Die Große Flut von Valencia am 14. Oktober 1957 war ein Hochwasser des Rio Turia in Valencia. Die Katastrophe forderte mindestens 81 Todesopfer und verursachte immense materielle Schäden. In der Folge wurde der Fluss durch ein künstliches Flussbett umgeleitet. Der Fluss verläuft heute südlich von Valencia und mündet zwischen dem Hafen von Valencia und dem Ortsteil Pinedo ins Mittelmeer.

Vorgeschichte

Valencia geht auf eine römische Stadtgründung aus dem Jahr 138 v. Chr., gelegen auf einer Flussinsel im Mündungsgebiet des Rio Turia in unmittelbarer Nähe zum Mittelmeer, zurück. Eine Einmündung des Turia befand sich im Stadtteil Nazaret, die andere im Bezirk Grao. Der Meeresspiegel lag damals etwa 4 m unter dem heutigen Niveau. Der Ort der Gründung wurde an einer höhergelegenen Stelle gewählt, der bei der Überschwemmung als einziger verschont blieb. Über die Ufer tretende Wasser sind in den Stadtchroniken seit dem 14. Jahrhundert verzeichnet. Nachdem es bei der Überschwemmung vom 13. August 1356 etwa 400 bis 500 Tote gegeben hatte, setzte Peter IV, König von Aragon, die "Junta de Murs i Valls" (zu deutsch "Rat für Mauern und Wälle") ein, die durch die neu gegründete "Fábrica de Murs i Valls" agierte. Die Aufgabe des Rates war neben der Instandhaltung der Außenmauern der Stadt und anderer Einrichtungen der Infrastruktur später auch die Eindämmung des Rio Turia. Doch erst eine erneute Überschwemmung am 20. Oktober 1589 gab den entscheidenden Anstoß dafür, dass es zum Bau von Dämmen kam. Die Ausmaße der neuen Überschwemmung und die Gefahr einer aufbegehrenden Stadtbevölkerung veranlassten König Philipp II von Spanien dazu, per königlichem Dekret die Stadtväter Valencias zu verpflichten, "mit außerordentlicher Sorgsamkeit" geeignete Maßnahmen zur Verhinderung einer neuen Flutkatastrophe zu ergreifen. Die zur Finanzierung erhobene neue Steuer auf Fleischverzehr führte im Anschluss gar zu einem Disput mit dem Papst. In der Folge kam es zur Gründung der Nueva Fábrica del Rio (1590), eine Filiale der Fabrica de Murs i Valls, deren explizite Aufgabe darin bestand, den Flusslauf einzudämmen. Doch der Fluss ließ sich durch die Jahrhunderte hindurch nicht zähmen. Ein Vorläufer der großen Überschwemmung von 1957 trat 1949 mit der Flut von San Miguel (29. September) ein. Diese wurde benannt nach dem Namenstag des Heiligen und spülte vor allem die während des Spanischen Bürgerkrieges notdürftig errichtete Armen- und Flüchtlingssiedlung am Ufer des Flusses davon. Daraufhin wurden im linken Uferbereich des Turia zwischen den Brücken Campanar und San José Dämme errichtet, die 1953 fertiggestellt wurden, aber den Wassermassen der großen Flut immer noch nicht Paroli bieten konnten.

Ursachen und Verlauf

Die Flutursachen sind nach heutigen Erkenntnisstand in ungewöhnlich starken, über zwei Tage anhaltenden Niederschlägen, zu sehen. Die Flut spielte sich in zwei Wellen ab. Die erste Welle traf in Valencia in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober ein. Hauptursächlich waren Niederschläge, die sich zunächst flussaufwärts, im Norden von Valencia gelegenen Campo de Turia konzentrierten. Während vom 13. Oktober am Morgen bis zum Morgen des 14. Oktobers in Valencia nur 2,8 l/m² Regen fielen, waren es außerhalb der Stadt ungleich mehr: in Villar del Arzobispo wurden im gleichen Zeitraum 235 l/m² gemessen, in Chelva 217 l/m² und in Casinos 200 l/m². Die Bewohner der Stadt waren also in keiner Weise vorgewarnt, während sich im Becken des Turia und in den Nebenflüssen die Wassermassen ansammelten. Gegen Mittag des 14. Oktober setzten auch in Valencia schwere Regenfälle ein, gemessen wurden 125 l/m² (90 l/m² innerhalb 40 min), zeitgleich mit dem Eintreffen der Wassermassen der zweiten Welle durch den Fluss. Die normale Fließmenge des Turia, die unmittelbar vor der Flut noch bei 165 m³/s lag, erhöhte sich dramatisch auf 2700 m³/s während der ersten Welle und auf dem Höhepunkt der zweiten Welle erreichte der Abfluss 3700 m³/s. Die über die Ufer tretenden Wasser setzen Straßen und Plätze unter Wasser. Während die auf die römische Stadtgründung zurückgehende historische Altstadt (Plaza de la Reina, Plaza de la Virgen u. a.) verschont blieb, erreichte der Pegel in tiefer gelegenen Stadtteilen einen Stand bis zu fünf Meter in der Calle Doctór Olóriz, in den Jardines del Parterre bis 3,20 m, in der Calle Pintor Sorolla 2,70 m und auf der Plaza Tetuán 2,25 m.

Ein effektives Krisenmanagement durch den Bürgermeister und den Regionalvertreter der Nationalregierung fanden nicht statt, da diese selbst von den Wassermassen eingeschlossen wurden und gerettet werden mussten. Die Regierungs- und Verwaltungsgebäude standen unter Wasser, die Telefonverbindungen, die Strom- und Wasserversorgung brachen zusammen. Die Flut forderte insgesamt 81 Todesopfer. 52 in der Stadt Valencia und 29 im Umland. Davon konnten 14 nicht identifiziert werden und 15 wurden für tot erklärt, nachdem sie unauffindbar verschollen geblieben waren. Noch im Februar des folgenden Jahres schwemmte das Meer Tote wieder an Land, die der Flutkatastrophe zugerechnet werden. Unter den Opfern befanden sich in erster Linie Alte, die vom Wasser überrascht wurden und Kinder. Tausendfach waren die Schäden an privaten und öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen wie Wohnhäusern, Zeitungen, Banken, Schulen und Theatern. Die wirtschaftlichen Schäden für Betriebe und Stadt waren enorm. 5.580 betroffene Wirtschaftsunternehmen beklagten Schäden an Maschinen, Immobilien und Warenbestand in Höhe von 1 Milliarde Peseten. In der Landwirtschaft beliefen sich die Schäden auf 760 Millionen Peseten. Straßen und Wege erlitten Schäden in Höhe von 81 Millionen Peseten, allein an Gebäuden und Einrichtungen der Stadtverwaltung entstanden Schäden von 326 Millionen Peseten. Stadt und Region erholten sich nur langsam von den Schäden.

Folgen

In der Folge kam der Stadtrat von Valencia zu der Entscheidung, den Fluss umzuleiten. Mit dem sogenannten „Plan Sur“ entschied man sich gegen eine neue Befestigung der Ufer mit Dämmen und für eine Umleitung im Süden der Stadt. Das damit trockengelegte Flussbett des Turia sollte nach dem Willen der Stadtplaner für eine Stadtautobahn genutzt werden, doch die Bevölkerung Valencias machte sich für eine naturnahe Nutzung stark. Mit dem Jardín del Turia (Garten des Turia) wurde eine durch die gesamte Stadt verlaufende Grünanlage mit einer Länge von sieben Kilometer und einer Fläche von 1.100.000 m² geschaffen. Damit ist eine der größten zusammenhängenden innerstädtischen Park- und Erholungsanlagen Spaniens entstanden. Am 17. Oktober 1982 wurde dort ein Denkmal des Bildhauers Ramón de Soto Arándiga für die Opfer der Flutkatastrophe eingeweiht.

Commons: Flutkatastrophe in Valenca (1957) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Barry Cunliffe: Europe between the Oceans. 9000 BC-AD 1000. New Haven 2008, S. 63.
  2. La Junta de Murs i Valls. Historia de las obras públicas en la Valencia del Antiguo Regímen von Vicente Melió Uribe, S. 239
  3. Las Provincias vom 3. März 2012. Abgerufen am 16. Oktober 2017
  4. Las Provincias vom 13. Oktober 2016. Abgerufen am 16. Oktober 2017
  5. El Diario vom 14. Oktober 2016. Abgerufen am 17. Oktober 2017
  6. Economìa 3 vom 16. Oktober 2017. Abgerufen am 18. Oktober 2017.
  7. Website der Stadtverwaltung Valencia. Abgerufen am 18. Oktober 2017
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