Grobiņa (dt. Grobin)
Basisdaten
Staat:Lettland Lettland
Verwaltungsbezirk:Bezirk Dienvidkurzeme
Koordinaten:56° 32′ N, 21° 11′ O
Einwohner:3.537 (1. Jan. 2022)
Fläche:5,12 km²
Bevölkerungsdichte:691 Einwohner je km²
Stadtrecht:seit 1695
Webseite:
Postleitzahl:LV-3430
Alte Mühle
Lutherische Kirche Grobinas
Burgruine

Grobiņa (deutsch Grobin) ist eine Kleinstadt im Bezirk Dienvidkurzeme in Kurland im Westen Lettlands, 10 km von Liepāja/Libau entfernt. Sie ist umgeben von der gleichnamigen Gemeinde (Grobiņas pagasts). Im Jahre 2022 zählte Grobiņa 3.537 Einwohner.

Geschichte

Zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert befand sich hier eine große Siedlung von Händlern skandinavischer Herkunft, die mit der Anlage von Staraja Ladoga vergleichbar ist. Bei Ausgrabungen 1929/30 entdeckte man drei Gräberfelder mit insgesamt 3000 Gräbern in Brandbestattungen, mit Waffen und Schmucksachen skandinavischen Typs aus der Vendelzeit. Die Funde aus zwei Gräberfeldern sind gotländischer Herkunft, die aus dem dritten Gräberfeld werden dem Mälartal in Mittelschweden zugeordnet. Sie stammen aus der Zeit zwischen 600 und 850 n. Chr.

Über den Libauer See (Liepājas ezers) war der Hafen für Handelsschiffe erreichbar.

Mitte des 9. Jahrhunderts erwähnte Bischof Rimbert in der Vita Sancti Ansgari erstmals die Burg Seeburg anlässlich der Eroberung des Gebietes der Kuren durch die Schweden unter König Olaf. In der Folgezeit sank die Bedeutung von Seeburg. Der Handelsplatz Truso trat an deren Stelle.

1269 wurde eine gemauerte Burg des Deutschen Ordens errichtet, deren Ruine heute besichtigt werden kann. Der Orden verpfändete während des Livländischen Krieges die Komturei Grobin an den Herzog von Preußen, um Hilfe gegen die Angriffe Iwans IV. des Schrecklichen zu erhalten. 1560 wurde eine Schule eingerichtet. 1659 wurde das Gebiet von den Schweden verwüstet und 1710 wütete eine Pest-Epidemie. Im 17. Jahrhundert florierte Grobin dank seiner Handwerker (Bernsteindreher, Hutmacher, Spinner und Weber) und des Handels. Im 19. Jahrhundert bewirkte der Aufstieg Libaus, dass Grobin an Bedeutung verlor.

Seit 2002 ist Dassow in Mecklenburg-Vorpommern Partnerstadt von Grobiņa.

2009 vereinigte sich die Stadt mit vier umliegenden Gemeinden zum Bezirk Grobiņa, dessen Gebiet seit 2021 zum Bezirk Dienvidkurzeme gehört (siehe auch Verwaltungsgliederung Lettlands).

Gemeinde Grobiņa

Die Gemeinde Grobina umfasst 131,4 km² bei 2.289 Einwohnern (2021). Ihre größten Siedlungen sind Dubeņi, wo sich die Gemeindeverwaltung befindet, Cimdenieki, Iļģi, Robežnieki, Ālande, Rolava und Gūžas.

In Iļģi befindet sich das klassizistische Herrenhaus Illien aus dem 19. Jahrhundert, ehemals Eigentum des Adelsgeschlechts Offenberg.

Personen

Literatur

  • Lettland (Südlivland und Kurland). In: Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Baltisches historisches Ortslexikon. Band 2. Böhlau Verlag, Köln / Wien 1990, ISBN 3-412-06889-6, S. 200 f.
  • Birger Nerman: Grobin-Seeburg. Ausgrabungen und Funde. Stockholm 1958.
  • Astrīda Iltnere (Red.): Latvijas Pagasti, Enciklopēdija. Preses Nams, Riga 2002, ISBN 9984-00-436-8.
  • Sigurds Rusmanis, Ivars Vīks: Kurzeme. In: Izdevniecība Latvijas Enciklopēdija. Riga 1993, ISBN 5-89960-030-6, S. 34–35.
  • Martin Zeiller: Grebin. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 13 (Volltext [Wikisource]).
Commons: Grobiņa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Grobiņa (Memento vom 21. Januar 2009 im Internet Archive)
  2. Urban and rural population in regions, cities, municipalities, towns and rural territories . Central Statistical Bureau of Latvia, abgerufen am 20. Juni 2023.
  3. Birger Nerman: Grobin-Seeburg, Ausgrabungen und Funde. Stockholm 1958
  4. Sigurds Rusmanis, Ivars Vīks: Kurzeme. In: Izdevniecība Latvijas Enciklopēdija. Riga 1993, S. 34.
  5. 1 2 3 Lettland (Südlivland und Kurland). In: Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Baltisches historisches Ortslexikon. Band 2. Böhlau Verlag, Köln / Wien 1990, ISBN 3-412-06889-6, S. 200.
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