Griesheim (auch Grießheim, Grisheim) ist der Name eines thüringischen Uradelsgeschlechts aus dem mansfeldisch-merseburgisch-querfurtischen Raum, das auch im Schwarzburgischen ansässig war. Das gleichnamige Stammhaus Schloss Griesheim liegt in Griesheim bei Arnstadt an der Ilm.
Geschichte
Das Geschlecht soll 1050 erstmals mit Wittilo de Grizheim erschienen sein, womit es die gleichen Vorfahren wie das Adelsgeschlecht Griessheim für sich beansprucht. Urkundlich tritt die Familie im Jahr 1133 erstmals mit Widelo de Griezheim auf. In einem Stamm-Register derer von Griesheim aus dem Jahr 1712 steht über seinen Bruder: „Sein Bruder Sitzo ist im Kriege wieder die Saracenen geblieben als Kaysers Lotharii lieber Getreuer und Land-Graff Ludewigs tapfferer Affiftente bey Arnstadt.“ In diesem Dokument ist der Familienstammbaum bis 1642 aufgeführt. Erwähnungen über die Familie stehen häufig im Zusammenhang mit dem Kloster Paulinzella und den Grafen zu Schwarzburg.
Im Jahre 2017 wurde in der Oberkirche in Arnstadt bei Bauarbeiten im Fußboden eine Grabplatte aus dem 13. Jahrhundert entdeckt, die das Wappen der Herren von Griesheim zeigt mit dem Schwert eines Ritters und einem Blumenrelief. Der hervorgehobene Platz in der Seitenschiffskapelle des Erstbaus in der Nähe der dortigen Altarstelle erlaubt es, in dem Bestatteten einen wichtigen Stifter der franziskanischen Ansiedlung in Arnstadt und ihres ersten Kirchenbaus zu sehen.
Am 3. Februar 1332 zeugt Heinrich von Griesheim, Domherr und Propst des Klosters Wechterswinkel (Rhön-Grabfeld) in einer Urkunde. Aussteller sind Johannes und Adelheit von Windheim, Empfänger sind Abt und Konvent des Klosters Erbach.
Der Autor Johann Heinrich Zedler schreibt in seinem Universal-Lexikon (1732–1754) über die v. Griesheims: „Die Familie hat sich in voriger Zeit auch an dem Rhein-Strom niedergelassen.“ Die Regesten A1 Nr. 236/1 und B3 Nr. 2 des hessischen Staatsarchivs in Darmstadt könnten diese Aussage belegen. Am 2. Juni 1252 wird die Burg Frankenstein in Nieder-Beerbach im Odenwald das erste Mal urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde werden u. a. als Zeugen aufgeführt: Sigfrid und Johann von Griesheim, Burgmannen des Konrad Reiz von Breuberg. Sigfrid tritt am 17. Mai 1257 auf Burg Dornberg in einer Urkunde von Graf Dither v. Katzenelnbogen als Zeuge auf. In den Regesten der Grafen von Katzenelnbogen Bd. 1, Bd. 3, Bd. 4 werden noch weitere Familienmitglieder genannt. Neuere Recherchen haben aber gezeigt, dass es sich hier wohl um ein weiteres Adelsgeschlecht mit dem Namen v. Griesheim handelt.
Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Kurt Apel von Griesheim (1548–1626), auf Griesheim und Dörnfeld an der Ilm. In der Fruchtbringenden Gesellschaft waren Heinrich Christoph von Griesheim „Der Eingebende“ und Wolff Melchior von Griesheim „Der Bereite“. Conrad Heinrich (1629–1665) war Hof- und Justizrat und Merseburgischer Domdechant, und Günther war Naumburger Dompropst und Zeitzer Stiftsrat.
Besitz
Das Geschlecht war begütert u. a. in Ettischleben, Crottendorf, Dörnfeld, Drackendorf, Elxleben, Gleina bei Zeitz, Heerda, Köckenitzsch, Libringen, Lichte, Merseburg, Netzschkau, Niedersynderstedt, Oberthau, Osthausen, Synderstedt und Wülfershausen.
Von 1878 bis 1945 gehörte der Familie das Schloss Falkenburg in Pommern mit dem dazugehörigen Gut (Betriebsgrösse 3033 Hektar, größtes Gut im ehemaligen Kreis Dramburg/Pommern). Der letzte Besitzer war der bereits als Verwalter tätige Kurt-Apel von Griesheim (1899–1993). Schloss Falkenburg wurde in den Jahren um 1970 zerstört.
Wappen
Das Wappen zeigt in Gold einen schwarzen Balken, begleitet oben von zwei schwarzen Rosen. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei von Gold über Schwarz übereck geteilte, beiderseits mit Kleeblättern gewechselter Farbe besetzte Büffelhörner. Die erste bekannte Abbildung des Wappens stammt von einem Siegel des Hermann von Griesheim aus dem Jahre 1326 [3].
Blasonierung nach Johann Siebmacher: „Auf weißem Schild ein schwarzer Balken, darüber zwei rote (oder schwarze), gold besamte Rosen. Auf dem Helm zwei von Gold und Schwarz über Eck geteilte Büffelhörner, an deren Außenseiten mit schwarzen oder abwechselnd goldenen und schwarzen Linden- oder Kleeblättern besteckt. Die Decken sind Schwarz und Weiß.“ Ein besonders schönes Epitaph des Hans Melichor von Griesheim (1656–1690) mit Familienwappen ist in der Kirche zu Dörnfeld erhalten.
Bekannte Familienmitglieder
- Albert von Griesheim war zwischen 1212 und 1237 Kanoniker und Domherr zu Naumburg. Er und der Vikar Walung waren die Bauverantwortlichen seitens der Naumburger Kirche (Kapitelsaal und Dormitorium, vermutlich auf der Nordseite des Doms). Sein Siegel von 1229 ist noch erhalten.
- Johann Heinrich Günter von Griesheim (1635–1719), Geheimrat und Stiftsrat in Zeitz, Dompropst und Senior des Stifts Naumburg/ Saale.
- Benigna von Griesheim (1562–1633), war verheiratet mit Sebastian Schaffalitzky von Muckadell, Obervogt in Brackenheim. Die am 13. Mai 1585 in Stuttgart gehaltene Hochzeitspredigt ist in der Herzog August Bibliothek zu Wolfenbüttel aufbewahrt. Die Grabplatte der Beiden befindet sich in der Johanniskirche in Brackenheim – Baden-Württemberg. Ihr Sohn Bernhard, ansässig in Freudental und im Freihof Faurndau bei Göppingen war u. a. Generalmajor in der Armee des schwedischen Feldmarschalls Gustaf Horn. In dieser Funktion war er u. a. bei der Schlacht von Nördlingen beteiligt. Sein Vetter war Heinrich Christoph von Griesheim; diese Verwandtschaft bewahrte ihn vor der Verurteilung als Spion.
- Heinrich Christoph von Griesheim (* 1598, † nach 1652), Publizist und Staatsmann; unter anderem schrieb er einen Bericht über die Abschlussschlacht des Dreißigjährigen Krieges am 6. September 1634 bei Bopfingen-Nördlingen. Er war auch Oberamtmann des Eichsfelds, stand zuvor schon in den Diensten des Kurfürsten von Trier, des Landgrafen von Hessen-Darmstadt und auch beim General Johann Tserclaes Graf Tilly. 1637 überrumpelt er die Besatzung des schwedischen Obersten Hans Wachtmeister und erobert Heiligenstedt in einem Handstreich zurück.
- Frantz Morian von Griesheim war als Kurmainzischer Truchsess Teilnehmer an der Krönung und den Krönungsfeierlichkeiten von Kaiser Leopold I im Jahre 1658 in Frankfurt/Main. Siehe: Beschreibung und Abbildung Aller Königl. und Churfürstl. Ein-Züge, Wahl und Crönungs Acta:Kurmainzischer Einzug, mit Kupferstich von Verlag Caspar Merian.
- Günther von Griesheim (1635–1718), sachsen-zeitzischer Stiftsrat, Domherr in Naumburg (Saale) und Rittergutsbesitzer.
- Philippine von Griesheim, geboren 1790 in Köthen im Haus der heutigen Löwenapotheke), Braut des Albert von Wedell. Dieser war einer der 11 Schillschen Offiziere, die am 16. Sept. 1809 in Wesel exekutiert wurden. Über die Liebesgeschichte zwischen ihr und Albert berichten die Briefe einer Braut aus der Zeit der deutschen Freiheitskriege 1804 - 1813 (ISBN 1-147-32268-6).
- Konstantin von Griesheim (1797–1881), preußischer Generalmajor
- Gustav von Griesheim (1798–1854), preußischer Generalmajor und einflussreicher konservativer Militärpolitiker
- Karl von Griesheim (1799–1878), preußischer General der Kavallerie
- Adolf von Griesheim (1820–1894), Fabrikbesitzer, Teilhaber der Textilfabrik Ermen und Engels in Wuppertal-Barmen. Er war verheiratet mit Anna Engels (1825–1853), der Schwester von Friedrich Engels. Sein Sohn Dr. Adolf von Griesheim (1857-1926) erwarb zu Beginn des 20. Jahrhunderts das 670 Hektar große Gut in Kalübbe/Mecklenburg-Vorpommern. Die letzte Besitzerin dieses Gutes war 1945 Ingeborg von Griesheim (1911–1992), verheiratet in zweiter Ehe mit A. Edler von Graeve.
- Kurt von Griesheim (1865–1945), deutscher Rittergutsbesitzer und Politiker (DNVP)
- Friedrich von Griesheim (1874–1961), Ehrenkommendator des Johanniterorden
- Witilo von Griesheim (1903–1974), deutscher Ministerialbeamter
- Anna von Griesheim (* 1966), deutsche Modedesignerin
Quellen
Literatur
- Gabriel Bucelin: Germania topo-chrono stemmatographica sacra et profana..., Stammtafel des deutschen und österreichischen Adels. Band 2, 1662 (Thüringische Familie von Griesheim mit dem Wappen derer von Griessheim)
- Jacob Christoff Beck und August Johann Buxtorff: Neu-vermehrtes Historisch- und Geographisches Allgemeines Lexicon. Band 3, Basel 1742–1744, S. 897.
- August Wilhelm Bernhardt von Uechtritz: Diplomatische Nachrichten adeliche Familien betreffend. Band 4, 1792, S. 60 ff.
- Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Band. 1, W.T. Bruer, Berlin 1896, S. 717ff.
- Johann Friedrich Gauhe: Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon... Band 1, Johann Friedrich Gleditschen Sohn, Leipzig 1719, S. 693ff.
- Otto Posse: Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500. 3. Band, Dresden 1908, Tafel 34.
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band IV, Band 67 der Gesamtreihe GHdA, S. 255, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn, 1978, ISSN 0435-2408
- Walter v. Hueck. Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A. Band XXIV, Band 111 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Stiftung Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1996, S. 80 f. ISSN 0435-2408. ISBN 978-3-7980-0700-0
- Arnstädter Oberkirche, herausgegeben von Dr. Martin Sladeczek im Auftrag des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau, 2018 Michael Imhof Verlag, ISBN 978-3-7319-0514-1, Seite 51–55
Ungedruckte Quellen
- Paulinzellaer Dokumente,Sign.2;40:73, Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt
- Documenta Regislacensia, Königseer Dokumente 1346-1681, Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt
- Thüringisches Staatsarchiv Gotha, Geheimes Archiv QQ I d Nr. 7 und 12
- StABamberg/Langheim, Regest 1345 V 13 zu Heinrich von Griesheim, Prior von Saalfeld
Weblinks
- Die Familie von Griesheim im Schlossarchiv Wildenfels (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
- Wappen der Griesheim in Band 5, Johann Siebmachers Wappenbuch von 1701, Tafel 139
- Neues allgemeines deutsches Adels-lexicon: Im Vereine mit mehreren Historikern, 1863
Einzelnachweise
- ↑ Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt, Akte Nr. 1133.
- ↑ Friderich Rudolphi und Hans Basilius von Gleichenstein: Gotha diplomatica. Teil 2, Verlag Gensch 1712.
- ↑ Die Urkunde ist aufbewahrt im Staatsarchiv Würzburg, Signatur: Kloster Erbach Urkunden 1332 Februar 3.
- ↑ Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste. 64. Bde. Halle/Leipzig 1732–1754.
- ↑ Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 326 (d-nb.info [abgerufen am 31. August 2021]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Erster Jahrgang, 1900, S. 351.
- ↑ Beschreibung des Wappens bei Bernhard Peter
- ↑ Siebmachers Wappenbuch, Preußische Provinz Sachsen, zu den Magdeburgisch-Mansfeldischen Griesheim.
- ↑ Die Schweden auf dem Breitwang, ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Bopfingen und der Schlacht bei Nördlingen im Jahre 1634. Vlg. Steinmeier Nördlingen, ISBN 978-3-936363-47-0.
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. IV, Landwirtschaftliches Adreßbuch Mecklenburg 1928. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen etc. 4. Auflage. Verlag von Niekammer’s Adressbüchern G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 106 (kit.edu [abgerufen am 31. August 2021]).
- ↑ Walter v. Hueck, Frhr. Klaus v. Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1996. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015. Band XXIV, Nr. 111. C. A. Starke, 1996, ISBN 978-3-7980-0700-0, ISSN 0435-2408, S. 87–88 (d-nb.info [abgerufen am 31. August 2021]).
- ↑ Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958 - 1999. Selbstverlag, Nieder-Weisel 1999, S. 23 (kit.edu [abgerufen am 31. August 2021]).