Das Gutshaus Zettemin, in der Literatur auch Schloss Zettemin genannt, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude im Stil des späten Barock in Zettemin, einer Gemeinde im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte (Mecklenburg-Vorpommern). Es steht im ebenso denkmalgeschützten Landschaftspark der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Plänen von Peter Joseph Lenné angelegt wurde, die Strukturen des Parkes sind nicht erhalten. Das Gutshaus befand sich bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, als Enklave Vorpommerns auf dem Gebiet Mecklenburgs.
Geschichte und Architektur
Das Dorf Zettemin wurde 1261 urkundlich erwähnt, durch die Anlage des Gutshofes im östlichen Bereich entwickelte es sich zu einem Gutsdorf.
Zunächst gab es im Ort eine starke Bauernschaft; im Zusammenhang mit dem Bau des Gutshauses kam es zur Neuordnung der Ackerflächen. Die Zetteminer Bauernstellen wurden „gelegt“, d. h. kamen in den Besitz des Großgrundbesitzers und die Bauern wurden zu Tagelöhnern auf dem Gutshof. Die Tagelöhnerkaten entlang der Dorfstraße erinnern an diese Zeit.
Etwa in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der symmetrisch angelegte Komplex im späten Barockstil als zweigeschossiger siebenachsiger Mittelbau in Backstein errichtet. Der Mittelrisalit ist übergiebelt, das Haus mit einem Walmdach gedeckt, die eingeschossigen Nebenflügel schließen sich viertelkreisförmig an. Der halbrunde Gutsbau bestimmt das Dorfbild.
Das Gut gehörte dem Kloster Dargun, den Familien von Maltzahn mit mindestens neun Landhufen und ab 1852 von Heyden-Linden. Im 19. Jahrhundert kauften es die Grafen von Schwerin. 1914 war Marie Gräfin Schwerin, geborene Freiin von Werthern (1860–1948), die Gutsbesitzerin der 1070 ha. Sie war die Frau des Hermann Otto Louis Karl Graf von Schwerin. Er vereinte in äußert seltener Form die parallelen Funktionen eines Kommendator des Johanniterordens der Balley Brandenburg und eines Kommandeur das Ballei Utrecht des Deutschen Ordens. 1939 sind für den Gutsbereich Preußisch Wolde mit Vorwerk Marienhof 334 ha und für Anteile in Mecklenburg 274 ha ausgewiesen. Letzter Grundbesitzer war Georg Graf Schwerin (1886–1971), verheiratet mit Vera Graf Schwerin-Walsleben. Die Grafen von Schwerin wurden 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges enteignet, in dieser Zeit wurden grundlegende Veränderungen an der Anlage vorgenommen, um es als Kinderkrippe und für Wohnzwecke nutzen zu können. Heute wird die Anlage bei teilweisem Leerstand für Wohnzwecke genutzt.
Literatur
- Bruno J. Sobotka: Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Mecklenburg Vorpommern. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-8062-1084-2.
- Georg Graf von Schwerin: Zettemin. Leben u. Wirken auf dem geliebten Lande. 1. Auflage, Selbstverlag, Aumühle b. Hamburg 1959. 320 S. DNB. 2. Auflage 1961. 318 S. DNB. 3. Auflage unter dem Titel: Zettemin. Erinnerungen eines mecklenburgischen Gutsherrn. Langen Müller, München 1995, ISBN 978-3-7844-2531-3.
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser 1958, A, Band III, Band 18 Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1958, S. 402 ff. ISSN 0435-2408
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Stefan Pulkenat: Die Arbeiten Peter Joseph Lenné in Mecklenburg-Vorpommern. In: Melanie Ehler im Auftrag der Stadt Barth Vineta-Museum (Hrsg.): Fürstliche Garten(t)räume. Schlösser und Gärten in Mecklenburg und Vorpommern. Katalog zur gleichnamigen Sonderausstellung (27. Juni - 28. September 2003) im Vineta-Museum Barth. 1. Online Auflage. Lukas Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-936872-05-7, S. 84–85 (google.de [abgerufen am 2. September 2022]).
- ↑ Bruno J. Sobotka Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Mecklenburg Vorpommern. Konrad Theiss Verlag Stuttgart, 1995, ISBN 978-3-8062-1084-2, Seite 301
- ↑ Wandlung zum Großgrundbesitz (Memento vom 29. Juli 2013 im Internet Archive)
- ↑ Erste Erwähnungen Gutshaus Zettemin
- ↑ Georg Christian Friedrich Lisch (Hrsg.): Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Maltzahn. 2. 1331 – 1431. Nr. CCXIII. ., Zettemin. In Commission der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin, Rostock 1844, S. 4–156 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. September 2022]).
- ↑ Besitzerwechsel Familie von Maltzahn
- ↑ Robert Klempin, Gustav Kratz (Hrsg.): Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV. bis in das XIX. Jahrhundert. IV. Pommersche Hufenmatrikel, Jürgen Molzahns Erben. In Commission bei A. Bath (Mittlers Sortimentsbuchhandlung), Berlin 1863, S. 314–578 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. September 2022]).
- ↑ Eigentum der Familie von Heyden-Linden
- ↑ Bruno J. Sobotka Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Mecklenburg Vorpommern, Konrad Theiss Verlag Stuttgart, 1995, ISBN 978-3-8062-1084-2, Seite 301
- ↑ Ernst Seyfart: Niekammer`s Güter-Adressbücher I. Güter-Adreßbuch für die Provinz Pommern 1914. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Mit Unterstützung vieler Behörden nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. Handbuch der Königlichen Behörden. In: GAB Reihe Paul Niekammer. 4. Auflage. I. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Demmin. Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 20–21 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 2. September 2022]).
- ↑ Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Reprint Klaus D. Becker Potsdam. Facsimile Edition Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Regierungsbezirk Stettin. Kreis Demmin. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1939, ISBN 978-3-88372-229-0, S. 15 (google.de [abgerufen am 2. September 2022]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1942 A. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. In: "Der Gotha". Teil A. Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadel und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). 115. Auflage. Schwerin, Haus Walsleben-Wildenhoff, Haus Wolfshagen. Justus Perthes, Gotha November 1941, S. 515–518 (google.de [abgerufen am 2. September 2022]).
- ↑ Bruno J. Sobotka Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Mecklenburg Vorpommern. Konrad Theiss Verlag Stuttgart, 1995, ISBN 978-3-8062-1084-2, Seite 302
- ↑ Heutige Nutzung Gutshaus Zettemin
Koordinaten: 53° 38′ 52,9″ N, 12° 49′ 53,7″ O