: Urban & Schwarzenbert, 1921 (= Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, 8.1)
- Stoffwechselkrankheiten: Fortbildungsvorträge über Stoffwechsel- und verwandte Krankheiten, zusammengestellt und herausgegeben von G. Herxheimer, Berlin: Karger, 1926
- Krankheitslehre der Gegenwart: Strömungen und Forschungen in der Pathologie seit 1914, Dresden: Verlag Theodor Steinkopff, 1927 (= Wissenschaftliche Forschungsberichte, Naturwissenschaftliche Reihe, 17)
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Elsheimer (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28. Frankfurt am Main 1928, S. 198.
- ↑ Thomas Drebusch: bruno paul – schönheit ist freude. ikonom Verlag, Soest 2019, S. 48 f.
- ↑ Henry George Richter-Hallgarten: Die Beteiligung jüdischer Ärzte an der Entwicklung der Dermatologie zu einem eigenständigen Fach in Frankfurt am Main, Dissertation an der Ludwig-Maximiliens-Universität zu München 2013, S. 303 ff.
Literatur
- Horst Zoske: Herxheimer, Gotthold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 727 (Digitalisat).