Eiweißpulver oder Proteinpulver sind Mischungen von Proteinen zur Verwendung als diätetisches Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel. Der Begriff Eiweißpulver ist insofern missverständlich, als er auch das Pulver aus dem Eiklar von Vogeleiern bezeichnet.
Verwendung
Durch Proteinpulver lässt sich der Proteinanteil der Ernährung steigern. Konsumiert werden sie vor allem von Sportlern, die durch erhöhte Proteinzufuhr Muskelmasse aufbauen wollen, ohne zugleich auch mehr unerwünschte Nahrungsbestandteile, insbesondere Fette, zu sich zu nehmen. Sie werden oft als Protein-Shakes, teilweise aber auch in Tablettenform, konsumiert. Zur Vorbeugung gegen den Abbau von Muskelmasse und anderen Körperproteinen, der für die hohe Zahl von Pflegefällen verantwortlich gemacht wird, empfehlen Ernährungsmediziner Kraftsportlern eine tägliche Proteinzufuhr von bis zu 2 g für jedes Kilogramm des Körpergewichts. Für Amateur- und Freizeitsportler ist auch eine geringere Proteinmenge durchaus ausreichend. Der Nutzen von Proteinpulver zur Verhinderung des Muskelabbaus ist umstritten. Im Bereich des Kraft- und Leistungssports kann eine partielle Leistungssteigerung erreicht werden. Die Einnahme höher dosierter Proteinpulver während der Schwangerschaft ist mit geringerem fötalem Wachstum verbunden.
Eigenschaften
Proteinpulver unterscheiden sich nach der Geschmacksrichtung und dem Massenanteil der Proteine, wobei letzterer im Bereich zwischen circa 72 % und circa 98 % in der Trockenmasse (i. Tr.) liegt. Die meisten Produkte enthalten vollständige oder abgebaute Milchproteine und Molkenproteine. Einige Hersteller verwenden Hühnerei-Proteine (Eiklarprotein, Ovalbumin), Sojaprotein oder auch Kollagen. Da die Herstellung von Kollagen mit geringeren Kosten verbunden ist als z. B. die von Laktalbumin, findet es sich in preiswerten Produkten. Die biologische Wertigkeit von Kollagen ist der von Laktalbumin oder Milchprotein allerdings unterlegen.
Dass Proteinpulver je nach Reinigungsverfahren einen bitteren Beigeschmack haben können, beruht unter anderem auf der Hydrolyse von Proteinen zu teilweise bitter schmeckenden Peptiden. Bei manchen Prozessen kann eine Desaminierung von Asparagin und Glutamin zu Asparaginsäure bzw. Glutaminsäure erfolgen, was mitunter die Bitterkeit erhöht. Ferner kann der bittere Geschmack auch von der Aminosäurezusammensetzung der Proteine (Asparaginsäure-haltige Peptide, hydrophobe Peptide mit Prolin) rühren, insofern die Bitterkeit eines Proteins mit zunehmender Länge abnimmt.
Geschichte
Athleten im antiken Griechenland wurde empfohlen, große Mengen von Fleisch und Wein zu konsumieren. Aus dieser Zeit stammen Rezepte für Kräuterpräparate, die über kulturelle Grenzen hinweg gehandelt wurden und positive Effekte auf Stärke, Ausdauer, Vitalität und Tapferkeit versprachen. In den 1910er Jahren propagierte Eugen Sandow, der erste moderne Bodybuilder der westlichen Welt, die Aufnahme großer Mengen von Proteinen zur Anregung des Muskelwachstums. Später empfahl der Bodybuilder Earle Liederman den Konsum von Fleischsaft und Fleischextrakt als einen Weg zur Muskelzunahme. In den 1950er Jahren wurde mit der steigenden Popularität sowohl des gelegentlichen als auch des gewerbsmäßigen Bodybuildings Irvin P. Johnson bekannt, welcher Ei-basierte Proteinpulver verkaufte, die als Zielgruppe Bodybuilder und Athleten ansprechen sollten.
Typen
Molkenproteinpulver
Mit dem Wert 104 besitzt das aus Molke hergestellte Molkenproteinpulver die höchste biologische Wertigkeit aller aus einer einzigen Quelle stammenden Nahrungsproteine. Durch die Mischung verschiedener Proteine kann die biologische Wertigkeit allerdings gesteigert werden. Molkenproteinpulver hat einen hohen Anteil an Laktalbumin und an den verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin. Aufgrund verschiedener Herstellungsverfahren wird zwischen Molkenprotein-Konzentrat, -Isolat und -Hydrolysat unterschieden. Der Proteinanteil liegt abhängig vom Herstellungsverfahren zwischen 70 und 96 % i. Tr.
Molkenprotein wird vom Körper schneller als nahezu jede andere Proteinquelle resorbiert. Diverse Studien gehen davon aus, dass hierbei keine Unterschiede in der Synthese der verschieden veredelten Molkenproteinkonzentrate nachzuweisen sind. Nach bereits 40 bis 60 Minuten erreicht die Proteinsynthese im Muskel ihren Höchststand. Gemessen an der Aminosäure Leucin stellt Molkenprotein eine maximale Blutkonzentration von 347±50 nmol/min/100 ml dar. Als Vergleichswert dient Milchprotein, dessen Höchstwert bei 133±45 nmol/min/100 ml liegt. Allerdings oxidiert das Protein im Fall von Molkenprotein schneller als bei Kasein. Diesem Umstand verdankt Kasein den Beinamen "Langzeitprotein".
Milchproteinpulver
Milchproteinpulver (auch: Kaseinpulver) ist mit circa 80%igem Proteinanteil Hauptbestandteil der Milchproteine. Mit einem Wert von 77 verfügt es allerdings über eine geringere biologische Wertigkeit. Bei Personen mit Laktoseintoleranz kann Kaseinpulver aufgrund seines Milchzuckergehaltes von zirka 4,5 % allerdings zu Verdauungsbeschwerden führen.
Eiklar-Proteinpulver
Wegen des bitteren Geschmackes wird Eiprotein (auch Ovalbumin) oftmals als Kapsel angeboten. Die biologische Wertigkeit liegt bei 100. Durch seine Laktosefreiheit kann Eiproteinpulver auch von Personen mit Milchzuckerunverträglichkeit verwendet werden.
Sojaproteinpulver
Aufgrund seiner Cholesterinfreiheit ist das rein pflanzliche Sojaproteinpulver für Personen mit erhöhtem Cholesterinspiegel geeignet. Hier bewirkt eine Umstellung der Einnahme von Proteinpulvern eine Senkung des Gesamtcholesterinspiegels. Eine Studie der Food and Drug Administration kam zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von 25 Gramm Sojaprotein pro Tag den LDL-Cholesterinwert und damit das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen senken kann. Außerdem kommt es aufgrund seiner nicht tierischen Bestandteile für Veganer infrage. Die in Sojaproteinpulver enthaltenen Phytoöstrogene (Daidzein und Genistein) standen bei Wettkampfathleten lange Zeit unter Verdacht, die natürliche Testosteronproduktion im Körper zu unterdrücken. Eine testosteronmindernde Wirkung wurde zwar in einigen Studien festgestellt, neuere wissenschaftlichen Analysen (unter Einbezug dieser Studien) konnten diesen Effekt jedoch nicht nachweisen.
Reisproteinpulver
Für Milchprotein-, Eiprotein- oder Sojaprotein-Allergiker ist Reisprotein eine Alternative. Für Reisprotein-Allergiker ist es dagegen nicht geeignet. Bis zu 80 % der Allergiker mit Nahrungsmittel- und Pollenallergien weisen erhöhte Immunglobulin-E-Werte gegen Reisproteine auf. Es hat eine biologische Wertigkeit von 81. Sofern es aus dem ganzen Korn hergestellt wurde, ist es eine Proteinquelle, die sehr leicht verdaulich ist. Da Reisprotein wenig Lysin enthält, wird es häufig mit Erbsenproteinpulver kombiniert, um ein besseres Aminosäurenprofil zu erhalten.
Mehrkomponenten-Proteinpulver
Eine weitere gängige Variante bei Proteinsupplementen sind Mischungen aus verschiedenen Sorten. Ein Mehrkomponenten-Proteinpulver besteht somit aus zwei oder mehr Sorten, die in unterschiedlichen Verhältnissen kombiniert sein können. Durch die gegenseitige Ergänzung der unterschiedlichen Aminosäureprofile der einzelnen Sorten können höhere biologische Wertigkeiten erzielt werden. Zusätzlich sind, je nach individueller Zielsetzung, positive Effekte durch die Ergänzung der sonstigen Eigenschaften der einzelnen Sorten wie z. B. der Resorptionszeit möglich.
Rechtliche Situation
Rechtlich zählt Proteinpulver zu den Nahrungsergänzungsmitteln und fällt damit in die Richtlinie 2002/46/EG der Europäischen Union, die insbesondere die zugelassenen Inhaltsstoffe regelt. Auf dieser Richtlinie basiert die Nahrungsergänzungsmittelverordnung, nach der Nahrungsergänzungsmittel als Lebensmittel definiert werden, welche die allgemeine Ernährung ergänzen sollen, ein Konzentrat von Nährstoffen darstellen und in dosierter Form in Verkehr gebracht werden. Aufgrund der Kategorisierung als Lebensmittel dürfen laut der Verordnung Nr. 1924/2006 (Health Claims) keine gesundheits- und indikationsbezogene Aussagen getätigt werden.
Kritik
Nach einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung aus dem Jahr 2000 besteht auch bei erhöhter körperlicher Aktivität keine Notwendigkeit, den Proteinanteil in der Nahrung zu erhöhen. Eine Einnahme von mehr als 2 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht und Tag könne sogar negative Folgen haben. „Unsere übliche Ernährung deckt auch den Eiweißbedarf von Sportlern ab“, heißt es etwa dazu in einem Bericht des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg. Die durchschnittliche deutsche Mischkost enthalte mit 100 Gramm pro Tag demnach mehr als genug Proteine. Problematisch können Proteinpulver werden, wenn zu wenig Flüssigkeit getrunken wird und bei Personen mit Nierenerkrankungen, da hohe Konzentrationen von Proteinen die Nieren belasten können. In der Schwangerschaft wird von einer Nahrungsergänzung mit Proteinpulvern abgeraten.
Eine ausgewogene Ernährung mit natürlichen Lebensmitteln liefert in aller Regel ausreichend Protein für den durchschnittlichen Menschen. Hierbei gibt es eine Vielzahl von pflanzlichen und tierischen Proteinquellen wie Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte, die einen angemessenen Proteingehalt für den täglichen Bedarf bieten. Auch für Veganer stehen zahlreiche proteinreiche Alternativen zur Verfügung, die den Bedarf ohne den Einsatz von Eiweißpulvern decken können. Beispiele für solche pflanzlichen Proteinquellen sind Nüsse, Seitan, Spirulina (eine proteinreiche Mikroalge) und verschiedene Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen und Soja, auch in Form traditioneller Zubereitungen wie Tempeh.
Literatur
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Einzelnachweise
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