Großer Wall | ||
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Blickrichtung Nordosten, Großer Wall mit Passagierschiff Moby Dick. Links das Havelsüdufer von Tegelort, rechts die Insel Valentinswerder. | ||
Gewässer | Havel | |
Geographische Lage | 52° 33′ 43″ N, 13° 13′ 37″ O | |
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Länge | 90 m | |
Breite | 50 m | |
Fläche | 0,334 5 ha |
Der Große Wall (auch: Helgoland) ist eine Flussinsel der Havel in Berlin. Sie gehört zum Ortsteil Hakenfelde des Bezirks Spandau.
Die etwa 3000 m² große Insel hat eine ovale Form mit einer größten Länge von rund 90 und einer größten Breite von rund 45 Metern. Sie liegt südwestlich vor der erheblich größeren Insel Valentinswerder am Rand einer Inselgruppe, die den Tegeler See von der Havel trennt. Süd-östlich von der Insel Großer Wall zweigt der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal in Richtung Stadtmitte von der Havel ab.
Die unbewohnte und baumbestandene Insel steht unter der Verwaltung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, dessen Jugendamt hier früher die „Zelterholungsstätte Großer Wall“ betrieb. Das Zeltlager war Teil des Kinder- und Jugenderholungsfreizeitheims „Haus Europa“ am Ufer des Tegeler Sees in Konradshöhe, das seit 1999 in der Trägerschaft des Kreuzberger Stadtteilzentrums „Alte Feuerwache e. V.“ steht.
Die Insel gehörte ursprünglich zur Siedlerkolonie Saatwinkel, die im 18. Jahrhundert am westlichen Rand der Jungfernheide gegründet wurde und heute zum Ortsteil Tegel gehört. Erster Pächter war der Saatwinkler Gastwirt Paul Meyer (1883–1913). Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Große Wall wie auch die stromabwärts gelegene Schwesterinsel Kleiner Wall von der Spandauer Garnison für militärische Übungen genutzt. Das westliche Havelufer war bis zum Nordhafen Spandau Teil des Festungsbereichs des 1873 zur Festungsstadt ausgebauten Spandau und zählte zum 1. Bataillon des 3. Garde-Grenadier-Regiments „Königin Elisabeth“. Zur praxisnahen Erprobung legten Pioniere Pontonbrücken vom Havelufer zum Großen Wall. Die Namensgebung der Inseln geht nach der Darstellung von Klaus-Dieter Wille auf diese Zeit der seit 1903 entfestigten Stadt zurück. So sei ‚Wall‘ hier kein geografischer, sondern ein militärischer Begriff. Die zweite Inselbezeichnung Helgoland geht auf die Zeit zurück, als bei der Insel Sturmfahrten mit einem Kajütkreuzer durchgeführt wurden und die Insel und die umgebenden Gewässer als Seglerparadies galten.
Neben der militärischen hatte die Insel Bedeutung für die Fischereiwirtschaft. Südlich und nördlich des Eilands lagen die Großgarnzüge „Großer Storm“ und „Wederloch“ und am Nordostufer ein Reusefangplatz. Zudem befand sich bei der Insel eines der fünf ehemaligen Wehre der Oberhavel. Noch in den 1970er Jahren gehörte die Inselregion zu den Fangplätzen der Fischersozietät Tiefwerder-Pichelsdorf, einer der einflussreichsten Fischereiorganisationen der Region, die im Land Berlin über 1682 Hektar und im Land Brandenburg über 3847 Hektar Fischereigewässer wacht.
In den 1920er Jahren lag an der Nordspitze des Großen Walls ein Bootshaus. Gewässerführer dieser Zeit verzeichnen ein Restaurant „Helgoland“ auf der Insel. In den 1920er Jahren diente die Insel als Treffpunkt für die Mitglieder von Anglervereinen, was die Annahme stützt, hier habe eine Gaststätte gestanden. Auf einem Messtischblatt von 1938 sind sogar zwei Gebäude am Süd- und Nordende der Insel sowie zwei kleine Schuppen in der Mitte erkennbar. Nach 1945 wurde die Insel zunächst als Vereinszeltplatz genutzt; eine 1963 erschienene Wassersportkarte zeigt ohne weitere Kennzeichnung im Süden und am Nordende der Insel zwei Gebäude. Vom Zeltplatz und den Gebäuden ist nichts erhalten.
Literatur
- Klaus-Dieter Wille: Zwei Inseln und ein „Mäuseturm“ in der Havel. In: 42 Spaziergänge in Charlottenburg und Spandau. Verlag Bruno Hessling, Berlin 1976, ISBN 3-7769-0152-7, S. 103–107. (Berliner Kaleidoskop. Band 17)
Einzelnachweise
- ↑ Anglerverein Einigkeit Spandau 1901 e. V., Vereinsgeschichte (Memento vom 30. Juni 2015 im Internet Archive), siehe Eintrag unter 1932.
- ↑ Bezirkshaushaltsplan Friedrichshain-Kreuzberg, 2008/2009, S. 14 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 5,0 MB)
- ↑ Alte Feuerwache, Haus Europa
- ↑ Geschichte von Saatwinkel (Memento vom 3. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- 1 2 Klaus-Dieter Wille: Zwei Inseln und …, S. 105 f
- ↑ Berlin Südwest. Havelinseln und Havelfähren in Berlin und Potsdam.
- ↑ Fischersozietät Tiefwerder-Pichelsdorf Homepage
- ↑ So verzeichnet in der BZ-Karte Märkische Gewässer, hrsg. von der BZ am Mittag im Ullsteinhaus Berlin, o. J. Aus verschiedenen Details der Wasserwege lässt sich das Erscheinungsjahr der Karte auf die Zeit 1925–1930 eingrenzen. Das Deutsche Fluss- und Zeltwanderbuch des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) von 1939 notiert auf der Insel „Helgoland“ das Bootshaus des „WP Havel Nordwest“ sowie „Rettungsstellen“ (S. 148).
- ↑ Friedrich Eduard Keller: Hip Hip Hurra! Straube’s Führer für Wasser-Wanderer, Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, 6. Auflage 1929, S. 268. Dazu steht: „Eine Havelbr. unter Benutzung des Gr. Wall ist geplant.“ In der vorhergehenden 5. Auflage von 1925 wird weder eine Gaststätte noch die Planung einer Brücke genannt.
- ↑ Jahreszahl 1932
- ↑ Maßstab 1:25.000
- ↑ Wanderkarte-Wassersportkarte Nordberliner Forsten und Gewässer 1:20.000, Schaffmann & Kluge Landkartenverlag, Berlin 1963. Die erste Nachkriegs-Auflage des Deutschen Fluss- und Zeltwanderbuches von 1950 kennt kein Bootshaus, aber immer noch "Rettungsstellen". Nach der 18. Auflage (1964) und 19. Auflage (1967) betrieb der Kanuverein „Zugvogel“ auf der Insel einen Zeltplatz (S. 404 bzw. S. 472); die 20. Auflage des Deutschen Fluss- und Zeltwanderbuches (1974) kennt auf S. 526 keinen Zeltplatz mehr. Der genannte KV „Zugvogel“ hatte sein Bootshaus in Berlin-Jörsfelde/Tegelort und ist nicht mit dem heute am Alten Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal ansässigen KV „Zugvogel“ identisch.