Hamamelis ×intermedia

Die Sorte Hamamelis ×intermedia 'Diane'

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae)
Unterfamilie: Hamamelidoideae
Gattung: Zaubernuss (Hamamelis)
Art: Hamamelis ×intermedia
Wissenschaftlicher Name
Hamamelis ×intermedia
Rehder

Hamamelis ×intermedia, auch Hybrid-Zaubernuss genannt, ist eine Hybride aus der Pflanzengattung Zaubernuss (Hamamelis). Es handelt sich um eine gärtnerische Kreuzung der beiden ostasiatischen Arten Hamamelis mollis und Hamamelis japonica.

Beschreibung

Die Merkmale von Hamamelis ×intermedia liegen zwischen denen der Eltern Hamamelis mollis und Hamamelis japonica. Viele der Merkmale sind sortenspezifisch (siehe unten unter Kultivare).

Erscheinungsbild und Blatt

Hamamelis ×intermedia wächst als sommergrüner Strauch, der Wuchshöhen von 4 bis 5 Meter erreicht und breiter als hoch ist. Er ist breit aufrecht bis trichterförmig aufgebaut, wenig verzweigt mit aufsteigenden Ästen. Die ansteigenden besitzen anfangs eine leicht filzig behaarte Rinde.

Die Laubblätter sind bei einer Länge von 10 bis 15 cm und einer Breite von 5 bis 10 cm eiförmig bis verkehrt-eiförmig mit schief herzförmigem Spreitengrund und buchtig gezähntem Blattrand. Die leuchtend grünen Laubblätter verfärben sich im Herbst leuchtend gelb, orangefarben bis dunkelrot. Auf der Blattunterseite sind die Blattadern leicht behaart.

Blüten und Früchte

Die Blüten erscheinen vor dem Laubaustrieb in kleinen Büscheln. Die sortenspezifisch duftenden Blüten sind zwittrig und vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier je nach Sorte gelben, orangefarbenen, rot-braunen oder dunkelroten Kronblätter sind bandförmig und zerknittert.

Es werden kleine Kapselfrüchte gebildet.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.

Phänologie

Im frühen und mittleren Winter erscheinen die Blüten. Phänologisch sind insbesondere die unterschiedlichen Blühzeitpunkte der einzelnen Kultivare von Hamamelis ×intermedia auffallend. So waren zwar die Blühzeitpunkte bei Probeuntersuchungen für die einzelne Kultivare je nach Winterwitterung auch jährlich unterschiedlich, jedoch sind die phänologischen Unterschiede zwischen den Kultivaren noch deutlicher ausgeprägt. So klaffte der Blühzeitpunkt zwischen den Kultivaren 'Diane' und 'Jelena' in Südnorwegen um durchschnittlich 34 Tage auseinander.

Züchtungsgeschichte

Die beiden ostasiatischen Arten Hamamelis mollis und Hamamelis japonica sind untereinander unbegrenzt kreuzbar. Hamamelis ×intermedia ist daher auch eine interspezifische Hybride aus den Eltern Hamamelis japonica und Hamamelis mollis. Erstmals wurden solche Hybriden 1929 aus den Samen von einer Hamamelis mollis im Arnold Arboretum gezogen, es zeigte sich aber, dass die daraus kultivierten Exemplare Merkmale aufwiesen, die zwischen Hamamelis japonica und Hamamelis mollis lagen. Diese Hybriden wurden 1954 als Hamamelis ×intermedia von Alfred Rehder benannt. Als vermuteter Pollen-Partner wurde eine benachbarte Hamamelis japonica 'Zuccariniana' angenommen. 1963 wurde diese Kreuzung als Hamamelis ×intermedia 'Arnold Promise' registriert, auch heute einer der bekanntesten und beliebtesten Kultivare. Neben der Sorte 'Arnold Promise' wurden auch in Botanischen Gärten in Europa (Dänemark, Deutschland und Belgien) Hybriden zwischen den asiatischen Zaubernüssen gewonnen.

Insgesamt sind ungefähr 5 Kultivare von Hamamelis japonica, 13 von Hamamelis mollis und 47 von Hamamelis ×intermedia registriert worden. Vergleichsweise sind auch für Hamamelis vernalis 12 Kultivare verzeichnet.

Hybride zwischen den asiatischen und nordamerikanischen Arten werden vermutet. Eine Hybride zwischen Hamamelis mollis und Hamamelis vernalis ist für die Herkunft der Sorte 'Brevipetala' vorgeschlagen worden. Einige Kultivare wie beispielsweise 'Pallida' sind aufgrund der häufigen Auswahl von sich frei kreuzenden unbekannten Eltern sowohl zu Hamamelis mollis als auch Hamamelis ×intermedia gestellt worden. Vermutlich ist 'Pallida' dabei aber eine Rückkreuzung von Hamamelis ×intermedia mit Hamamelis mollis. Genetisch steht 'Pallida' Hamamelis mollis am nächsten.

Die meisten Hamamelis ×intermedia Kultivare klustern genetisch mit Hamamelis mollis. Die Sorten 'Arnold promise', 'Westerstede' und 'Carmine red' waren bei Untersuchungen dagegen von den anderen Kultivaren stärker unterschieden.

Aufgrund der Bedeutung von Hamamelis ×intermedia für den Landschaftsbau sind zwei europäische Pflanzenzucht-Zentren mit der weiteren Arbeit zu neuen Kultivaren beschäftigt. Dies sind die Hillier Nursery (England) und das Kalmthout Arboretum in Antwerpen (Belgien). Die in Deutschland heute angebotenen Kultivare sind insbesondere 'Arnold Promise' sowie die aus dem Kalmthout Arboretum gezüchteten Kultivare 'Diane', 'Jelena', 'Westerstede' und wahrscheinlich 'Pallida'.

Kultivare

Die Kultivare unterscheiden sich so stark, dass es kaum möglich ist, eine allgemeine Beschreibung für Hamamelis ×intermedia zu geben. Folgende Sorten wurden von Krüssman näher beschrieben:

SorteJahrFarbeBlattmerkmaleWuchsDuftBemerkungFoto
'Allgold'buttergelb, mittelgroß, Kronblätter verdrehtBlätter breit-elliptisch bis eirund, 11 – 18 cm lang, im Herbst gelbStrauch, mittelgroß, Wuchs ansteigendduftendBlüten wie bei H. mollis 'Brevipetala' gefärbt, aber lang und schmal, Kelch innen purpurrot
'Aphrodite'purpurrote Kelchblätter, orangefarbene KronblätterjaEine der modernen holländischen Sorten, sehr auffallende Blüten
'Arnold Promise'1963Blüten mittelgroß, in dichten Büscheln, Kelch innen rötlichgrün, Kronblätter 15 mm lang, tief schwefelgelbStrauch, mittelgroß, bis 3 m hoch und 4 m breitschwachduftend1928 im Arnold Arboretum aus einer zufälligen Kreuzung zwischen H. mollis und H. japonica aufgetreten
'Carmine Red'Blüten groß, Kelch innen weinrot, Kronblätter 2 cm lang, schmal, gefaltet und gedreht, blass bronze, an den Spitzen mehr kupfrig, Basis rot, ausgesprochen karminrot in der KnospeBlätter eirund bis kreisrund, bis 13 × 13 cm groß, im Herbst gelbMittelgroßer, breiter StrauchIm Hillier Garten entstanden, spätblühend, März, Schlechter Blüher
'Diane'Blüten mittelgroß bis groß, in dichten Büscheln an den Zweigen, Kelch innen violett, Kronblätter bis 17 mm lang und 2,3 mm breit, ziemlich gerade, karminrotBlätter im Herbst intensiv gelb und scharlachStrauch sehr wüchsigschwachduftendVon de Belder in Belgien gezüchtet, eine der besten rotblühenden Formen
'Feuerzauber'1958Blüten groß, Kronblätter kupfrig-orange, mit Rot überlegt, ähnlich denen von 'Ruby Glow', doch größer, 16 – 18 mm lang, gedrehtBlätter eirund bis breit-elliptisch, Basis schief herzförmig, etwa 13 bis 17 cm lang, 8 – 10 cm breit, Herbstfärbung gelbMittelhoher Strauch, Wuchs stark, aufrechteher unangenehm duftendZüchter Herm. A. Hesse
'Hiltingbury'Blüten mittel bis groß, 16 bis 18 mm lang, Kelch innen purpurfarben, Kronblätter blass kupferrot, mit Rot überhauchtBlätter kreisrund bis mehr obovat, 8 – 12 cm lang, 7 – 10 cm breit, im Herbst gelb, orange, kupfrig und rotGroßer Strauch, Wuchs breit oder ansteigendZüchter Hillier, Blüten wenig schön, doch Herbstfärbung der Blätter prachtvoll
'Jelena'1955Blüten in dichten Büscheln, groß, Kelch innen dunkel weinrot, gelb mit kupfer Anflug, aus der Ferne orange wirkend, Kronblätter bis 2 cm lang, 2 mm breit, gedreht und welligBlätter eirund, 16 – 17 cm lang, 12 – 15 cm breit, Basis herzförmig, Herbstlaub orange, bronze, scharlach und rotGroßer Strauch, Wuchs ansteigendschwachduftendZüchter Kort/de Belder, Eine der schönsten Formen, die frühest blühende Sorte. Benannt nach Jelena Belder Kovačević
'Moonlight'1955Blüten in dichten Büscheln, mittelgroß bis groß, Kronblätter bis 18 mm lang, gefaltet und gedreht, blass schwefelgelb, Basis weinrot, ebenso der Kelch innenBlätter ziemlich kreisrund, 12 bis 18 cm lang, 9 – 12 cm breit, schief herzförmig, Herbstfärbung gelbStrauch, mittelgroß bis groß, ansteigend bezweigtstark duftendZüchter Kort/de Belder, Eine der schönsten Formen
'Nina'1953Blüten sehr groß, in vielblütigen Büscheln, Kronblätter bis 2,7 cm lang, tiefgelbStrauch, mittelgroßZüchter Lange, Dänemark
'Orange Beauty'1955Blüten mittelgroß, Kelch innen zuerst grünlichbraun, später braunrot, Kronblätter 15 mm lang, tief goldgelb bis orangegelbBlätter wie bei H. mollis, doch etwas spitzer, im Herbst gelbWuchs kräftig aufrechtZüchter Heinr. Bruns
'Primavera'Blüten mittelgroß in dichten Büscheln an den Zweigen, Kelch innen violett, Kronblätter 17 mm lang, sichelförmig gekrümmt, primelgelbStrauchZüchter de Belder
'Rubin'purpurrote Kelchblätter, rote KronblätterStrauch
'Ruby Glow'Blüten mittelgroß bis groß, Kelch innen weinrot, Kronblätter bis 18 mm lang, kupfrig, mit Rot überlegtBlätter eirund bis kreisrund, 12 – 16 cm lang, 8 – 12 cm breit, im Herbst orange, bronze und scharlachStrauch mittelgroß bis groß, Zweige ansteigend bis aufrechtschwachduftendZüchter Heinr. Bruns
'Westerstede'weinrote Kelchblätter, hellgelbe KronblätterStrauchschwachduftend
'Winter Beauty'1962Blüten ähnlich denen von 'Orange Beauty', doch etwas größer und an der Kronblattbasis braunrot, sonst tief goldgelb bis orangegelb, 15 – 20 mm langWuchs kräftigZüchter Wada, Japan

Literatur

  • R. Dirr: Hamamelis und andere Zaubernussgewächse. Ulmer-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-6538-4.
  • J. de Beldr, B. Wouters: Winterblüher. Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster 2003, ISBN 978-3-7843-3315-1.
  • Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-12-819644-1, S. 316.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Veit Martin Dörken: Pflanzenporträt Hamamelis von im Jahrbuch der Bochumer Botanischen Vereinigung, 2011. Volltext. (PDF; 2,2 MB)
  2. 1 2 3 4 5 6 7 8 Hybrid-Zaubernuss (Hamamelis × intermedia) bei baumkunde.de
  3. 1 2 Wilhelm Barthlott (Hrsg.): The Royal Horticultural Society – Dumont's große Pflanzen-Enzyklopädie. Band I: A-J, S. 490, Köln 1998.
  4. 1 2 A. Sæbø, S. O. Grimstad: Flowering, forcing, storage and vase life of Hamamelis. In: European Journal of Horticultural Science. Volume 74, No. 4, 2009, S. 160–164, online.
  5. Hamamelis intermedia bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  6. 1 2 3 4 5 Robert D. Marquard, Eric P. Davis, Emily L. Stowe: Genetic Diversity among Witchhazel Cultivars Based on Randomly Ampliefied Polymorphic DNA Markers. In: Journal of the American society for Horticultural Science, Volume 122, Issue 4, 1997, S. 529–535 Volltext. (PDF)
  7. Richard E. Weaver Jr.: Hamamelis 'Arnold Promise'. In: Arnold Arboretum, Volume 4, 1, 1981, S. 30–33. Online (PDF; 170 kB)
  8. Gerd Krüssmann 1977: Handbuch der Laubgehölze, Band 2, E-Pro. Parey, Berlin. ISBN 3-489-62122-0
  9. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Ziergehölze für den Garten – Hamamelis bei der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft.
  10. Hamamelis × intermedia 'Arnold Promise' AGM bei der Royal Horticultural Society.
  11. Hamamelis × intermedia 'Diane' AGM bei der Royal Horticultural Society.
  12. Hamamelis × intermedia 'Jelena' AGM bei der Royal Horticultural Society.
Commons: Hamamelis ×intermedia – Sammlung von Bildern
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