Hans-Peter Wild (* 16. Juni 1941 in Heidelberg) ist ein aus Deutschland stammender Schweizer Unternehmer, Jurist und Mäzen. Er ist Präsident des Verwaltungsrates des Getränkeherstellers Capri-Sun mit Sitz in Baar. Bis 2014 hielt er die Mehrheit an dem Aromenhersteller Wild. Seit 2019 ist er darüber hinaus Präsident des in Paris ansässigen und international erfolgreichen Rugby-Vereins Stade Français.
Wild lebt in Zug und gehört zu den reichsten Einwohnern der Schweiz.
Leben
Wild wuchs in der Kurpfalz als Sohn des Unternehmerpaares Rudolf und Leonie Wild auf. Sein Bruder ist Rainer Wild.
Nach dem Abitur studierte er an der Universität Heidelberg zunächst Rechtswissenschaft und legte sein Referendarexamen als Jurist mit Prädikat ab. An der Universität Mannheim schloss er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Steuerrecht und Wirtschaftsprüfung als Diplom-Kaufmann ab. Er verbrachte zwei Studienjahre an der Pariser Sorbonne und an der University of Cambridge, bevor er an der Juristischen Fakultät der Universität Mannheim über Das marktbeherrschende Unternehmen im französischen Recht zum Dr. iur. promovierte.
Im Anschluss an seine Ausbildung arbeitete Wild bei dem Bremer Familienunternehmen Diersch & Schröder und verantwortete dort vier Jahre lang als Geschäftsführer die Bereiche Mineralöl, Chemie und Reederei.
Unternehmerische Tätigkeit
Der Einstieg in das elterliche Unternehmen Wild erfolgte 1974. In der Folge trieb er kontinuierlich die internationale Expansion des Unternehmens im Aromenbereich und der Marke Capri-Sonne voran. Für die Getränkemarke verpflichtete er 1979 Boxweltmeister Muhammad Ali als Werbeträger und machte damit das ursprünglich deutsche Unternehmen zu einem weltweit tätigen Konzern.
In Vorbereitung auf einen möglichen Börsengang der Aromensparte verkaufte Wild 2010 einen Minderheitsanteil von 35 % an der Rudolf Wild GmbH & Co. KG an den Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR). Mit Wirkung zum Jahresende 2014 verkauften Wild und KKR die inzwischen schweizerische Muttergesellschaft Wild Flavors GmbH und den in Nauen ansässigen deutschen Hersteller von Fruchtzubereitungen Wild Dairy Ingredients GmbH an den US-Konzern Archer Daniels Midland (ADM). Davon ausgenommen waren die unmittelbaren Tochtergesellschaften der Capri-Sun AG sowie das in Eppelheim ansässige Unternehmen Pouch Partners, dass die Getränkeverpackungen für Capri-Sun herstellt. Im Juni 2023 wurde mitgeteilt, dass Pouch Partners vom kanadischen Verpackungshersteller CCL Industries übernommen wird. Der Kaufpreis beträgt 30 Mio. Euro für das ca. 72 Mio. Euro umsetzende Unternehmen. Die Firmierung wird in CCL Specialty Pouches geändert.
Über das Family Office bei der Wild Group Management AG in Zug steuert Wild zahlreiche weitere direkte Unternehmensbeteiligungen in den Bereichen Biotechnologie und disruptive Technologien sowie seine Vermögensverwaltung. Neben seinen Industriebeteiligungen ist Wild auch Eigentümer der beiden Salzburger Luxushotels Goldener Hirsch und Schloss Mönchstein.
2020 investierte er 67 Millionen Pfund in eine Firma, die einen kommerziellen Kernfusionsreaktor mit der britischen Firma Tokamak Energy herstellen möchte.
Engagement
Sport
1980 übernahm Wild als namensgebender Sponsor das bereits 1973 gegründete belgische Radsportteam Ijsboerke. Während Wilds Beteiligung gewann es unter anderem drei Etappen der Tour de France. 1982 wurde das Radsportteam aufgelöst.
2006 entwickelte sich zwischen den Sportfreunden Hans-Peter Wild und Dietmar Hopp ein öffentlich ausgetragener Disput über die Nutzung eines landwirtschaftlich genutzten Areals auf Heidelberger Gemarkung, das Wild zur Werkserweiterung nutzen wollte, während Hopp dort den Bau eines Bundesliga-tauglichen Fußballstadions ins Auge fasste. Im Ergebnis wurde die spätere Rhein-Neckar-Arena als Heimspielstätte der TSG 1899 Hoffenheim statt in Heidelberg im 35 km entfernten Sinsheim gebaut.
2007 gründete er die gemeinnützige Stiftung Wild Rugby Academy mit dem Ziel, den deutschen Rugby-Sport auf ein Weltklasseniveau zu heben. Neben der breitensportlichen Jugendförderung stand die Unterstützung der deutschen Rugby-Nationalmannschaften im Fokus. Sportlich gelang es ihm, den über die Wild Rugby Academy geförderte Nationalkader der Herren im klassischen 15er-Rugby bis kurz vor die Qualifikation zur Teilnahme an der Rugby-Weltmeisterschaft zu bringen. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rugby-Verband (DRV) ließ er jedoch 2017 auslaufen, weil ihm die finanziellen Verhältnisse des DRV als zu instabil sowie intransparent und die Verbandsstrukturen als zu unprofessionell erschienen, um auf internationaler Ebene erfolgreich mithalten zu können.
2017 erwarb er vom französischen Unternehmer Thomas Savare die Anteile am französischen Erstliga-Rugby-Verein Stade Français Paris, dem er seit 2019 als Président du Conseil d'Administration vorsteht.
Soziales und Kultur
Wild ist Präsident der Leonie Wild-Stiftung, die er 1997 zusammen mit seiner Mutter ins Leben rief. Die Stiftung setzt sich insbesondere in Eppelheim und in der Rhein-Neckar-Region für bedürftige Mitbürger sowie soziale und kulturelle Projekte ein.
2016 spendete Wild 16,5 Millionen US$ an die Marine Corps Scholarship Foundation als Dank für den Einsatz des US-Militärs während des Zweiten Weltkrieges und als Anerkennung für die Befreiung der Deutschen von den Nationalsozialisten.
Wild ist Mäzen der Astona Summer Music Academy, welche jährlich hochtalentierten jungen Musikern aus verschiedenen Ländern die Möglichkeit bietet, unter Anleitung renommierter Lehrkräfte zusammen zu musizieren und sich dabei in ihrem Instrument zu perfektionieren. Ebenso fördert er die Salzburger Festspiele und ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Heidelberger Frühling, welche jährlich ein internationales Musikfestival ausrichtet und darüber hinaus die ideelle Patenschaft für junge Nachwuchsmusiker übernimmt.
Wissenschaft und Medizin
Im Rahmen der Wissenschaftsförderung unterstützt Wild die Universitäten Heidelberg und Mannheim sowie das Universitätsspital Zürich und das Johns Hopkins Hospital. Das 2013 gestartete Human Brain Project der Europäischen Union soll ein Verständnis der Gehirnstrukturen und -funktionen mit Hilfe künstlicher Intelligenz ermöglichen.
Das Heidelberger Stipendienprogramm Wild Talent Scholarship richtet sich an junge Menschen in den MINT-Studienfächern. Zusammen mit der Mannheimer Universitätsstiftung hat Wild ein Programm finanziert, mit dem die Universität Mannheim wissenschaftlichen Nachwuchs anziehen soll.
Im Bereich Intensivmedizin arbeitet das Universitätsspital Zürich an verschiedenen Projekten, welche über Spenden von Wild finanziert werden.
2001 stiftete er außerdem den Wild Chair for Family Business an der privaten Wirtschaftshochschule International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne.
Auszeichnungen
Wild ist seit 1996 Ehrensenator der Universität Heidelberg. 2004 erhielt er den Bayerischen Bierorden. 2006 verlieh die Stadt Eppelheim ihm für seine unternehmerische Leistung und sein soziales Engagement gegenüber den Mitarbeitern seines Unternehmens sowie den sozialen Einrichtungen in Eppelheim und der Region die Ehrenbürgerwürde. Seit 2021 ist er Ehrensenator der Universität Mannheim.
Schriften
- Das marktbeherrschende Unternehmen im französischen Recht, Dissertation, Mannheim 1968, ohne ISBN
- Capri-Sonne. Die Faszination einer Weltmarke, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-89843-036-7
- Mr. Capri-Sun - die Autobiographie, München ISBN 978-3-95972-637-5
Literatur
- Christian Deutsch: Weltmarke made in Eppelheim – Porträt über Hans-Peter Wild als Ehrensenator der Universität Heidelberg, vom 10. Dezember 2003
- Martin Bernhard: Globalisierung auf kurpfälzische Art, Die Welt, 22. April 2006 (online)
- Karsten Langer: Hans-Peter Wild: Herr Capri-Sonne, Manager Magazin, 22. Juli 2004 (online)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ KKR exits WILD Flavors in $3bn deal. In: Financier Worldwide Magazine. September 2014, abgerufen am 30. November 2020 (englisch).
- ↑ Die 300 Reichsten – vollständige Liste | BILANZ. Abgerufen am 26. November 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Hans-Peter Wild: Das marktbeherrschende Unternehmen im französischen Recht. 1968, abgerufen am 10. März 2021.
- ↑ Karsten Langer, manager magazin: Hans-Peter Wild: Herr Capri-Sonne. 22. Juli 2004, abgerufen am 21. September 2023.
- ↑ Capri-Sun Company & History (Englisch) (Memento vom 27. Februar 2015 im Internet Archive)
- ↑ https://www.kunststoffweb.de/branchen-news/ccl_industries_kauf_des_beutelherstellers_pouch_partners_von_capri_su_t253026?referrer=NL/
- ↑ DV Bern AG: WILD GROUP MANAGEMENT AG. Abgerufen am 23. August 2022.
- ↑ orf.at - Milliardär kauft „Goldenen Hirschen“. Artikel vom 19. August 2016, abgerufen am 5. September 2018.
- ↑ Matthew Field: Tokamak Energy raises £67m from billionaire behind Capri Sun to make Oxford nuclear fusion hub. In: The Telegraph. 20. Januar 2020, ISSN 0307-1235 (telegraph.co.uk [abgerufen am 28. Mai 2021]).
- ↑ Martin Scheele: Bei Capri scheint die Sonne. In: Manager Magazin. 5. Mai 2006, abgerufen am 9. November 2020.
- ↑ Rainer Seele: Rugby-Förderer Hans-Peter Wild: „Es ist tiefstes Amateurtum“. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. März 2021]).
- ↑ L'Équipe. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom am 21. April 2021; abgerufen am 3. März 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Süddeutsche Zeitung Nr. 121, 27./28. Mai 2017, S. 24.
- ↑ Capri Sun innovator gives $16 million to Marine Corps Scholarship Foundation The Washington Post, Artikel vom 7. Januar 2016, abgerufen am 26. September 2018 (englisch).
- ↑ Scholarship Foundation Announces Historic $16.5 Million Donation. In: Marine Corps Scholarship Foundation. 7. Januar 2016, abgerufen am 3. März 2021 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Unsere Hauptsponsorin. Abgerufen am 10. März 2021 (deutsch).
- ↑ Privates Engagement • Salzburger Festspiele. Abgerufen am 10. März 2021 (deutsch).
- ↑ Stiftung Heidelberger Frühling | Engagement | Heidelberger Frühling. Abgerufen am 10. März 2021.
- ↑ Neuromorphes Rechnen: Sechs Millionen Euro für ein neues Forschungsgebäude. Abgerufen am 10. März 2021.
- ↑ Stipendien für hochtalentierte Studierende an der Ruperto Carola – Universität Heidelberg. Abgerufen am 11. März 2021.
- ↑ Dr. Hans-Peter Wild spendet zwei Millionen Euro für Forschung an die Universität Mannheim. Abgerufen am 11. März 2021.
- ↑ In Ruhe genesen. In: USZ Foundation. Abgerufen am 10. März 2021 (deutsch).
- ↑ IMD Global Family Business Center - Partnerships. Abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
- ↑ Hans-Peter Wild: Das marktbeherrschende Unternehmen im französischen Recht. 1968, abgerufen am 10. März 2021.