Die Grundsteinlegung ist im Bauwesen eine Zeremonie um einen (symbolischen) Grundstein, auf dem ein neues Bauwerk errichtet werden soll.
Allgemeines
Der Brauch der Grundsteinlegung ist seit jeher weltweit anzutreffen. In der Bibel wird in Psalm 118, Vers 22 ein „Eckstein“ erwähnt (Ps 118,22 ).
Die Grundsteinlegung fällt nicht mit dem tatsächlichen Baubeginn – in den meisten Fällen dem Anfang der Erdarbeiten, das heißt des Aushubs der Baugrube – zusammen, der oft mit einer anderen Zeremonie begangen wird: Dem Spatenstich oder Ersten Spatenstich.
In übertragenem Sinn wird „Grundstein“ gern gebraucht, um etwas Grundlegendes und Unverzichtbares für einen anderen Sachverhalt hervorzuheben.
Technische Fragen
Die Grundsteinlegung wird insbesondere bei Kirchen und öffentlichen oder halböffentlichen Bauten (wie Rathäusern oder Verwaltungsgebäuden) gefeiert. Dabei kommt meist ein besonders kunstvoll gearbeiteter Grundsteinhammer zur Anwendung, mit dem zu laut vorgetragenen Weihe- oder Segenssprüchen drei symbolische Schläge auf den Grundstein ausgeführt werden.
Grundsteine sind häufig hohl und enthalten dann eine sogenannte „Zeitkapsel“, zum Beispiel ein verlötetes Blechgefäß, das eine Urkunde mit Angaben zum Bauprojekt, Zeitzeugnisse wie aktuelle Tageszeitungen oder Geldmünzen und eventuell andere symbolische Gegenstände enthalten kann. Solche Grundsteine werden meist im Bereich des Fundaments eingemauert, sodass sie erst bei einer Zerstörung des Gebäudes wieder zugänglich werden. Eine Alternative zu Zeitkapseln in Grundsteinen sind Turmkugeln, die leichter zugänglich, aber auch weniger geschützt sind.
Beispiele aus der Geschichte
- In prähistorischer Zeit bis ins späte Mittelalter wurden verschiedentlich auch Bauopfer gebracht, deren symbolische Bedeutung vergleichbar ist.
- Eine zeremonielle Ausgestaltung der Grundsteinlegung ist schon in spätptolemäischer Zeit aus dem alten Ägypten überliefert. So wurden beim Bau des Hathor-Tempels von Dendera die Herstellung und Setzung des Ecksteins vom Herrscher selbst vollzogen.
- Die symbolische Bedeutung des Grundstein in der antiken Welt spiegelt sich auch in der häufigen Nennung von „Grundstein“ oder gleichbedeutend „Eckstein“ in zahlreichen Bibeltexten (Jer. 51,26; Off. 21,14; Ps. 117,22; Mt 21, 41; Mk 12,10; Lk 20,17; Ap 4,11; 1Pred. 2,6 und 2,7)
- Der Grundstein eines frühen Kirchenbaus ist in Hildesheim, St. Michael, datiert 1010, erhalten.
- Die Skulptur des Bischofs Diederich III. von Isenburg, um 1230–1240, in der Paradiesvorhalle des Doms zu Münster ist die vielleicht einzige mittelalterliche Statue eines Stifters, der einen Grundstein in Händen hält.
- Gelegentlich wird ein mit einer Inschrift versehener Grundstein oberhalb des Bodenniveaus so in die Mauern des Gebäudes eingefügt, dass er von außen oder im Innenraum sichtbar bleibt. Diese Art von Grundstein wurde beispielsweise bei der Grundsteinlegung durch Wilhelm II. am 11. Oktober 1900 für die Rekonstruktion des Römerkastells Saalburg verwendet.
- Die Grundsteinlegung für die Kapelle im Schloss Moritzburg war am 1. November 1661, am Geburtstag der Gemahlin Johann Georgs II., von Sachsen. Den Grundstein legte der Kurfürst selbst und verschloss unter anderen drei Stück der ersten Schautaler zur Grundsteinlegung der Kapelle im Schloss Moritzburg darein.
- Es sind auch Fälle bekannt, in denen die Grundsteinlegung als symbolischer Baubeginn – also statt eines feierlichen (ersten) Spatenstichs – zu einem frühen Zeitpunkt veranstaltet wurde und die endgültige Bauausführung erst einige Zeit später begann, so beispielsweise beim Düppel-Denkmal.
- In der Neuzeit sind verschiedentlich die für die Grundsteinlegung von prominenten Teilnehmern benutzten Kellen und Hämmer aufbewahrt worden, zum Beispiel die silberne Kelle, mit der Bremens Bürgermeister Johann Smidt und Senator Georg Gröning 1828 bei der Gründung der Kammerschleuse des Alten Hafens im kurz zuvor gegründeten Bremerhaven agierten.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Othmar Keel: Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik. 51996, Abb. 369 und 370.
- ↑ Abbildung eines Stifters mit Grundstein
- ↑ Julius Erbstein, Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt’schen Sammlung (1888) S. 224
- ↑ Alfred Löhr: Bremer Silber, Ausstellungskatalog Focke-Museum Bremen 1981, S. 154.