Die Grafschaft Roussillon, katalanisch Comtat del Rosselló, französisch Comté de Roussillon, okzitanisch Comtat de Rosselhon, spanisch Condado de Rosellón war im frühen Mittelalter eine der Grafschaften der Spanischen Mark. Ab 1172 stand sie mit Unterbrechungen unter der Herrschaft der Krone von Aragonien und wurde 1659 zur Provinz Roussillon des französischen Königreiches.
Spanische Mark
Im Jahr 778 forderten einige gegen den Emir von Córdoba Abd ar-Rahman I. rebellierende Adelige Karl den Großen auf, in Nordspanien einzugreifen. Sie boten ihm die Oberherrschaft in dem Gebiet nördlich des Ebro an. Karl wollte die sich ihm bietende Gelegenheit nutzen. Er sammelte eine große Armee, der auch Hilfstruppen aus der Gascogne und Aquitanien angehörten, und fiel in Spanien ein.
Der Feldzug war ein Fehlschlag. Karl der Große musste sich über die Berge zurückziehen, ohne etwas erreicht zu haben. Ermutigt durch diesen Fehlschlag Karls erhoben sich die Basken und vernichteten in der Schlacht von Roncesvalles die Nachhut der fränkischen Truppen. Die Erfahrungen aus diesem Feldzug veranlassten Karl seine Politik in Südfrankreich zu verändern.
Weder die geografischen Bedingungen noch die Angriffe der Muslime waren das Hauptproblem bei der Einbeziehung Südfrankreichs in das Fränkische Reich, sondern der Widerstand der örtlichen Einwohner. Wenn fränkische Truppen erschienen, unterwarfen sich die Einwohner fast immer sofort, aber diese Unterwerfung war jeweils nur von kurzer Dauer und nur nach außen hin. Karl sorgte daher dafür, dass alle Grafschaften der Gegend von Franken regiert wurden und auch alle Äbte Franken waren. Darüber hinaus brachte er fränkische Krieger ins Land. Die karolingische Eroberung Südfrankreichs war zumindest bis 778 mehr als die einfache Übernahme bestimmter Gegenden durch einen fernen Monarchen. Es war ein absichtlicher, anhaltender und grundlegender Angriff auf die vorher bestehenden Einrichtungen.
Karls missglückte Eroberung Saragossas scheint eine Anzahl spanischer Christen, die Karl unterstützt hatten, dazu veranlasst zu haben, sich nördlich der Pyrenäen in Sicherheit zu bringen. Er gab ihnen große Ländereien, aprisiones genannt, auf denen sie siedeln konnten, besonders im Roussillon und in der Umgebung von Narbonne. So bestand dort eine eher kaisertreue Bevölkerungsgruppe.
Im Jahr 796 gingen die Karolinger gegenüber den Muslimen wieder in die Offensive. Im Jahr 801 kam es dann zu einem großen Angriff. Eine Armee unter dem Kommando von Ludwig dem Frommen und Wilhelm von Aquitanien überquerte die Pyrenäen und eroberte Barcelona. Zu Anfang des 9. Jahrhunderts beherrschten die Karolinger einen Gebietsstreifen, der von Pamplona bis an das Mittelmeer reichte. Die Bezeichnung Spanische Mark wurde ausschließlich als geografischer Begriff verwendet. Die Grafschaften der Spanische Mark bildeten keine verwaltungsmäßige oder militärische Einheit und hatten untereinander kaum eine Verbindung. Es handelte sich vielmehr um einzelne historisch gewachsene Herrschaftsbereiche unter der Regierung eines Grafen. Zur Zeit Karls des Großen scheint es allgemeine Regel gewesen zu sein, dass ein Graf nur eine einzelne Grafschaft regierte. Der Graf war der grundlegende Vertreter des karolingischen Regierungssystems. Er war ein Mann mit erwiesenen Fähigkeiten, oft mit dem Königshaus verwandt. Er führte die Truppen seines Herrschaftsgebietes in die Schlacht. Er war verantwortlich für die Verteidigung des Landes und für die Schaffung und den Unterhalt der örtlichen Verteidigungsanlagen. Er kümmerte sich um die Einnahmen aus den Krongütern und anderen dem König zustehende Zahlungen. Er sorgte für Recht und Ordnung und war Vorsitzender der königlichen Gerichte. Er war mit der Leitung der Münzprägeanstalten betraut, die im Namen des Königs betrieben wurden.
Unter der Regierung Ludwigs des Frommen gab es eine zunehmende Zahl von Fällen, in denen mehrere Grafschaften einem Mann anvertraut wurden. Die Herrschaft war abgesehen von wenigen Ausnahmen nicht vererbbar. Bei den Erbstreitigkeiten im karolingischen Königshaus unterstützten die Herrscher der Grafschaft Roussillon verschiedentlich die später unterlegene Partei. Das führte dann zur Absetzung der bisherigen und der Neueinsetzung meist fränkischer Grafen. In dem Zeitraum zwischen 812 und 878 wurde die Grafschaft Roussillon nacheinander oder gleichzeitig von zehn verschiedenen Grafen regiert.
Miró der Ältere, der Bruder von Wilfred dem Haarigen von Barcelona, wurde 878 von König Ludwig II. in seinem Amt als Graf von Roussillon bestätigt. Die Grafen verhielten sich zwar loyal gegenüber König Karlmann und Karl III. und nahmen auch 881 am Hoftag teil, hielten sich aber aus den Streitigkeiten um die Herrschaft im Frankenreich heraus. Der Verfall der königlichen Macht führte dazu, dass sich die Grafen als unabhängige Herrscher ansahen. Die Nachfolge von Miró (896) in der Grafschaft Roussillon und Wilfred (897) in Barcelona und weitern Grafschaften geschah bereits ohne die Beteiligung eines fränkischen Oberherren. In der Folgezeit wurden die unabhängigen Grafschaften in direkter Linie in der Familie vererbt.
Erbschaft der Könige von Aragonien
Die Grafschaft Roussillon war über Jahrhunderte ein unabhängiges Gebiet, das bis zum Jahr 991 von den gleichen Herrschern wie die Grafschaft Empúries regiert wurde. Die Herrschaft vererbte sich in der Familie. Als der einzige legitime Sohn des Grafen Gausfred III., Girard II., 1172 kinderlos starb, setzte er Alfons II. von Aragonien als seinen Erben ein. Kurz nach dem Tod des Grafen Girard II. nahm Alfons II. die Stadt Perpignan und die Grafschaft Roussillon in Besitz.
Roussillon war ab 1172 eine Grafschaft unter der Herrschaft der Krone von Aragonien.
1209 belehnt Alfons II. von Aragonien seinen Bruder Sancho mit der Grafschaft Roussillon. Als Sanchos Sohn Nuño Sánchez ohne legitime Nachkommen starb, fiel das Lehen an die Krone von Aragonien zurück.
Roussillon unter der Herrschaft der Könige von Mallorca
Folgen der Erbteilung durch Jakob I.
Nach dem Tod des Infanten Alfonso im Jahr 1258 teilte Jakob I. am 21. August 1262 die Reiche der Krone von Aragonien unter seine verbliebenen Söhne auf: Peter bekam die Königreiche Aragonien und Valencia sowie die Grafschaft Barcelona. Jakob bekam das Königreich Mallorca, die Herrschaft Montpellier und die nordkatalanischen Grafschaften Roussillon, Collioure, Conflent, Vallespir und Cerdanya. Das Testament wurde am 26. August 1272 bestätigt und nach dem Tod Jakobs am 27. Juli 1276 so ausgeführt.
Kurz nach seiner Regierungsübernahme zweifelte Peter III. von Aragonien die Rechtmäßigkeit der Erbaufteilung an, da sein Bruder Jakob II. von Mallorca einen großen Teil des Stammerbes des Hauses bekommen habe, dass nach dem Recht Aragoniens nicht geteilt werden dürfe.
Nach einigen Verhandlungen und starkem Druck erreichte Peter III. eine Übereinkunft mit seinem Bruder Jakob II. von Mallorca. In einem Vertrag, der am 20. Januar 1279 unterschrieben wurde, blieb Jakob König von Mallorca und Graf von Roussillon und Cerdanya aber unter der Oberhoheit des Königs von Aragonien. Die Grafen von Roussillon hatten die Pflicht an den Cortes von Katalonien teilzunehmen und sich an die Beschlüsse der Cortes zu halten. Der König von Mallorca hatte das Recht auf der Insel eigenes Geld zu prägen. Dieses Recht bezog sich nicht auf die Grafschaft Roussillon und die anderen Besitzungen auf dem Festland. Dort sollten barcelonesische Münzen gelten. Der Vertrag wurde von den Räten der Balearen, des Roussillon und der Cerdanya gebilligt. Im Fall der Nichteinhaltung versprachen die Räte den Anordnungen des Königs von Aragonien zu folgen.
Aragonesischer Kreuzzug
Nach einem Aufstand in Sizilien gegen Karl von Anjóu besetzte Peter von Aragonien die Insel und krönte sich als Peter I. zum König von Sizilien. Daraufhin wurde er von Papst Martin IV. exkommuniziert, weil er ein Lehen des Heiligen Stuhls rechtswidrig besetzt habe. Im Jahr 1283 enthob Papst Martin Peter III. aller seiner Ämter und übertrug die Herrschaft über die Länder der Krone von Aragonien auf den damals 13-jährigen Karl von Valois. Darüber hinaus rief Papst Martin V. zu einem heiligen Krieg gegen die Krone von Aragonien auf. Dieser Krieg wird heute als Aragonesischer Kreuzzug bezeichnet.
Dieser Kreuzzug wurde in erster Linie von französischen Truppen unter dem Befehl von Philipp III. von Frankreich geführt. Jakob II. von Mallorca war Graf von Roussillon und Cerdanya also Grafschaften, die die französischen Truppen auf ihrem Weg nach Aragonien / Katalonien durchqueren mussten. Er gestattete den Kreuzzugstruppen den Durchmarsch und nahm selbst mit eigenen Truppen an dem Kampf gegen seinen Bruder teil. Das Verhalten des Königs Jakob II. von Mallorca (und Grafen von Roussillon), Durchmarschgenehmigung für französische Truppen durch Nordkatalonien und die eigene Beteiligung am Angriff auf seinen Bruder, wurde von Peter III. als Hochverrat angesehen. Der Krieg gegen Frankreich und Jakob II. den Grafen des Roussillon (und König von Mallorca) fand gleichzeitig an zwei Fronten, auf dem Festland und den Ballerarischen Inseln statt:
Am 5. September 1285 marschierten die franko-mallorquinischen Truppen in Girona ein. Während der Belagerung von Girona traten im französischen Lager erste Fälle einer sich schnell ausbreitenden Epidemie auf, (es wird Ruhr vermutet) die auch Philipp III. erfasste. Nachdem bekannt wurde, dass die französische Flotte im Kampf gegen die Flotte der Krone von Aragonien unter Ruggiero di Lauria eine Niederlage erlitten hatte, zogen sich die Kreuzfahrer aus Katalonien zurück. Philipp III. starb am 5. Oktober 1285 in Perpignan. Sein Tod bedeutete das Scheitern des Kreuzzuges.
Während Peter selbst auf dem Festland kämpfte versuchte sein Sohn Alfons die Insel Mallorca in seine Hand zu bringen. Die Eroberung von Palma de Mallorca erfolgte am 19. Oktober 1285. Der Tod seines Vaters Peter III. am 10. November 1285 zwang Alfons auf das Festland zurückzukehren um sich in Saragossa krönen zu lassen.
Im Juli 1286 wurde zwischen dem Königreich Frankreich und der Krone von Aragonien ein Friedensvertrag abgeschlossen, der den Kreuzzug offiziell beendete.
Übernahme der direkten Regierung durch Peter IV.
Ende des Jahres 1341 entschloss sich Peter IV. die Regierung des Königreiches Mallorca und der Grafschaften Roussillon und Cerdanya wieder direkt selbst zu übernehmen. Am 4. Februar 1342 warf Peter IV. von Aragonien Jakob III. von Mallorca vor, in den Grafschaften Roussillon und Cerdanya eigenes Geld in Umlauf in Umlauf gebracht zu haben und dieses Geld auf dem Festland zu prägen. Außerdem habe Jakob es versäumt an den Cortes in Barcelona teilzunehmen. Am 29. Mai 1342 begann Peter IV. mit der Belagerung Mallorcas und am 1. Juni nahm Peter nach einer feierlichen Messe in der Kathedrale von Palma den Titel König von Mallorca an. Am 29. Juni 1343 marschierte Peter IV. in der Grafschaft Roussillon ein. Am 16. Juli eroberte er Perpignan. Die Grafschaft Roussillon stand nun wieder unter der direkten Regierung der Könige von Aragonien.
Annexion durch Ludwig XI. von Frankreich
Widerstand gegen Johann II.
Als Alfons V. von Aragonien 1458 starb wurde sein Bruder Johann II. Nachfolger in den Ländern der Krone von Aragonien. Der in Kastilien geborene Johann war durch seine Heirat mit Blanka von Navarra seit 1425 König von Navarra. Die katalanische Oberklasse stand Johann bereits vor Beginn seiner Regierungszeit feindselig gegenüber. Ihm wurde unterstellt, dass er sich, wie bereits vorher sein Bruder, kaum um die Probleme Kataloniens kümmern werde und sein Interessenschwerpunkt in Navarra und den teilweise verlorenen Besitzungen der Infantes de Aragón in Kastilien liegen würde. Karl von Viana, der Sohn Johanns aus seiner ersten Ehe mit Blanka von Navarra, war dagegen in Katalonien sehr beliebt. Karl von Viana war bereits in Navarra in einen erbitterten Bürgerkrieg gegen seinen Vater verwickelt. Als er 1460 durch seinen Vater inhaftiert wurde, setzte die Generalidad von Katalonien seine Freilassung durch. In Barcelona wurde ihm ein triumphaler Empfang bereitet. Die zweite Ehefrau Johanns, Königin Juana Enríquez die den König in Katalonien vertrat, erreichte in Verhandlungen ein Abkommen zwischen Karl und seinem Vater König Johann. In diesem Abkommen wurde der Prinz als Thronfolger in den Ländern der Krone von Aragonien anerkannt und als ständiger Vertreter des Königs in Katalonien eingesetzt. Kurz nach dem Abschluss des Vertrages starb Karl am 23. September 1461. Es kam sofort das Gerücht auf, seine Stiefmutter habe ihn vergiftet. Die Königin sah sich wegen der ansteigenden Spannungen gezwungen Barcelona zu verlassen. Sie begab sich mit ihrem damals 10-jährigen Sohn Ferdinand nach Girona. Im Jahr 1462 stellte die Generalidad von Katalonien, in der der hohe Klerus, der Adel und die wohlhabende Bürgerschaft der großen Städte vertreten waren, eine Armee gegen aufständische leibeigene Bauern und ihre Unterstützer auf. Die Kämpfe entwickelten sich zu einem Bürgerkrieg gegen die Krone. (Der Krieg wird heute Guerra de los Remensas genannt.) Unter der Führung des Grafen von Pallars griff eine katalanische Armee Girona an, eroberte die Stadt und belagerte ab dem 6. Juni 1462 die Zitadelle, in der sich die Königin mit ihrem Sohn Ferdinand in Sicherheit gebracht hatte.
Verpfändung an Frankreich
Da Johann nicht mit einer militärischen Unterstützung aus den Ländern der Krone Aragoniens rechnen konnte, wandte er sich mit der Bitte um Hilfe an den König von Frankreich. Durch die Vermittlung seines Schwiegersohns, des Grafen Gaston IV. von Foix, erreichte Johann, dass 1462 ein Beistandsvertrag geschlossen wurde. In diesem Vertrag versprach Ludwig XI. von Frankreich, eine Streitmacht zu schicken, um den Aufstand der katalanischen Rebellen niederzuschlagen. Johann verpfändete als Garantie für die Kosten des Feldzuges die Grafschaften Roussillon und Cerdanya an Frankreich. Die Ankunft des Grafen von Foix mit französischen Hilfstruppen zwang die Katalanen zum Abbruch der Belagerung der Zitadelle von Girona am 23. Juli 1462. Nach rund sieben Wochen konnten die Königin und ihr Sohn Girona verlassen. Die Generalidad von Katalonien erklärte den König, die Königin, ihre Berater und Diener zu Feinden des Landes und forderten alle Personen über vierzehn Jahren auf, die Waffen gegen den König zu erheben.
Katalanischer Bürgerkrieg
In den folgenden zehn Jahren entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in dem die Katalanen erst Heinrich IV. von Kastilien, dann dem Infanten Peter von Portugal und nach dessen Tod dem Herzog René I. von Anjou die Herrschaft über Katalonien anboten.
Nachdem Johann allerdings immer mehr Gebiete zurückerobern konnte und auch immer mehr Mitglieder des hohen katalanischen Adels ihn wieder als Monarchen anerkannten und Johann erhebliche Zugeständnisse bezüglich der Behandlung der vorher rebellischen Katalanen versprach, kam es zu Verhandlungen, die am 17. Oktober 1472 erfolgreich abgeschlossen wurden. Am nächsten Tag zog der König in Barcelona ein.
Johann war jetzt 75 Jahre alt, aber nachdem er Frieden in Katalonien erreicht hatte, wollte er sich an Ludwig XI. rächen, den er für den Bürgerkrieg, der Teile Kataloniens verwüstet hatte, mitverantwortlich machte und der die Grafschaften Roussillon und Cerdanya weiterhin besetzt hielt.
Die Einwohner der beiden Grafschaften hatten große Vorbehalte gegen die französische Regierung. Die Städte Perpignan und Elne einigten sich mit Johann darauf, die französischen Garnisonen am gleichen Tag anzugreifen. Die französischen Truppen, die sich in verschiedene Festungen retten konnten, wurden anschließend von Johanns Armee belagert. Als ein starkes französisches Entsatz-Heer auftauchte, wurde Johann selbst drei Monate in Perpignan belagert, bis Verstärkung aus Aragonien und Katalonien eintraf. Die aragonesischen Truppen unter Johanns Sohn Ferdinand zwangen die Franzosen zum Rückzug. Ludwig XI. begann im Jahr 1473 mit Verhandlungen, aber nur um Zeit zu gewinnen, um mit frischen Truppen einen neuen Angriff zu beginnen. Die französischen Truppen besetzten 1474 wieder die Grafschaft Roussillon und rückten bis jenseits der Pyrenäen vor.
Nach dem Tod von Heinrich IV. von Kastilien sah sich Johanns Sohn Ferdinand durch den Kastilischen Erbfolgekrieg gezwungen, in Kastilien zu bleiben um seine Stellung als König von Kastilien zu festigen. Streitigkeiten mit aragonischen Adeligen hielten Johann davon ab Perpignan zu verteidigen. So fiel diese Stadt wieder in die Hand der Franzosen.
Im Oktober 1478 schlossen Ludwig XI. und Johann II. einen Vertrag ab, in dem sich Johann dazu verpflichtete, die Grafschaften Roussillon und Cerdanya so lange in der Hand Frankreichs zu lassen, bis er genug Geld aufgetrieben hätte um sie auszulösen. Johann II. starb am 29. Januar 1479.
Im Jahr 1493 suchte Ferdinand II. die Beziehungen zwischen Frankreich und Spanien neu zu regeln. In Vertrag von Barcelona vermied Ferdinand II. den Zusammenstoß mit Frankreich in Italien. Im Gegenzug gestand Karl VIII. von Frankreich ihm die Rückgabe der nordkatalanischen Grafschaften zu. Die Grafschaft Roussillon und die anderen nördlich der Pyrenäen liegenden Gebiete Kataloniens kamen wieder unter die Herrschaft der Krone von Aragonien.
Eingliederung in das Königreich Frankreich
Aufstand der Schnitter
Im Jahr 1625 entwickelte Graf Olivares ein Konzept, wie die verschiedenen Regionen Spaniens an den militärischen Anstrengungen des Landes beteiligt werden könnten. Aragonien und Valencia stimmten den Plänen 1626 widerwillig zu. Katalonien war hartnäckig und leistete nur symbolische Beiträge. Die Forderungen, die Olivares an Katalonien stellte waren unverhältnismäßig, da er die Einwohnerzahl auf etwa eine Million schätzte. Es gab aber nur etwa vierhunderttausend Einwohner. Im Jahr 1638 marschierten französische Truppen im Baskenland ein und belagerten Fuenterrabia. Die Entlastungstruppe die die französischen Angreifer zurückschlug setzte sich aus Militärs aller Regionen zusammen, mit Ausnahme von Katalonien, das sich weigerte Truppen zu entsenden. Um die Katalanen direkt zu einem Beitrag zu den Kriegsanstrengungen zu zwingen legten Olivares und seine Berater den Weg für den folgenden Feldzug gegen Frankreich 1639 durch Katalonien. Der Gegenangriff wurde durch die katalanischen Grafschaften Roussillon und Cerdanya geplant. Die nach der Rückeroberung der Festung von Salses aus Frankreich zurückkehrenden Truppen sollten in Katalonien verbleiben. Die, nach Ansicht der Katalanen, rechtswidrige Anwesenheit von Truppen in ihrem Land, die sich aus Wallonen, Deutschen, Neapolitanern und Kastiliern zusammensetzten, bewirkte vielen Ortschaften des Fürstentums Aufstände der zum Unterhalt der Truppen verpflichteten Bauern. Die Bevölkerung war nicht bereit die Soldatentruppe zu beherbergen und zu verpflegen. Der Hass gegen die „ausländischen“ Truppen führte im Mai 1640 zu einem allgemeinen Aufstand als Bauern die spanischen Truppen angriffen. Im Juni begaben sich die Rebellen nach Barcelona, wo sie Landarbeiter mobilisierten. Arme Bauern erhoben sich gegen ihre Grundherren, Arbeiter und Arbeitslose übernahmen die Straßen. Es kam zu Ausschreitungen. Königliche Beamte, darunter der Vizekönig, wurden umgebracht. Wie schon beim Guerra de los Remensas in der Mitte des 15. Jahrhunderts gelang es der Generalidad von Katalonien den Aufstand der sozial benachteiligten Bauern und Landarbeiter in einen Aufstand gegen die Monarchie umzuwandeln. Die Generalidad von Katalonien hatte bereits im April 1640, also einen Monat vor dem Aufstand geheime Verhandlungen mit Frankreich aufgenommen. Im Oktober wurde zwischen der Generalidad von Katalonien und Frankreich eine Vereinbarung über französische Militärhilfe getroffen. Die Kosten hierfür sollte Katalonien tragen. Im Januar 1641 stellten die katalanischen Führer das Fürstentum offiziell unter den Schutz Frankreichs. Ludwig XIII. ernannt einen französischen Vizekönig. Die Verwaltung wurde mit frankreichfreundlichen katalanischen Beamten besetzt.
Besetzung durch französische Truppen
Im Jahr 1642 besetzten französische Truppen die Grafschaften Roussillon und Cerdanya. Die Franzosen beuteten das Land wirtschaftlich stärker aus, als die Spanier es vorher getan hatten. Die wirtschaftliche Situation Kataloniens verschlechterte sich in erschreckendem Maß. Eine Hungersnot und Epidemien führten zu einer Halbierung der Bevölkerungszahl in Barcelona. Truppen des spanischen Königs Philipp IV. eroberten Lleida und große Teile Westkataloniens. 1644 legte Philipp als Graf von Barcelona einen formalen Eid ab, mit dem er sich verpflichtete die hergebrachten Rechte der Katalanen zu achten. Nach einer langsamen aber gleichbleibenden Schwächung der Stellung Frankreichs belagerte die spanische Armee 1651 Barcelona. Die spanischen Truppen unter Juan José de Austria übernahmen die Stadt im Jahr 1652. Die Grafschaften Roussillon und der nördlich der Pyrenäen liegende Teil der Grafschaft Cerdanya waren weiterhin von Frankreich besetzt.
Pyrenäenfrieden
Im Westfälischen Frieden wurde kein Ende der Kämpfe zwischen Spanien und Frankreich vereinbart, weil Spanien die von Frankreich verlangte Abtretung der nördlich der Pyrenäen liegenden Teile Kataloniens ablehnte. In den Grafschaften Roussillon und Cerdanya kam es im Verlauf der folgenden sieben Jahre nicht zu bedeutenden Kämpfen, da Frankreich mit dem Aufstand der Fronde und Spanien mit der Rückgewinnung Portugals beschäftigt waren. Die Verschlechterung der Situation Spaniens auch zur See führten dazu, dass Philipp IV. Friedensverhandlungen mit Frankreich aufnahm. Die Verhandlungen führten zum Pyrenäenfrieden, der am 7. November 1659 abgeschlossen wurde. Es wurde die Heirat zwischen Ludwig XIV. und der Infantin Maria Teresa vereinbart. Spanien machte Frankreich Zugeständnisse in Italien und den Spanischen Niederlanden. Frankreich verpflichtete sich dazu, Portugal nicht weiter zu unterstützen. Spanien verzichtete auf die Grafschaft Roussillon, Teile der Grafschaft Cerdanya und einige andere Gebiete nördlich der Pyrenäen.
Als Folge des Pyrenäenfriedens wurde die nordkatalanische Grafschaft Roussillon eine französische Provinz. Die französische Regierung löste alle katalanischen Institutionen auf und setzte einen Militärgouverneur ein. Es wurde ein königlicher Intendant ernannt, der für die Steuererhebung verantwortlich war. Französisch wurde zur Gerichtssprache. Noch heute wird in einigen Gebieten des Roussillon ein katalanischer Dialekt gesprochen.
Liste der Grafen von Roussillon
Karolingische Grafen:
- Gauzhelm von Roussillon (812–832) Sohn Wilhelms von Gellone
- Berengar von Toulouse (832–835)
- Bernhard von Septimanien (835–844) Bruder von Gauzhelm
- Sunifred (844–848) Sohn oder Schwiegersohn des Bello von Carcassonne
- Wilhelm von Septimanien (848–850) Sohn von Bernhard von Septimanien
- Aleran (850–852)
- Isembart (850–852)
- Odalric (852–858)
- Humfried (858–864)
- Bernhard von Gothien (865–878) Neffe Wilhelms von Gellone
Die Grafen aus der Familie des Belló von Carcassonne:
- Miró der Ältere (878–895) Sohn von Sunifred I. Bruder von Wilfried dem Haarigen
- Sunifred II. (895–915) Cousin von Miró
- Bencion (915–916) Sohn
- Gausbert (915–931) Bruder
- Gausfred I. (931–991) Sohn
- Giselbert I. (991–1014) Sohn
- Gausfred II. (1014–1074) Sohn
- Giselbert II. (1074–1102) Sohn
- Girard I. (1102–1113) Sohn
- Gausfred III. (1113–1164) Sohn
- Girard II. (1164–1172) Sohn
Vereinigung der Grafschaft mit der Krone von Aragonien
- Sancho (1209–1223) Bruder von König Alfons II. von Aragonien
- Nuno Sanchez (1223–1242) Sohn
Einzelnachweise
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- ↑ Walther L. Bernecker; Horst Pietschmann: Geschichte Spaniens / Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. 4. Auflage. W. Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-018766-X, S. 167 f.
- ↑ Carlos Collado Seidel: Kleine Geschichte Kataloniens. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54787-4, S. 94.
Weblinks
Gran Enciclopedia Aragonesa. Categoría GEA Historia. El periódico de Aragón, abgerufen am 23. Juli 2015 (spanisch).
Literatur
- Walter L. Bernecker, Torsten Eßer, Peter A. Kraus: Eine Kleine Geschichte Kataloniens. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-45879-2, S. 346.
- Carlos Collado Seidel: Kleine Geschichte Kataloniens. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54787-4, S. 107.
- Archibald Ross Lewis: The Development of Southern French and Catalan Society 718-1050. Hrsg.: The Library of Iberian Resources online. The University of Texas Press, 1965, S. 322 (englisch, libro.uca.edu [abgerufen am 1. September 2015]).
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- Joseph Perez: Ferdinand und Isabella. Callwey, München 1989, ISBN 3-7667-0923-2, S. 394 (Aus d. Franz. von Antoinette Gittinger).
- Antonio Ubieto Arteta: Creación y desarrollo de la corona de Aragón (= Historia de Aragón). Anubar, Zaragoza 1987, ISBN 84-7013-227-X, S. 395 (spanisch, derechoaragones.es [abgerufen am 28. Juli 2015]).