Das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (HEKS) ist ein aus dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund hervorgegangenes Hilfswerk mit Sitz in Zürich mit der Rechtsform einer Stiftung.
Es wurde 1946 nach dem Vorbild der katholischen Caritas gegründet und befasste sich zunächst vor allem um Wiederaufbau in den Ländern, die unter dem Zweiten Weltkrieg gelitten hatten, v. a. über kirchliche Kontakte in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Osteuropa. Ab 1949 kümmerte sich das HEKS auch um Flüchtlinge in der Schweiz und in Europa und engagierte sich ab 1958 in der Entwicklungszusammenarbeit ausserhalb Europas. Ab 1961 konnte das Hilfswerk dazu auf Spendengelder aus der Aktion Brot für Brüder (heute Brot für alle) zurückgreifen.
Grundsätze
Der Verein setzt sich laut eigenen Angaben für eine menschlichere und gerechtere Welt (Diakonie) ein. Er bekämpft die Ursachen der Armut und ermöglicht Menschen den Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen wie Wasser, Nahrung, Bildung. Die Stiftung arbeitet mit kirchlichen und sozialen Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Aktions- oder programmbezogen kooperiert HEKS mit schweizerischen und ausländischen Hilfswerken ähnlicher Ausrichtung und Bedeutung.
Organisation
Die Geschäftsstelle für die französischsprachige Schweiz ist in Lausanne und heisst EPER (Entraide Protestante Suisse). Das Hilfswerk betreibt in der Schweiz fünf Regionalstellen (Aarau, Basel, Bern, St. Gallen und Zürich). 2019 war es in der Schweiz und in 32 weiteren Ländern mit 248 Projekten engagiert. In 22 Schwerpunktländern ist HEKS mit eigenen Koordinationsbüros präsent. HEKS wurde 1946 vom Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund gegründet und ist seit 2004 als Stiftung organisiert. Stiftungsratspräsident ist seit 2018 Walter Schmid, er folgte auf Claude Ruey.
In der Schweiz beschäftigte der Verein im Jahr 2007 rund 216 Mitarbeitende im Monatslohn. Des Weiteren beschäftigte HEKS zu dieser Zeit drei Auszubildende (Kaufmännischer Verband) und fünf Praktikantinnen und Praktikanten. 245 Mitarbeitende arbeiteten im Stundenlohn. Die finanziellen Aufwendungen für Hilfeleistungen beliefen sich 2007 auf 56,7 Millionen Schweizer Franken.
Das Hilfswerk besitzt das Schweizer ZEWO-Gütesiegel, das jenen Institutionen verliehen wird, deren Spendengelder uneigennützig für den angegebenen Zweck verwendet werden. HEKS ist Mitglied von ACT (Action by Churches Together), der globalen Allianz von protestantischen und orthodoxen Kirchen und ihnen nahestehenden Hilfswerken unter dem Dach des Weltkirchenrates. Zudem ist die Stiftung eine akkreditierte Partnerorganisation der Glückskette und ist Mitglied der Klima-Allianz Schweiz.
Schwerpunkte
Seine Tätigkeitsbereiche sind durch Mandate der evangelischen Kirchen der Schweiz vorgegeben.
Tätigkeiten im Ausland
Entwicklungszusammenarbeit in Afrika, Asien und Lateinamerika
Laut Spendenwerbung unterstützt der Verein ländliche Gemeinschaften, wie beispielsweise Dorforganisationen, Frauengruppen und Interessensgemeinschaften, wobei der Ausgangspunkt die Sicherung der Grundbedürfnisse Nahrung und Unterkunft ist. Daneben soll der Zugang zu Ressourcen wie Land, Wasser, Ausbildungen und Arbeit sichergestellt werden.
Humanitäre Hilfe
Der Verein leistet laut seiner Spendenwerbung humanitäre Hilfe im Ausland bei Naturkatastrophen sowie während oder nach bewaffneten Konflikten. Die wichtigste Zielgruppe von HEKS bilden die armen Bevölkerungsgruppen in ländlichen Regionen, die durch Katastrophen oft am stärksten geschädigt und von der internationalen Hilfe oft vernachlässigt werden. Meist führt die Nothilfe zu langfristigen Entwicklungsprojekten, die den Wiederaufbau von Infrastruktur, Landwirtschaft oder sozialen Einrichtungen zum Ziel haben. Da ein grosser Teil der Katastrophen durch kriegerische Auseinandersetzungen bedingt ist, engagiert sich HEKS in der Friedensarbeit und setzt sich für die Einhaltung der Menschenrechte ein.
Zwischenkirchliche Hilfe und Aufbauhilfe in Europa
Bis zur politischen Wende 1989 finanzierte der Verein laut eigenen Angaben zusammen mit befreundeten europäischen Kirchen und Werken kirchliche und diakonische Aufgaben – vor allem in Ost-, Mittel- und Südosteuropa. Seit 1990 unterstützt das Hilfswerk zum Beispiel Stiftungen, die mit Krediten die Gründung von Kleinunternehmen ermöglichen oder mit Weiterbildung den Menschen zu Eigenständigkeit verhelfen.
Tätigkeiten in der Schweiz
Hilfe für sozial Benachteiligte
HEKS leistet durch seine Tätigkeit laut seiner Spendenwerbung einen Beitrag zur Integration von sozial benachteiligten Menschen in der Schweiz, so dass diese Zugang zum sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Leben haben. HEKS konzentriert sich mit seinen Projekten und Programmen auf:
- Arbeitsintegration
- Sprach- und Bildungskurse
- Frühförderung von Kindern und die damit verbundene Elternarbeit
- Inter- und transkulturelle Übersetzung und Vermittlung
- Bereitstellung von Wohnraum und Alltagsbegleitung
Flüchtlingsarbeit
Wenn HEKS sich im Ausland nothilfemässig engagiert, ist die Betreuung anerkannter Flüchtlinge in der Schweiz ein notwendiger Bestandteil dieser Hilfe. Mit Rechtsberatungsstellen in verschiedenen Schweizer Städten stellt HEKS sicher, dass sich Flüchtlinge ein realistisches Bild ihrer Lage machen können. Asylsuchende werden in ihren Verfahren juristisch beraten und erhalten Hilfe bei der Arbeitsuche. HEKS führt Beschwerden, wenn die Flüchtlingseigenschaft zur Diskussion steht, Verfahrensfehler vorliegen oder eine Wegweisung unzumutbar ist.
Siehe auch
- Elisabeth Luz, Ehrenamtliche Fürsorgerin und Einsammlerin des „Flüchtlingsbatzens“ bis 1962
Weblinks
- Peter Hug: Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Website des Hilfswerks
- Website EPER (französisch)
- Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
- Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs
Einzelnachweise
- ↑ Die Neugründung einer diakonischen Einrichtung in der DDR gab es Anfang der 1950er Jahre in Züssow: Deren Häuser entstanden mit Unterstützung des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen der Schweiz und wurden 1952 bezogen. Quelle: https://www.diakonie.de/ddr
- ↑ Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz: Jahresbericht 2019, S. 26.
- ↑ Walter Schmid ist der neue Stiftungsratspräsident des HEKS. In: HSLU, 8. November 2017.
- ↑ Walter Schmid auf der Website der HEKS, abgerufen am 6. Februar 2022.
- 1 2 3 4 5 6 Textergänzung gemäss Diskussion:Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (OTRS-Ticketnummer 2008101510034858 vom 27. Oktober 2008), abgerufen am 15. November 2008