Das Gutshaus Wehrland (offizielle Bezeichnung in der Landesdenkmalliste Gutshaus mit zwei Wohnstallhäusern und kleinem Fachwerk-Nebengebäude) ist ein Herrenhaus in Wehrland, einem Ortsteil der Gemeinde Zemitz im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern.
Lage
Die Lindenallee führt von Nordwesten kommend in den Ort. Dort zweigt sie nach Süden ab und überquert den Brebowbach. Das Gutshaus steht nördlich dieser Abzweigung auf einem Grundstück, das mit einer Mauer eingefriedet ist.
Geschichte
Aus dem Jahr 1430 sind die Gebrüder Hans und Dietrich von Lepel als Besitzer von thom Bower überliefert. Ihre Nachkommen, u. a. den kgl. schwedischen Kapitänleutnant Kaspar Mathias von Lepel-Netzelkow, verstorben 1679, halten den Ort bis in das Jahr 1823 in ihrem Besitz. Anschließend veräußerten sie es an den Kaufmann Moritz Voss (1791–1870), der in Mexiko zu Wohlstand gekommen war. Er ließ anstelle eines Vorgängerbaus in den Jahren 1837 und 1838 ein Gutshaus errichten und legte einen Park sowie eine Allee aus insgesamt 119 Sommer- und Winterlinden an. Voss förderte die Landwirtschaft im Ort, sodass ein Wirtschaftsgebäude hinzukam. Als Kirchenpatron übernahm er weiterhin den Unterhalt für die Feldsteinkirche St. Nikolai zu Bauer. 1867 verkaufte er das Gut an August von Quistorp. 1939 ist Wehrland mit weiteren Flächen ein Teil des Komplexes Rittergut Bauer, gesamt 548 ha, Eigentümer Hans Ulrich von Quistorp und Mia von Quistorp, geborene von Arnim. Die Familie besaß das Gut samt Herrenhaus bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, respektive bis zur anschließenden Bodenreform 1945/46. Nach ihrer Enteignung wurden die Ländereien im Zuge der Bodenreform neu verteilt, das Gebäude zu Wohnzwecken genutzt. Im 21. Jahrhundert wurde es saniert und ist in privatem Besitz.
Baubeschreibung
Das Bauwerk wurde im Stil des Spätklassizismus errichtet und orientiert sich laut Dehio-Handbuch an der Formensprache von David und Friedrich Gilly.
Es handelt sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit neun Achsen, das streng symmetrisch aufgebaut ist. Das Geschosssims ist vergleichsweise kräftig ausgeführt; hinzu kommt ein gliedernder Quaderputz. Mittig über der Frontfassade ist ein Mittelrisalit. Die Innenräume wurden in den vergangenen Jahrzehnten verändert, jedoch blieb im großen Saal ein Deckenschmuck aus der Bauzeit erhalten.
Literatur
- Georg Dehio (Bearb. Hans-Christian Feldmann u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2016, ISBN 978-3-422-03128-9.
- Historisch-Genealogisches Handbuch der Familie v. Lepel (Lepell). Auf der Grundlage familiengeschichtlicher Quellen erarbeitet durch Andreas Hansert und Oskar Matthias Frhr. v. Lepel unter Mitarbeit von Klaus Bernhard Frhr. v. Lepel und Herbert Stoyan. Deutsches Familienarchiv, Band 151. Verlag Degener & Co., Inhaber Manfred Dreiss, Insingen 2008, S. 20 ff. ISBN 978-3-7686-5201-8.
- Klaus Berge, Bernd Jordan, Beate Lunze: Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan, in: Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte, Hrsg. IG Heimatgeschichte Lassan e.V., Druckhaus Berlin-Mitte, Lasan/ Berlin 2007, S. 5 ff.
- Beiträge zur Genealogie und Geschichte der Familie Quistorp. Festschrift zum 80. Geburtstag von Albrecht v. Quistorp, Hrsg.: Achim v. Quistorp, Books on Demand, Hamburg, Norderstedt 2006, S. 331 ff.
- Eckhard Oberdörfer: Ostvorpommern. Edition Temmen, Bremen 2006, ISBN 3-86108-917-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1900. In: GGT. "Der Gotha". 1. Auflage. Lepel (Lepell), Stammreihe. Justus Perthes, Gotha 1900, S. 549 f. (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 5. Mai 2023]).
- ↑ Moritz Maria von Weittenhiller: Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter 1879. 4. Auflage. von Quistorp, August Johann Franz Anton (geb. 20. Aug. 1822, gest. 16. Dez. 1877), auf Crenzow. Buschak & Irrgang, Brünn, Wien 1878, S. 444 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 5. Mai 2023]).
- ↑ Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Reprint Klaus D. Becker Potsdam. Facsimile Edition Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Regierungsbezirk Stettin. Kreis Demmin. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1939, ISBN 978-3-88372-229-0, S. 70 (google.de [abgerufen am 5. Mai 2023]).
- ↑ Informationstafel auf dem Naturlehrpfad Ostseeküste: Bauer-Wehrland, August 2019.
- ↑ Die Ortsteile Bauer und Wehrland, Webseite der Stadt Wolgast, abgerufen am 5. Mai 2023.
Koordinaten: 53° 59′ 3,5″ N, 13° 48′ 35,4″ O