Guda war eine deutsche Nonne und Buchmalerin des 12. Jahrhunderts.

Sie ist namentlich als Schreiberin und Malerin im Predigtbuch Ms. Barth. 42 der Universitätsbibliothek Frankfurt erwähnt. In diesem Band befindet sich in der Initiale «D» des Wortes dominus auf Folio 110 verso das von ihr ausgeführte Selbstbildnis, das als das wohl früheste Selbstporträt einer Künstlerin des Abendlandes gilt. Auf der Buchminiatur ist sie stehend dargestellt, sie hält in der linken Hand eine aus dem Buchstaben wachsende Ranke, die eine lateinische Aufschrift trägt, mit der die Schreiberin ihre Urheberschaft am Buch bezeugt: GUDA peccatrix mulier scripsit quae pinxit hunc librum. Die erhobene rechte Hand hält sie den Betrachtenden selbstbewusst und wie zur Bekräftigung dieser Aussage entgegen. Künstlersignaturen aus jener Zeit sind eine große Seltenheit. Im ganzen Buch sind die Anfangsbuchstaben von neun Kapiteln mit Rankenwerk und figürlichen Elementen verziert, es kommen außer dem Selbstbildnis noch Zeichnungen von Blüten und Drachen sowie, beim Text zur Feier Mariae Himmelfahrt, eine Miniatur der Muttergottes vor. Die Autorschaft der im Band abgeschriebenen lateinischen Predigttexte ist nicht erwähnt.

Der von der Schreiberin selbst in der Form Guda notierte Name dürfte eine Variante des im Mittelalter weit verbreiteten deutschen Vornamens Guta bzw. jünger Jutta sein.

Wo Gudas Lebens- und Wirkungsort war, ist unbekannt. Die Abbildung zeigt sie im Kleid einer Klosterfrau; deshalb und auch wegen ihrer Tätigkeit in einem Skriptorium nimmt man an, sie sei Angehörige eines Frauenkonvents im Rheinland gewesen. Das von ihr geschriebene Buch stammt aus dem Bartholomäusstift in Frankfurt am Main, ob Guda jedoch in Frankfurt lebte, ist nicht belegt, und eindeutige Hinweise auf ihre Ausbildung als Schreiberin und Miniaturistin scheinen zu fehlen.

Gudas Name ist in der künstlerischen Installation The Dinner Party von Judy Chicago in der Gesellschaft von Roswitha von Gandersheim aufgeführt.

Literatur

  • Leo Baer: Die Nonne Guta, eine Miniaturmalerin des XII. Jahrhunderts. In: Frankfurter Bücherfreund, 14, 1920–1921, S. 1ff.
  • Delia Gaze: Dictionary of Women Artists. Bd. J–Z. 1997, S. 9 und 22.
  • Georg Swartzenski, Rosy Schilling: Die illuminierten Handschriften und Einzelminiaturen des Mittelalters und der Renaissance in Frankfurter Besitz. Frankfurt am Main 1929, S. 12. ( Digitalisat )

Einzelnachweise

  1. Georges Duby, Michelle Perrot: A History of Women in the West. II. Silences of the Middle Ages. Band 2. Harvard University Press 1992, S. 415.
  2. In der Literatur weit verbreitet ist die auf einer falschen Auflösung der Abkürzung für das Wort quae beruhende Lesung Guda peccatrix mulier scripsit et pinxit hunc librum.
  3. The nun Guda, Dictionary of Women Artists Volume 1: Introductory surveys ; Artists, A-I, Editor, Delia Gaze, Picture Editors, Maja Mihajlovic, Leanda Shrimpton, ISBN 1-884964-21-4, USA and UK 1997 in der Google-Buchsuche.
  4. Ornamenta ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik. Ausstellungskatalog. Köln 1985, Bd. I, S. 244f.
  5. Auch die durch ein illuminiertes Buch des 11. Jahrhunderts in Strassburg bezeugte Guda von Schwarzenthann ist nicht zu identifizieren. Josef Walter: Les miniatures du codex Guta Sintram de Marbach Schwartzenthann. In: Archives alsaciennes de l’histoire de l’art. 1925, S. 1–40.
  6. Guda in der Website des Brooklyn Museums. Abgerufen am 17. Februar 2020.
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